Urban Beergardening XI

18:47 Uhr – Es war leider zu befürchten: Das Bier, das nur aus Zutaten von meinem Balkon – also selbst angebauter Gerste und Hopfen, gesammeltem Regenwasser und wilder Hefe – entstanden ist, ist ungenießbar. Heute habe ich es nach acht Wochen Reifung im Kühlschrank geöffnet. Dabei sieht es sogar einigermaßen nach Bier aus, denn es ist recht trüb, in einem erdigen Gold mit leichtem Orangestich. Schaum bildet sich keiner, nur kleine Bläschen. Der Geruch lässt dann aber schon vermuten, in welche Richtung es geschmacklich geht. Neben trockenem Getreide riecht das Gebräu vor allem nach Essig unter alter Butter.

Der erste Nipper offenbart ein wässriges, trockenes und saures Getränk. Nichts, was zu einem zweiten Nipper einlädt. Aber in dem Bier steckt ein halbes Jahr Gartenarbeit, darum folgen noch weitere Schlücke. Und diese bringen Erinnerungen an sauer vergorenen Apfelsaft und Fruchtessig mit sich. Das hört sich jetzt vielleicht ganz spannend an, aber die ganze Wahrheit ist: Ja, vielleicht habe ich ein Sauerbier gebraut. Aber definitiv ein sehr ekelhaftes.

Optisch okay, geschmacklich nicht.

Das Fazit zur urbanen Bierzucht: Beim Hopfenanbau haben die Läuse ein bisschen gestört, aber das geht gut. Die Gerste gedeiht im Topf nicht so wirklich gut; auch weil sie zu wenig Platz hat. Das Mälzen und Rösten der kleinen Menge ist dagegen kinderleicht. Das Regenwasser zu sammeln ist kein Problem. Wilde Hefen einzufangen funktioniert offensichtlich auch (falls es nicht irgendwas anderes war, was ich da gefangen habe), aber man weiß halt nicht, was da ins Bier kommt. Das, was in meines geflogen ist, will man da ganz sicher nicht haben.

Ich habe bei der Aktion ein bisschen was über die Entstehung von Bier gelernt – und bin zu der Einsicht gekommen, dass man die Zutaten abseits vom Hopfen doch sehr viel leichter von Dritten nimmt und nicht selbst dafür sorgt.

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