Der Donau-Jack

18:38 Uhr – Heute gibt es ein Bier aus der Region, das ich nur habe, weil ich ein anders Bier nicht bekommen konnte. Und das kam so: Ich habe bei der Urban Monks-Brauerei in Ulm zwei Sixpacks Bier bestellt, und wollte diese dort an einem Freitagnachmittag abholen. Meine gepackten Fläschchen standen auch hinter eine Glastür, ich konnte sie sehen, aber die Tür war verschlossen und es war niemand da. Mein Klingeln und meine Anrufe konnten mich auch nicht aus dieser traumatischen Situation befreien. In der Hoffnung, vielleicht doch noch ein das gewünschte Bier zu kommen, habe ich dann einen Getränkemarkt angefahren. Dort gab es natürlich kein Urban Monk. Aber dafür die Craft Beer-Reihe der Schlössle Brauerei in Neu-Ulm. Und dort habe ich das Strong Jack gekauft.

Das Etikett des Strong Jack in marineblau und weiß, in einem Zentrum im Kreis sieht man ein Segelschiff auf dem Meer. Der Name der Brauerei ist in Frakturschrift geschrieben, was ein ziemlicher Gegensatz zur ansonsten sehr klaren Optik ist. Ich finde aber, dass man so sehr schön darstellen kann, dass eine traditionsreiche Brauerei auch neuartiges Bier brauen und als solches darstellen kann. Deshalb steht dort wohl auch „Craft Beer Brauerei seit 1690“.

Für ein IPA ist der Strong Jack relativ hell, glänzt er doch in einem saftigen Goldgelb mit ganz leichter Hefetrübung und üppigem weißen Schaum. In der Nase ist das 5,1% Prozent starke Bier eine wahrhafte Aromabombe: Grapefruit, Zitrus und andere tropische Früchte strömen aus dem Glas, dazu eine starken Hopfennote, die an feuchtes Holz erinnert.

Auch der Geschmack geht klar in Richtung Wald, da sind Kräuter, Holz, Torf, Tannennadeln. Und vielleicht noch ein bisschen Grapefruitschale. Die Herbe ist beachtlich, aber dank einen schön ausgewogenen Hopfenaroma sehr angenehm. Dass das Strong Jack für ein IPA ziemlich wenig Alkohol hat, merkt man keineswegs, denn es ist schön kräftig und vollmundig.

Wieder mal ein Seemann

22:04 Uhr – Zum Wochenschluss gibt es ein Bier aus einer der wohl bekanntesten Craft-Beer-Brauereien Deutschlands: Crew Republic aus Unterschleißheim. Vor mir steht das Drunken Sailor, ein India Pale Ale mit 6,4 Prozent Alkohol. Die Merkmale des typtischen Crew Republic-Etiketts sind eine cremiges Blau und ein Anker mit Seil, der auch auf dem Kronkorken zu finden ist. Auch wenn sie nicht immer besonders gut sind, mag ich generell doch die kleinen Geschichten, die sich auf dem Rücken eines jeden Crew Republic-Biers findet. Der Drunken Sailor erzählt natürlich die Geschichte der englischen Seefahrer, die stark eingebrautes Bier nach Indien brachten. Kennen wir.

Im Glas ist das Drunken Sailor schön Goldgelb mit einem leichten Kupferstich, bedeckt von einem schneeweißen, feinporigen Schaum. Was auffällt ist, wie extrem klar dieses IPA ist. Im Geruchsorgan kommen äußerst herbe Hopfenaromen an, die auf eine gewisse Wuchtigkeit des Bieres schließen lassen. Daneben lassen sich auch säuerliche Zitrustöne von Zitrone, Grapefruit und Orangenschale erkennen.

Der Antrunk ist wie erwartet ziemlich herb, aber auf eine angenehme Weise. Zudem schmecke ich für einen ganz kurzen Moment die Süße von Honig. Dazu kommen eine Hand voll Kräuter und ein Hauch von Röstaromen. Im Abgang legt sich definitiv der Geschmack von Zitrusfrüchen in den Mund, allerdings ohne irgendeine Spur von fruchtiger Süße. Trotz der Hebe ist das IPA doch recht spritzig und süffig. Ein sehr ordentliches IPA, aber irgendwie auch so Standard, dass es mich nicht aus den Pantoffeln haut.

Discount-Nashörnchen

19:22 Uhr – Fat Rhino Session IPA ist ein Craft Bier, das es im letzten Sommer bei Lidl gab. Die Drittelliterdose ist sandfarben, darauf zeichnen sich silberfarbene Risse ab, die mich an Trockenrisse in sandigem Boden erinnern. Außerdem ist die Zeichnung eines nicht besonders fröhlichen Nashorns zu sehen. Vielleicht ist das ja aufgrund der Hitze traurig und braucht dringend ein erfrischendes, leichtes Bierchen. Die Dose wurde von der Kunststudentin Cristina Lanke aus Köln entworfen.

Im Glas wirkt das Fat Rhino trotz seiner leichten Trübe recht klar und durchsichtig. Farblich geht das Gelb in Richtung Fruchtfleisch einer Ananas. In Kombination mit einer schönen weißen Schaumkrone ist es dann doch einigermaßen hübsch. Auch der Geruch erinnert mich direkt wieder an Ananas, weil dort eine fruchtig-süße und doch säuerliche Note emporsteigt. Insgesamt duftet das Session IPA aber nicht besonders intensiv, neben der leichten Frucht sind auch ganz klassische, getreidige Bieraromen zu bemerken.

Der Geschmack kann den vielversprechenden Duft leider nicht bestätigen: Zu dünn kommt das 4,9 prozentige Bier daher, von besonderen Aromen keine Spur. Vor allem fällt ein seifiger, unangenehmer Bitterton auf, der sich im Nachgang am Gaumen noch weiter intensiviert. Irgendwie schmeckt das nicht nach Hopfenherbe, sondern nach künstlichem Bitterstoff. Bei dem Preis eines Discounter-Dosenbieres muss man natürlich nicht groß meckern. Aber für ein bisschen mehr Geld gibt’s auf jeden Fall viel besseres Bier.

Prost Neujahr

20:16 Uhr – Das neue Jahr ist schon fast drei Wochen alt und ich bin noch nicht zu meinem Silvestersektchen gekommen. Der wird auch ausfallen, aber ein bisschen Blubber muss natürlich schon noch sein. Dass Lambics der bessere Sekt sind, weiß ich ja schon länger. Darum gibt es zum bierischen Jahresbeginn ein Mort Subite Gueuze Lambic aus Belgien.

Der Viertelliter Sauerbier ist in ein braunes Fläschchen mit gelbem Etikett verpackt. Zunächst fällt der drauf geschriebene Name des Bieres ins Auge. Auf den zweiten Blick entdeckt man Details: Links unten ein Herr, der einen Kronkorken als Hut trägt; darüber ein Poststempel der Stadt Brüssel; rechts unten ein überschäumendes Bierglas; am rechten Rand außerdem drei rote Würfel und oben wir das Etikett von Gerstenähren eingerahmt.

Im Glas, einem schönen grünfüßigen Römer aus dem Erbe meiner Oma, sieht das Mort Sobite wunderschön aus. Kupferfarben liegt es da, bedeckt von einem feinen, dichten, weißen Schaum. Der Geruch ist ein typisch fruchtiger Sauberbiergeruch, leicht nach Essig und Sekt. Ich rieche Weintrauben und frisch geschrotetes Getreide.

Der erste Eindruck ist lecker, süßlich fruchtig mit leichter Säure, wie ein spritziger Traubensaft. Dazu muss man sagen, dass das Bier zwar mit Fruchtzucker vergoren wurde, sonst aber kein Obst darin ist. Trotz der deutlichen süße hat das Lambic eine gewisse Trockenheit. Es hat nicht viel mit herkömmlichem Bier zu tun – aber es schmeckt mir wieder mal außerordentlich gut. Prost Neujahr!

Una Cerveza

20:02 Uhr – UNACERVEZA heißt dieses Bier der Hirschbrauerei Heubach. Gereift ist es 12 Wochen bei 0°C in einem Tequilafass. Der spanische Name und der Tequila haben bei mir natürlich sofort Assoziationen zu Mexiko hervorgerufen. Das Etikett der Dritterliter-Vinchy-Flasche ist geteilt. Links ist es schwarz, darauf zu sehen ist ein schwarzes Hirschgeweih vor einem weißen Vollmund und der Name der Brauerei in weißer Schrift. Der rechte Teil ist rot hinterlegt, darauf steht in drei Zeilen und großen Buchstaben der Name des Bieres und der Alkoholgehalt. Mehr nicht. Schick.

Farblich ist das Unacerveza eine glatte Eins: Schimmernd bernsteinfarben mit prickelnder Kohlensäure und feinem weißem Schaum. Riechen tut es tatsächlich vor allem nach einem alten Fass mit alkoholischem Inhalt. An Tequila denke ich allerdings nicht unbedingt, eher an Sherry, Whiskey, Portwein oder einen schweren Rotwein. Allerdings kenn ich mich mit Spirituosen auch nicht so gut aus, also glauben wir das mit dem Tequilafass einfach. Dazu kommt ein recht starker Malzgeruch und ein Hauch von Honig und Vanille.

Die Vanille findet sich auch im Geschmack wieder, was ich bei einem hellen Bier sehr außergewöhnlich finde. Dazu erwartet man irgendwie Misstöne aus dem Schnapsregal, dem ist aber nicht so. Lediglich ein wärmendes Mundgefühl deutet in diese Richtung. Das Vollbier hat einen sehr vollen Körper, die 6,4 Prozent schlagen da schon durch, aber dabei bleibt es sehr ausgewogen und mild. Das leicht karamellige Malz ist deutlich vorhanden, aber nicht übertrieben stark. Hopfenherbe zeigt das Bier nur im Abgang kurz, vor es vom bereits errochenen hölzernen Fassgeschmack abgelöst wird.

Ich muss sagen, zunächst wurden meine Erwartungen gar nicht erfüllt. Irgendwie hatte ich mir etwas Exotischeres vorgestellt. Wen man sich aber auf das Bier einlässt, ist es ein großer Genuss. Nichts, was man literweise trinken wird, aber ein schönes Gläschen am winterlichen Kamin mit einem schönen Buch – das geht mehr wie gut.

Doldenverschwendung

21:56 Uhr – Die Biere der Tettnanger Kronenbrauerei gefallen mit optisch eigentlich sehr gut. Das Kronen-Bier ist mit einem geschwungenen kleinen k versehen, dunkelbraun auf weiß und sehr schlicht. Gebraut ist es laut Etikett mit Aromahopfen in ganzen Dolden.

Im Glas ist das Lagerbier extrem hell und klar. Man kann durch das Bier hindurch – kein Witz, ich habe es probiert – die Zeitung lesen. Der wenige Schaum zerfällt in Windeseile, optisch ist das leider keine Offenbarung. Auch in die Nase strömt nur wenig, unter Anstrengungen kann man einen schwachen, malzigen Geruch erkennen, in dem eine gewisse Frische mitschwingt.

Der erste Schluck kann Optik und Geruch leider nicht ausbügeln: Das Kronen-Bier ist lack und schwach im Geschmack, wohlwollend könnte man es als sehr leicht (5%) und mild bezeichnen. Dazu kommen eine aufdringliche Malzsüße und eine unterschwellige Bittere, die so gar nicht nach Hopfen schmecken will. Beides stört mich. Um zum Schluss noch einen positiven Aspekt zu finden: Die Nuancen von Pfeffer, die sich im insgesamt schwachen Bier verstecken, sind dann doch recht spannend.

Grüße aus Übersee

20:52 Uhr – Es gibt mal wieder ein komplett in Papier verpacktes Fläschchen von der Rügener Insel Brauerei, heute das Übersee Hopfen India Pale Ale, ausgezeichnet als World Best IPA 2016. Komischerweise war das das Insel Herb auch schon. Irgendwas stimmt da nicht. Naja. Das Recyclepapier ist mit einem schwarzen Anker bedruckt und sagt, dass das IPA erfrischend, exotisch, sehr trocken und herb sein soll. Na dann mal los.

Optisch sieht das Übersee Hopfen India Pale Ale genau so aus, wie man sich ein herbes IPA vorstellt: Kupfer- bis kastanienfarben, lebhaft, mit einer leicht cremefarbenen Schaumhaube. Der Duft ist wahrlich exotisch, die Aromen von süßen Südfrüchten erfüllen den Luftraum. Da sind Mango, Litischi und Maracuja, aber auch Ananas und Banane. Dazu meine ich auch Butterkekse zu erkennen.

Der erste Schluck ist ziemlich herb, aber die Herbe lässt links und rechts noch ein paar andere Geschmäcker zu. Tatsächlich bleibe ich hier bei meinem Eindruck von Bananenaroma, gemischt mit anderen, überreifen Früchten. Das darf man sich jetzt nicht als geschmacklichen Obstsalat vorstellen, denn die Herbe dominiert schon stark. Aber die Aromen sind da. Das IPA ist vollmundig, aber mit 5,6 Prozent Alkohol nicht allzu stark. Es ist recht süffig, da sich der Geschmack von getrocknetem Hopfen und leicht karamelligem Malz sehr schön mit den fruchtigen Aromen und der Herbe zusammenfügt. Kein heftiges IPA, aber ein ganz gutes.

Urban Beergardening XI

18:47 Uhr – Es war leider zu befürchten: Das Bier, das nur aus Zutaten von meinem Balkon – also selbst angebauter Gerste und Hopfen, gesammeltem Regenwasser und wilder Hefe – entstanden ist, ist ungenießbar. Heute habe ich es nach acht Wochen Reifung im Kühlschrank geöffnet. Dabei sieht es sogar einigermaßen nach Bier aus, denn es ist recht trüb, in einem erdigen Gold mit leichtem Orangestich. Schaum bildet sich keiner, nur kleine Bläschen. Der Geruch lässt dann aber schon vermuten, in welche Richtung es geschmacklich geht. Neben trockenem Getreide riecht das Gebräu vor allem nach Essig unter alter Butter.

Der erste Nipper offenbart ein wässriges, trockenes und saures Getränk. Nichts, was zu einem zweiten Nipper einlädt. Aber in dem Bier steckt ein halbes Jahr Gartenarbeit, darum folgen noch weitere Schlücke. Und diese bringen Erinnerungen an sauer vergorenen Apfelsaft und Fruchtessig mit sich. Das hört sich jetzt vielleicht ganz spannend an, aber die ganze Wahrheit ist: Ja, vielleicht habe ich ein Sauerbier gebraut. Aber definitiv ein sehr ekelhaftes.

Optisch okay, geschmacklich nicht.

Das Fazit zur urbanen Bierzucht: Beim Hopfenanbau haben die Läuse ein bisschen gestört, aber das geht gut. Die Gerste gedeiht im Topf nicht so wirklich gut; auch weil sie zu wenig Platz hat. Das Mälzen und Rösten der kleinen Menge ist dagegen kinderleicht. Das Regenwasser zu sammeln ist kein Problem. Wilde Hefen einzufangen funktioniert offensichtlich auch (falls es nicht irgendwas anderes war, was ich da gefangen habe), aber man weiß halt nicht, was da ins Bier kommt. Das, was in meines geflogen ist, will man da ganz sicher nicht haben.

Ich habe bei der Aktion ein bisschen was über die Entstehung von Bier gelernt – und bin zu der Einsicht gekommen, dass man die Zutaten abseits vom Hopfen doch sehr viel leichter von Dritten nimmt und nicht selbst dafür sorgt.

Leutkircher Hopfentropfen Nr. 2

19:47 Uhr – Nach dem ersten Leutkircher Hopfentropfen im letzten Jahr möchte ich mit der zweiten Auflage eine kleine Tradition starten. Die Idee ist, dass in jeden Jahr Hopfen aus verschiedenen Leutkircher Gärten verwendet werden, der Bierstil und damit das Rezept sich aber ändert. Im letzten Jahr gab es ein sehr herbes IPA, in diesem Jahr habe ich mich an ein Grünhopfenpils gewagt. Grünhopfenbiere sind mit frischen Hopfendolden gebraut und nicht wie üblich mit getrockneten. Dadurch kommt durch den Hopfen viel mehr Wasser ins Bier – und wohl auch andere Aromen. Beim Flaschendesign bin ich, es soll ja eine Serie werden, dem letztjährigen Motiv treu geblieben: Ein leicht modifiziertes Leutkircher Stadtwappen.

Der Leutkircher Hopfentropfen ist in ein mattes Goldgelb gefärbt; die zunächst etwas dünn wirkende Flüssigkeit wird nach und nach trüb. Der feine, weiße Schaum ist erst üppig, geht aber auch schnell zurück. Der Geruch ist süßlich, aber nicht fruchtig. Es sind eher die Düfte der Allgäuer Natur nach nassem Stroh oder feuchtem Waldboden (ohne stinkig zu sein).

Der Geruch bestätigt sich auch im Mund, dazu kommt eine trockene Hefenote und eine Spur von süßlichem Harz. Im Abgang ist es leicht säuerlich, fast schon ein bisschen schwefelig. Was für ein Pils komplett fehlt, ist die Herbe. Das 4,8 Prozent leichte Bier hat einen vollmundigen, fast mastigen Körper und ist dabei nicht besonders lebhaft. Es schmeckt sehr intensiv nach etwas, was ich nicht in Worte fassen kann. Den Geschmack verbinde ich mit nichts mir Bekanntem, aber ich finde ihn nicht schlecht. Vielleicht muss man bei diesem Bier weg von Aromen, hin zu Gefühlen. So beschreibt ein Arbeitskollege meiner Mutter sein Trinkerlebnis: „Wald, Wiesen, Heu, Badesee, HEIMAT. Ich hatte nach dem Genuss das Gefühl, etwas Gesundes zu mir genommen zu haben.“

Ich bin wieder zufrieden, auch wenn es mich leicht wahnsinnig macht, dass sich der Geschmack so schwierig benennen lässt. Für mich ist das definitiv kein Pils geworden, sondern ein liebliches Kellerbier. Aber das ist im Endeffekt ja nicht so wichtig.

Holunder Helle (bio)

19:17 Uhr – Abgesehen davon, dass Holundersaft eine schöne Kindheitserinnerung an die Küchenkünste meiner Oma ist, mag ich auch heute noch Holundersäfte und -sirups sowohl aus den Beeren als auch aus den Blüten sehr gerne. Auch die alkoholfreie Holderweiße aus dem Hause Schäffeler Bräu ist eines meiner favorisierten Sommergetränke. Es lag also auf der Hand, mal was in diese Richtung zu versuchen, zumal im Sommer am Waldrand überall die Holunderbüsche blühen.

Die Holunder Helle basiert auf der klassischen Schüttung einer Münchner Hellen, in diesem Fall mit drei verschiedenen Bio-Gerstenmalzen. Dazu kommt Hopfen aus dem Krattenmacherschen Garten in Aichstetten und natürlich jede Menge getrocknete Holunderblüten vom Leutkircher Waldrand. Beides natürlich auch bio. Außerdem habe ich beim Hopfenkochen noch ein paar Brombeerblätter in den Kessel geworfen. Wie es sich für eine Helle gehört, ist das Bier natürlich untergärig, bei kühlen Temperaturen vergoren und schön lange gelagert.

Das Etikett ist eine Zeichnung von Mara, die mit schwarzen Strichen, Schattierungen und leichter Kolorierung in grün und gelb an frühe wissenschaftliche Zeichnungen erinnert, wie sie vielleicht ein einem Werk über Heilkräuter zu finden sein könnten: Oben die Ansicht eines Zweiges mit vielen kleinen, weißen Blüten; darunter die Nahaufnahme einer einzelnen Blüte mit Kronblättern, Staubblättern und Stempel. Darunter steht in schlichter Handschrift der Name des 5,2 Prozent starken Gebräus.

Trübes, mattes Gelb, eigentlich eher ein gelbliches Ocker, dazu eine schöne, luftige und strahlend weiße Schaumkrone: So sieht die Holunder Helle im Glas aus. Der Duft nach Holunderblüten, der ober raus strömt, ist umwerfend und extrem intensiv. Wer diesen Geschmack mag, wird sich an dieser Stelle schon in das Bier verliebt haben. Wer nicht auf Holunder steht, hat jetzt vermutlich schon fast verloren.

Auch beim ersten Schluck bleibt das Bio-Bier fruchtig, aber längst nicht mehr so extrem, wie der Geruch vermuten ließ. Zu der für ein Helles typischen leichten Malzsüße mischt sich die fruchtige Süße der Holunderblüten mit einem Hauch von Blütenhonig. Am Gaumen kitzelt eine dezente Säure, die für Erfrischung sorgt. Obwohl es durch die starke Trübung recht schwer wirkt, läuft die Holunder Helle extrem gut den Hals hinab. Man darf Süffigkeit hier aber nicht mit Wässrigkeit verwechseln, denn wässrig ist das Bier auf keinen Fall. Der Hopfen grüßt kurz mit einer minimalen Grasnote, verschwindet dann aber fast ohne Herbe wieder. Nur im Abgang flackert eine milde Bitterkeit auf.

Wie ich finde, war die Holunder Helle ein gelungenes Experiment. Natürlich könnte man am Hopfenaroma noch etwas drehen, wodurch es aber den Reiz der heimischen, selbstgeernteten Zutaten verlieren würde. Ich bin zufrieden mit meinem ersten Bio-Bier.