19:17 Uhr – Abgesehen davon, dass Holundersaft eine schöne Kindheitserinnerung an die Küchenkünste meiner Oma ist, mag ich auch heute noch Holundersäfte und -sirups sowohl aus den Beeren als auch aus den Blüten sehr gerne. Auch die alkoholfreie Holderweiße aus dem Hause Schäffeler Bräu ist eines meiner favorisierten Sommergetränke. Es lag also auf der Hand, mal was in diese Richtung zu versuchen, zumal im Sommer am Waldrand überall die Holunderbüsche blühen.
Die Holunder Helle basiert auf der klassischen Schüttung einer Münchner Hellen, in diesem Fall mit drei verschiedenen Bio-Gerstenmalzen. Dazu kommt Hopfen aus dem Krattenmacherschen Garten in Aichstetten und natürlich jede Menge getrocknete Holunderblüten vom Leutkircher Waldrand. Beides natürlich auch bio. Außerdem habe ich beim Hopfenkochen noch ein paar Brombeerblätter in den Kessel geworfen. Wie es sich für eine Helle gehört, ist das Bier natürlich untergärig, bei kühlen Temperaturen vergoren und schön lange gelagert.
Das Etikett ist eine Zeichnung von Mara, die mit schwarzen Strichen, Schattierungen und leichter Kolorierung in grün und gelb an frühe wissenschaftliche Zeichnungen erinnert, wie sie vielleicht ein einem Werk über Heilkräuter zu finden sein könnten: Oben die Ansicht eines Zweiges mit vielen kleinen, weißen Blüten; darunter die Nahaufnahme einer einzelnen Blüte mit Kronblättern, Staubblättern und Stempel. Darunter steht in schlichter Handschrift der Name des 5,2 Prozent starken Gebräus.
Trübes, mattes Gelb, eigentlich eher ein gelbliches Ocker, dazu eine schöne, luftige und strahlend weiße Schaumkrone: So sieht die Holunder Helle im Glas aus. Der Duft nach Holunderblüten, der ober raus strömt, ist umwerfend und extrem intensiv. Wer diesen Geschmack mag, wird sich an dieser Stelle schon in das Bier verliebt haben. Wer nicht auf Holunder steht, hat jetzt vermutlich schon fast verloren.
Auch beim ersten Schluck bleibt das Bio-Bier fruchtig, aber längst nicht mehr so extrem, wie der Geruch vermuten ließ. Zu der für ein Helles typischen leichten Malzsüße mischt sich die fruchtige Süße der Holunderblüten mit einem Hauch von Blütenhonig. Am Gaumen kitzelt eine dezente Säure, die für Erfrischung sorgt. Obwohl es durch die starke Trübung recht schwer wirkt, läuft die Holunder Helle extrem gut den Hals hinab. Man darf Süffigkeit hier aber nicht mit Wässrigkeit verwechseln, denn wässrig ist das Bier auf keinen Fall. Der Hopfen grüßt kurz mit einer minimalen Grasnote, verschwindet dann aber fast ohne Herbe wieder. Nur im Abgang flackert eine milde Bitterkeit auf.
Wie ich finde, war die Holunder Helle ein gelungenes Experiment. Natürlich könnte man am Hopfenaroma noch etwas drehen, wodurch es aber den Reiz der heimischen, selbstgeernteten Zutaten verlieren würde. Ich bin zufrieden mit meinem ersten Bio-Bier.
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