Alkoholfreischwimmer

20:32 Uhr – Zum Start ins Wochenende trotzen wir der Daheimbleibgebot und machen einen Ausflug an die Ostsee, genauer gesagt auf die Insel Rügen. Dort stellt die Insel-Brauerei eine ganze Reihe besonderer Biere her, darunter auch mehrere alkoholfreie Carf-Biere. Eines davon ist das Swimmers Saison, das heute in meinem Verköstigungsklas landen wird.

Die Flasche ist, wie alle Sorten der Brauerei, komplett in Papier eingeschlagen. Dieses wird von der Bleistiftzeichnung einer jungen Frau dominiert, die eine Badekappe trägt  und gerade dabei ist, sich die Schwimmbrille von der Stirn über die Augen zu ziehen. Seitlich spitzelt eine einzelne Haarsträhne aus der Kappe, der Blick der Schwimmerin ist konzentriert in die Ferne gerichtet. Zusammen mit ein paar wenigen orangenen Akzenten sieht diese Verpackung sehr wertig aus.

Das glänzend orangefarbene, hefetrübe Bier wird von einer enormen, weißen Schaumschicht bedeckt, die sowohl aus grobem als auch aus feinporigem Schaum besteht. Das sieht richtig verführerisch aus. Da kann der sanfte, weiche Duft, der kaum bis an die Geruchsknospen vordringt, nicht mithalten. Mit viel gutem Willen kann man ganz dezent den Geruch eines Witbieres, also eine leichte Seifigkeit, erschnüffeln.

Mit einer leichten Fruchtigkeit nach Orange und einem sehr trockenen Mundgefühl kommt der erste Schluck daher. Aromen von Hopfen oder Malz sind zunächst gar nicht zu erkennen, dafür aber wieder leicht harzige Seife. Das spräche dafür, dass es sich bei den in der Zutatenliste aufgeführten Gewürzen um Koriandersamen handeln könnte. Erst im Nachgeschmack kommt eine gewisse Herbe auf, die den Mund mit ihrem Geschmack nach Zitrusschalen regelrecht trocken legt. Ein interessantes Bier, schmeckt mir ganz gut. Und für ein Alkoholfreies ist es nahezu außergewöhnlich!

Doppelt bitter

18:10 Uhr – Der Frühling ist da! Das Feierabendbier kann also endlich wieder auf dem Balkon genossen werden, darum eröffne ich hiermit nach einem Tag im Home-Office die Freiluftbiersaison. Ich tue das mit einem frühlingshaften Neumarkter Lammsbräu alkoholfrei, einem feinherben Bio-Schankbier. Die Flasche ist sofort als ein Produkt besagten Brauerei zu erkennen: Grün-weißes Etikett, schwarze Schrift und kleines Lämmchen auf einem Bierfass.

Das Bier ist optisch auch als alkoholfreies zu entlarven: Es sieht sehr, sehr dünn und klar aus. Was gefällt sind dagegen die sehr lebendige Kohlensäure und der üppige, stabile und äußerst langlebige Schaum. Es erinnert an ein Pils. In der Nase kommt nicht besonders viel an, lediglich eine traubenzuckerähnliches Süße lässt sich erkennen.

Diese Süße zeigt sich auch kurz im Mund, es wird aber schnell klar, dass das Bier damit nur eine falsche Spur legt. Sofort ziehen nämlich recht herbe Aromen von heimischen Bitterhopfen nach. Zuerst in einer sehr schönen Balance zur typischen Süße eines Alkoholfreien, im Abgang dann aber ganz schön wuchtig und einen Tick zu bitter. Noch Minuten nach dem Trinken sitzt der Geschmack von bitteren Kräutern auf der Zunge. Obwohl ich ja herbes Bier sehr schätze, stört mich das hier doch sehr. Das ist zu viel des Guten und nimmt dem spritzig-leichten Bier leider die Süffigkeit.

Der nüchterne Bär

23:09 Uhr – Ja, ich muss  zugeben, dass ich dieses Bier ausversehen gekauft habe. Bei meinem letzten Berlinbesuch. Dort stand die ganze Bären-Serie von Schoppe Bräu im Regal. Die Bio-Bier-Serie gibt es in allen erdenklichen Farben. So ist der Gelbe Bär ein Pils, der Blaue Bär ein IPA, der Orangene Bär ein Weizen oder der Braune Bär ein Porter. Ich habe den Roten Bär gekauft, ein Pale Ale. Erst viel später habe ich den kleingeschriebenen Zusatz bemerkt: Alkoholfreies Pale Ale. Was solls. Ich finde die Serie toll und vielleicht kann der Rote Bär ja was.

Das Etikett ist hauptsächlich rot, in weißer Schrift steht darauf „Schoppes Roter Bär“. Sehr einfach, aber auch sehr auffällig und hübsch. Besonders gut wirkt es natürlich, wenn all die Farben nebeneinander im Regal stehen. Eine kleine Besonderheit ist sicher, dass dieses Bio-Bier mit Gerste, Weizen und Roggen gebraut ist.

Der erste Eindruck ist schon mal gut. Im Glas variierte das hefetrübe Pale Ale von einem dunklen Goldgelb hin zu einer hellen Bernsteinfarbe. Bedeckt ist das Berliner Bier von einer stabilen, blasenreichen, leicht gelblichen Schaumschicht. Der Geruch, den man nur minimal wahrnimmt, erinnert dann sofort an alkoholfreies Bier: Die typische Süße lässt neben sich keine anderen Aromen erkennen.

Beim Antrunk zeigt sich dann allerdings sofort eine dezente Herbe, die sich als Gegenpol zu der durchaus vorhandenen Traubenzuckersüße positioniert. Tatsächlich scheinen die beiden Geschmacksextreme hier Gegenspieler zu sein, denn so richtig harmonieren tun sie nicht. Gerade das ist aber interessant, zwei so verschiedene Geschmäcker gleichzeitig im Mund zu haben. Im Abgang wird der Rote Bär sogar noch herber, die Bittere hat etwas sehr grasiges, leicht unangenehmes. Hopfen kommt nicht so wirklich durch. Lobend muss man hier in Anbetracht des Alkoholgehalts von unter 0,5 Prozent wieder die schöne Vollmundigkeit erwähnen. Süffig ist es sowieso. Für ein Pale Ale fehlen mir die markanten Hopfenaromen, für ein alkoholfreies Bier ist es aber ziemlich anständig.

Dolden < 0

18:45 Uhr – Ich habe das letzte Tageslicht eines fast schon frühlingshaften Mittags genutzt, um nach Monaten meinen Balkon mal wieder etwas zu pflegen. Genauer gesagt habe ich die vertrockneten Hopfenpflanzen vom letzten Jahr aus der Rankhilfe gefriemelt. Platz für Neues schaffen, denn unten treiben schon wieder die ersten Äste aus. Gartenarbeit, vor allem auf dem Hopfenfeld, macht natürlich Durst auf ein Hopfengetränk. Heute auf der Feierabendkarte: Das Dolden Null aus dem Riedenburger Brauhaus, ein biologisches, alkoholfreies IPA, gebraut aus Gerste und Emmer. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal Emmer im Bier gehabt zu haben.

Das Etikett ist eigentlich aufgeräumt auf weißem Grund mit blauer Hauptfarbe, roten Akzenten und schwarzem Text. Trotz aller Moderne wirkt es auf mich etwas überfrachtet. Der Elefant, auf dem zwei zylindertragende  Herren reiten, soll wohl ein Hinweis auf das India Pale Ale sein. Das Bier selbst ist matt strohgelb und recht trüb, bedeckt von einem grobporigen, festen Schaum.

Es verströmt den für alkoholfreies Bier typischen süßlichen Getreidegeruch. Es riecht teigig, aber von den für ein IPA zu erwartenden herben Hopfentönen fehlt jede Spur. Im Antrunk ist das Dolden Null nicht ganz so süß, wie gedacht, positiv fallen der volle Körper und die Frische auf. Die Aromen erinnern nun nicht mehr ausschließlich an Getreide, sondern auch an Obst und Eistee. Nach und nach zeigen sich sogar ganz zaghaft herbe Töne am Gaumen, die die klassische Hopfenbittere transportieren. Für mich ist das kein IPA, eher ein süffiges Kellerbier. In jedem Fall ein ganz ordentliches Alkoholfreies.

Nicht verkehrtes Fastenbier

18:53 Uhr – Fastenbier war für mich bisher ein besonders starkes, schweres, alkoholreiches Gebräu, das den hart körperlich arbeitenden Mönchen bei möglichst wenig Nahrungsaufnahme über die Fastenzeit retten sollte. Dazu passt das Fastenbier von Neumarkter Lammsbräu so gar nicht: Es ist isotonisch, stark kalorienreduziert und mit 0,5 Prozent fast alkoholfrei. Spannend finde ich auch, dass es sich um ein dunkles Alkoholfreies handelt – auch eine seltene Kombination.

Das Etikett auf rotem Grund ist geprägt von einer weißen Form in Wappenform, in der der Name dies Bieres und der Brauerei steht, außerdem das Logo des Misereor Hilfswerks (ein Euro pro Kiste gehen dort hin). Zu sehen ist auch das Brauereilogo, ein süßes weißes Lamm, das auf einem Bierfass liegt.  Die Flasche ist bauchig und langhalsig, ins grüne Glas ist wiederum der Name der Brauerei geprägt.

Im Glas ist das Bio-Fastenbier sehr hübsch, die Kastanienfarbe ist trotz ihrer Dunkelheit recht klar und von einer festen, dauerhaften, leicht cremefarbenen Schaumschicht überdeckt. In die Nase strömen süßliche Gerüche von trockenem Gerstenmalz und Karamell. Andere Aromen, die an Bier, Hopfen, Herbe oder Röstung erinnern könnten, fehlen komplett.

Dieser Eindruck bestätigt sich auch im Geschmack. Ich habe schon seit Jahren kein Malzbier mehr getrunken, aber in diese Richtung geht es schon sehr. Vielleicht weniger süß, aber genau deshalb recht süffig, ohne wässrig zu sein. Mit Bier hat es vielleicht geschmacklich nicht extrem viel zu tun, aber als Erfrischungsgetränk ist es toll. Im Abgang wird die Süße von einer ganz, ganz leichten Hopfenherbe abgefedert, die doch noch eine Fährte in Richtung Bier liegt.

Gar nicht mal so punky

20:47 Uhr – Bei meinem letzten Berlinbesuch am vergangenen Wochenende habe ich auch mal wieder bei BrewDog eingekehrt und dort unter anderem auch zwei Dosen alkoholfreies Bier mitgenommen. Denn den Machern der schottischen Brauerei traue ich durchaus zu, auch was Schmackhaftes ohne Alkohol hinzukriegen. Heute gibt es das Punk AF, der kleine Bruder des Punk IPA. Verpackt ist es in einer silberfarbenen Drittelliterdose mit blauen Elementen. Typischerweise sind die BrewDog-Getränke von unten nach oben beschriftet. Das sieht recht klar und hübsch aus – und irgendwie nach kaltem Bier.

Im Glas sieht es dann doch recht dünn aus, wie 0,5 Prozent eben vielleicht so aussehen. Die Farbe ist ein angenehmes Goldgelb, zu sehen sind recht große, einzeln aufsteigende Kohlensäurebläschen. Die dünne, weiße Schaumschicht ist großporig und von kurzer Haltbarkeit. Der Duft, der aus dem Punk AF strömt ist aber der totale Wahnsinn: Eine unglaubliche Fruchtigkeit nach tropischen Zitrusfrüchten, Mango und Piniennadeln. Das riecht so fein, da muss man eigentlich gar nicht trinken.

Ich tue es aber doch. Und es schmeckt leider, wie es aussieht: Dünn. Es fehlt dem Bier einfach an Körper. Die fruchtigen Aromen sind total verschwunden, die Piniennadeln sind noch da. Dazu kommt nun eine recht angenehme, grasige Hopfenherbe. Im Abgang wird diese allerdings eher unpassend bitter. Ganz ehrlich: Das schmeckt wie Wasser, in das man für ein paar Minuten zwei Hopfendolden eingelegt hat – erst nach sehr wenig und dann bitter. Als erfrischendes Sommergetränk und herber Durstlöscher okay, als IPA-Alternative leider nicht so der Burner.

Grüne Bio-Banane

21:09 Uhr – Was haben wir nicht Dank gutem Bier schon alles überstanden: SARS, Vogelgrippe, Maul-und-Klauen-Seuche und Rinderwahn. Das wird auch mit Corona klappen. Sicher ist aber bekanntlich sicher, darum darf es schon ein besonders gesundes Bier sein. Zumindest eines, das so aussieht. Das Moinette Biologique hat ein grünliches Etikett mit gelber und schwarzer Schrift. Besonders schickt ist die Biertrinkende Getreideähre. Brauerei des Bieres ist die belgische Brasserie Dupont. Aber was ist das eigentlich für ein Bier? Das ist nicht so direkt zu erkennen, es ist auf jeden Fall aus Wasser, Gerstenmalz, Weizensirup, Hopfen und Hefe gebraut. Und hoffentlich lecker und gesund.

Im Glas ein tolles naturtrübes Bier in einem dunklen, matten Goldgelb, bedeckt von einer üppigen, grobporigen Schaumschicht. Beim Geruch, der aus dem Glas strömt, lassen sich die 7,5 Prozent Alkohol nicht verleugnen. Neben der alkoholischen Note riecht es sehr süß und zuckrig, gar nicht so richtig nach Bier. Es könnte allerdings auch die Süße von überreifem Obst sein, das neben einem Glas Obstessig liegt.

Zu meiner großen Überraschung ist das Bier ziemlich herb und zunächst gar nicht süß. Die Herbe geht einher mit einem wiederrum recht nussig-alkoholischen Beigeschmack, den ich nicht so gerne mag.  Ich suche links und rechts davon weitere Aromen, aber das ist wirklich schwierig. Im Abgang meine ich etwas Banane zu erkennen, vielleicht auch Kräuter. Mit zunehmender Temperatur und nachdem sich die Geschmackssensoren an die dominanten Töne gewöhnt haben, kommt die Banane immer mehr durch. Dazu auch ein trockener Hefegeschmack und ein Hauch von weißem Pfeffer.

Wenn man das Moinette Biologique als Medizin durchgehen lässt, ist es ein sehr guter Tropfen. Als Bier ist es okay, das Bananenaroma in Kombination mit dem hohen Alkoholgehalt ist interessant. Mehr aber leider auch nicht.

#bierforfuture

19:31 Uhr – Das neuste Produkt meiner Heimatbrauerei Clemens Härle ist das #bierforfuture, ein unfiltriertes Lagerbier mit Bio-Zertifikat. Pro verkaufter Flasche spendet die Brauerei 5 Cent für Bäume und gegen den Klimawandel. Das Etikett ziert ein Plakat von einer Fridays for Future-Demo, das sagt: Wäre nur die Luft so rein wie das Bier. Sicherlich eine gute Sache und ganz sicher auch eine gute Marketingmaßnahme. Aber hier geht es natürlich knallhart um den Inhalt.

Der sieht im Glas ziemlich hübsch aus: Dunkles Strohgelb, naturtrüb und von einem sahneartigen, feinen, weißen Schaum bedeckt. Für ein Helles sieht das #bierforfuture auf jeden Fall ziemlich kräftig aus. Auch die malzigen Aromen, die aus dem Glas strömen sind recht intensiv. Passend zur Farbe deuten sich hier Spuren von Heu und auch von Kräutern an.

Das Helle hat einen sehr vernünftigen Körper, ist aber trotz seiner Würzigkeit spritzig und süffig. Die Malzaromen gehen nicht ins Süße, sondern eher ins Teigige, mehlige. Dazu kommt eine ordentliche Portion Hopfenherbe, die für mich gut dazu passt, für ein Helles aber ganz schön üppig ist. Im Abgang hinterlässt das Zukunftsbier ein angenehm trockenes, malziges Mundgefühl. Ein überdurchschnittlich gutes Helles – und in der kleinen Drittelliterflasche auch recht angenehm (und leider auch schnell leer).

Was mich dann aber doch neugierig macht: Das #bierforfuture hat mit 4,7 Prozent exakt gleich viel Alkohol wie das Lager Hell aus dem Hause Härle. Beides sind helle, naturtrübe Lagerbiere. Und beide haben exakt die gleichen Zertifikate. Ich habe leider kein Lager Hell da, um den direkten Geschmacksvergleich zu starten. Aber beide schmecken mir. Die Gerüchteküche ist am brodeln.

Der Pox unter den Bieren

21:39 Uhr – San Cristobal de las Casas, ein Stadt auf 2.200 Meter Höhe im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Im Januar durfte ich ein paar Tage an diesem sehr schönen und vor allem höchst interessanten Ort verbringen. Eines der vielen Highlights war eine Stadtführung, eine sogenannte Free Walking Tour. Normalerweise ist man bei diesen Tours auf Trinkgeldbasis mit einem lokalen Guide unterwegs, der einen zu Fuß ein paar Stunden durch die Straßen der Stadt führt und an jeder Ecke etwas erzählt. Bei der Tour in San Cristobal gab es auch einen Guide, der das ein oder andere erzählt hat. Vor allem hat er seiner kleinen Gästegruppe aber allerlei interessante Personen vorgestellt. So haben wir unter anderem den Wirt eines kleinen Lokales getroffen, einen Kunsthandwerker und einen indigenen Modedesigner. Seinen Abschluss fand der Stadtspaziergang in einem Kulturzentrum, in dem wir noch einiges über das traditionelle Getränke Pox gelernt haben und einige handwerklich gemachte Poxs probieren durften. Viele haben als Souvenir dann ein Fläschchen von diesem Zucker-Mais-Schnaps mitgenommen. Ich habe aber spitzbekommen, dass dort auch Bier gemacht wird und lieber ein Fläschchen davon mitgenommen. Probiert habe ich es vorher nicht, darum gibt das heute eine Wundertüte.

So richtig einfach ist das jetzt nicht nachzuvollziehen, was der Name der Brauerei ist und was der Name des Bieres sein soll. Das ist wirklich eine sehr kleine, sehr handwerkliche Klitsche, über die man auch im Internet wenig findet. Umso spannender. Das Etikett ist im unteren Drittel flächig dunkelorange, darüber weiß. In schwarzer Schrift steht Marsellesa (ich vermute, dass das die Brauerei ist) und etwas größer IPA Leluya darauf. Darüber ist eine kunstvoll gezeichnete, gelbe Fliege zu sehen. Darunter, auf einem goldenen, von Gerstenähren umstellten, Balken steht „Indian Pale Ale“. Ich weiß, dass es etwas belehrend ist, aber: Der Bierstil IPA heißt eben India Pale Ale, weil das Bier ursprünglich für Indien gemacht wurde, und nicht in Indien – also nicht indisch/indian ist. Jetzt frage ich mich, ob sich da ein leichtsinniger Fehler eingeschlichen hat, die Mexikaner nicht so viel Wert auf dieses Detail legen, oder ob das tatsächlich eine Anspielung auf die großteils indigene Bevölkerung der Gegen um San Cristobal sein soll.

In das Aussehen des IPAs im Glas habe ich mich sofort verliebt. Helle Kastanienfarben mit leichter Rötung, bedeckt von einer kleinen, leicht cremefarbenen Schaumschicht. Der Duft strömt nicht gerade wild aus dem Glas, aber wenn man am Bier riecht, gefällt es: Deutlich herbe Hopfenaromen, zusammen mit dem Geruch säuerlicher Zitrusfrüchte. Dazu dringen Röstaromen in die Nase. Schön!

Beim ersten Schluck wird deutlich, dass das Leluya ein richtiges Hopfenbrett ist. Die Herbe schlägt mit voller Breitseite zu, am Gaumen wird es sofort bitter, während sich auf der Zunge Aromen aus dem Wald zeigen: Nadelholz, feuchte Rinde, Tannenzapfen, Farn. Vom Mundgefühl her ist das 5,5 Prozent starke Bier sehr angenehm, vollmundig und trotzdem einigermaßen leicht. Das geröstete Malz zeigt sich nur unterschwellig, führt aber zu einem trockenen Abgang hin. Erst nachdem Glas nur noch halb voll ist, trauen sich langsam auch die ganz kleinen, fruchtigen Aromen heraus. Diese bleiben aber sehr nahe am waldigen Eindruck, also keine Spur von süßen Mangos und Papayas, vielmehr sind wir hier bei dunklen Waldbeeren.

Ein hervorragendes IPA, auch wenn es wegen seiner enormen Herbe nichts für Anfänger ist. Ehrlich gesagt hätte ich bei dem Aussehen der Flasche und dem Herkunftsort nicht zwangsläufig mit einem so tollen Bier gerechnet.

Großpopowitzer Ziegenbock

21:22 Uhr – Vor rund 3 Jahren habe ich mal ein dunkles Kozel getrunken und an dieser Stelle beinahe euphorisch gelobt. Heute ist die helle Variante aus der tschechischen Brauerei Volkopopovicky dran, das Kozel Premium Lager. Schön finde ich noch diesen Satz auf Wikipedia zur Brauerei: Die Brauerei wurde im Jahr 1871 unter dem Namen Großpopowitzer Brauerei vom Großunternehmer Franz Ringhoffer II. in Velké Popovice südöstlich von Prag gegründet. Drei Jahre später wurde das erste Bier gebraut. Da fragt man sich doch, was der da drei Jahre lang getrieben hat?! Auch bei diesem Kozel grüßt ein Ziegenbock vom Etikett, der vor einem riesigen, vollen Humpen Bier sitzt. Ich frage mich ja, wie der das mit seinen Hufen saufen soll, soll aber auch nicht mein Problem sein.

Das Lager ist auffallend klar, aber dabei nicht besonders hell. Das dunkle Goldgelb hat schon einen leichten Drang ins Rötliche. Dazu fällt die sichtbar aktive Kohlensäure auf, die die schmale Schicht von weißem Schaum am Leben hält. Der Geruch ist malzig nach Bier, aber auch süßsäuerlich wie Honigwein.

Der erste Schluck ist nicht schlecht, es ist längst nicht die erwartete Malzbombe. Im Mund zeigen sich – ganz im Gegenteil – sogar herbe Hopfenaromen. Mit seinen schlanken 4,6 Prozent Alkohol ist das Kozel recht süffig-leicht, besonders viele Ecken und Kanten hat es auch nicht. Auffallend ist erst wieder der honigsüße Abgang, in dem sich dann doch noch die anfänglich bemerkten Aromen zeigen. Ein anständiges Alltagsbier, nicht mehr, nicht weniger.