21:13 Uhr – Das Etikett des Kapittel Blond aus Watou in Belgien macht schon so gute Laune, dass das Bier in der dazugehörigen Flasche eigentlich auch fein sein muss. Zu sehen sind nämlich vier äußerst sympathische Mönche: Links der Älteste, faltiges Gesicht und weißer Haarkranz, konzentriert-erwartungsvoller Blick. Neben ihm der offensichtlich Jüngste, volles, dunkles Haar, etwas dunklerer Teint und lachend die weißen Zähne zeigend. Eines weiter ein Mönch mit weißem Rauschevollbart, strahlenden Augen und einem schelmischen Lächeln. Ganz rechts ein etwas fülligerer Glatzkopf mit Brille, bei dem sich beim Grinsen die Stirn in Falten legt. Diese vier, alle in braunen Kutten, stoßen gerade mit ihren Biergläsern an – und sie haben dabei ganz augenscheinlich eine gute Zeit.
Im Glas, ich habe versucht ein ähnliches wie das der Mönche auf dem Etikett zu wählen, ist das Blond goldgelb (ich habe den Eindruck, dass ich nur noch goldgelbes Bier trinke), sehr klar und mit extrem lebhafter Kohlensäure. Das führt auch zu einer enormen Schaumkrone, die zwar hübsch aussieht, aber eben beim Trinken erst mal stört. Der Geruch ist für ein Blondes ziemlich stark, es riecht vor allem zunächst nach Bier. Darf es ja gerne. In die Nase dringt eine leicht scharfe Säure, die leicht an Essig erinnert.
Zu meiner Überraschung bestätigt sich diese Säure beim ersten Schluck. Damit hätte ich bei einem Blonden nicht gerechnet. Die Säure ist nun allerdings nicht mehr die von Essig, sondern mehr die von Weißwein. Dazu mischt sich die Süße des Malzes, was tatsächlich ein Stück weit zum Trinkerlebnis von süßer Weißweinschorle führt. Ich habe es nochmal nachgelesen, es sind wirklich nur Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe verbraut. Dafür hat das Kapittel neben 6,5 Prozent Alkohol ein wirklich ganz erstaunliches Aroma, das auch Spuren von Kräutern vorzeigen kann. Eine spannende Mischung zwischen Lambic, Sauerbier, Wit und malzigem Blondem. Es schmeckt ganz gut, aber süffig ist es nicht. Mal wieder was aus der Kategorie: Kann man Kennenlernen, muss man aber nicht ständig haben.
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