Wer hat Angst vorm schwarzen Hai?

20:27 Uhr – Ich lahme seit Montag ein bisschen, bin irgendwie nicht so fit und habe ständig Kopfweh. Viel Schlaf diese Nacht wird helfen. Und dem Schlaf soll ein Black Shark von Camba auf die Sprünge helfen. Das ist ein schwarzes India Pale Ale, also, so stelle ich es mir vor, ein sehr dunkles, sehr hopfiges Bier. 8,5 Prozent Alkohol verspricht das Etikett, dazu 120 IBU. Das kann ja heiter werden.

Was das Etikett angeht ist der Black Shark die blaue Variante von Camba. Also alles wie gehabt aber in Blau: Großes rundes Logo, in dem Camba Brauerei Handwerk und Bayern steht, darunter ein schräger Schriftzug, der den Namen des Bieres nennt. Nettes Detail ist ein bordeauxrotes Fischlein. Das soll wohl ein Goldfisch mit Haifischflosse sein.

Das Bier fließt fast schon ölig und tiefschwarz ins Glas. Schaum bildet es eigentlich gar keinen, nur eine beigefarbene, grobporige Blasenschicht, die schnell verschwindet. Das Black Shark riecht sehr stark. Oder um es anders zu sagen: Es stinkt undefinierbar. Wenn man es doch zu definieren versuchen möchte, könnte man eine starke Bitternote entdecken, leicht faulenden Kompost vielleicht noch. Richtig viel Lust macht dieser erste Eindruck nicht.

Der erste Schluck ist dann aber zunächst unspektakulär. Bis sich, nach vielleicht einer Sekunde, vom Hals her kommend langsam eine bittere Spur bis zur Zungenspitze zieht. Richtig unreife Beeren könnten das sein, in einer Mischung mit irgendwas Rauchigem. Das ist ein sehr intensiver Geschmack, aber eigentlich kein unangenehmer. Durch das viele Röstmalz ist die angekündigte Bitterkeit von 120 IBU zwar immer noch deftig, aber durchaus auszuhalten.

Da ich noch mindestens drei Viertel des kleinen Fläschchens übrig habe und es nicht so wirklich schnell in mich hineinspringt, probiere ich es mal in Kombination mit einem Stückchen Bitterschokolade. Während für Schokolade zu Bier eigentlich ein No-go ist, ergänzt sich das in dem Fall ganz gut. Obwohl das Black Shark im Gegensatz zu anderen dunklen Bieren selbst keine deutlichen Kaffee- oder Schokoladenaromen hat.

Wie soll ich sagen? Der Geruch ist furchtbar. Der Geschmack ist für ein schwarzes Bier in Ordnung, wobei der Reiz wohl eher im Versuch besteht, irgendeinen Geschmack zu finden.

Abgelaufen: Berliner Berg

20:23 Uhr – War ich mal wieder in Berlin gewesen. Und habe mir auch ein Hauptstadtbierchen mitgenommen, das ich soeben auf meinem überdachten Balkon trinke, während es vor sich hin tröpfelt und hoffentlich auf die Nacht hin etwas abkühlt. Gekauft habe ich ein Berliner Berg Pale Ale im braunen Drittelliterfläschchen mit auffälligem gelben Etikett. Mit klaren Buchstaben steht darauf in brauner Schrift der Name der Brauerei und des Bieres, sonst nichts. Rundlich umrahmt ist der Schriftzug von einem mandalaartigen, minimalistischen Design. Sehr hübsch! Auf dem Halsetikett trinkt ein Eichhörnchen gierig aus einem viel zu großen Bierglas. Aber zurück zur Einkaufsgeschichte: Ich habe diese Bierspezialität in einem Kaufland-Supermarkt irgendwo zwischen Lübbenau und Ost-Berlin erworben. Am Abend des 31. Mais. Zuhause angekommen musste ich aber feststellen, dass das Bier bereits am 24. April abgelaufen ist. Da die Lagerung im Kaufland weder kühl noch dunkel ist, muss ich deshalb wohl damit rechnen, dass ich nicht unbedingt den vorgesehen Genuss erleben darf.

Im Glas sieht das Pale Ale mit seiner dunkelgold-orangenen Farbe und der stilechten Schaumkrone wunderschön aus. Es riecht fruchtig-säuerlich, vielleicht mit einen Hauch von Maracuja. Der erste Schluck ist daraufhin überraschend: Dumpfe Bitterkeit. Diese verfliegt allerdings recht schnell und macht Platz für einen malzig-erdigen, leicht süßlichen Nachgeschmack. Zurück bleibt ein nicht besonders angenehmer alkoholischer Geschmack im Mund. Erst nach einigen Schlücken kommt ein wirklich sehr leichtes Fruchtaroma zurück.

Nach diesem Geschmackseindruck muss ich nicht zwangsläufig weitere Pale Ales von der Berliner Berg Brauerei kaufen. Allerdings kann es natürlich auch sein, dass auf Grund des Ablaufdatums die beste Zeit dieses Bieres schlichtweg vorbei war. Und wegen der schönen Optik von Etikett und Bier hat sich der Kauf ja doch irgendwie gelohnt.

Sonntagsfrühschoppen

14:30 Uhr – „SUN DAY“ steht in großen schwarzen Buchstaben auf dem runden, leuchtorangenen Etikett – und sonst nichts. Ein Bier also für den Sonntag oder den sonnigen Tag. Interessant an der Optik dieser braunen Halbliterflasche ist auch, dass der Hals mit orangener Alufolie ummantelt ist. Das sieht man auch immer weniger. Und das nervt ja auch wie Sau. Obwohl man zum Beispiel aus dem goldenen Aluminiumteil des Tannenzäpfles sehr schöne Weihnachtsengel basteln kann.

Im Glas schimmert das Sonntagsbier leicht orange, bedeckt von einem grobporigen, leichten und cremefarbigen Schaum. Es riecht insgesamt nicht stark, das was man erkennen kann sind Mango, andere tropische Früchte und eine hervortretende Hopfennote.

Das Easy Pale Ale (laut Rückenetikett) aus dem Hause And Union schmeckt angenehm herb und erfrischend. Ich meine sogar, Nuancen von frischen Fichtennadeln herauszuschmecken. Es läuft ziemlich gut gegen den Durst an und ist somit tatsächlich ein gutes Bier für den frühen Sonntag. Trotz seiner 5,5 Prozent Alkohol wirkt es leicht, das Sun Day ist eine sehr runde Sache. Im angenehmen Nachgang tritt ein Hauch von reifem Pfirsich auf die Geschmacksknospen. Fein!

Im Keller ist es kühl

22:01 Uhr – Vor der nächsten Ausfahrt in die östlichen Bundesländer Deutschlands geziemt es sich, ein Bier von dort drüben zu trinken. Um im Regal Platz für neue Leckereien aus Brandenburg, Thüringen, Sachsen und all den anderen trolligen Ländern zu schaffen. Meine Wahl heute fällt auf ein Bier aus der sächsischen Landeshauptstadt Dresden: Das Dresdner Felsenkeller Urhell der Feldschlößchen Brauerei. Die braune Halbliterflasche sieht mit dem golden umrahmten weiß-gelben Etikett mit der blauen Schrift und dem roten Drachenwappen sehr nach Discount-Bier aus. Aber jedes Tröpfchen bekommt seine Chance.

Im Glas ist das Urhell sehr klar und auch hell, aber mit einem Hang ins Goldfarbene. Der weiße Schaum sieht zunächst schön aus, fällt aber leider schnell zusammen. Das Bier riecht dünn und ausschließlich nach Malz. So schmeckt es dann auch: Reichlich nach süßlichem Malz, aber nicht besonders intensiv, es ist also erträglich. So kann man zwar noch von einem (zumindest gut gekühlt) trinkbaren, ganz normalen Bier sprechen, für mehr reicht es aber nicht. Es fehlt die Würze oder irgendeine markante Besonderheit.

Bierrevolution?

22:00 Uhr – „Ein Bier, das die deutsche Bierwelt verändert“. Wenn man davon ausgeht, dass es die Bierwelt zu einer besseren machen will, dann ist das ein lobenswertes, aber auch ein sehr hohes Ziel, dass sich Crew Republik aus Unterschleißheim mit seinem Foundation 11 gesetzt hat. Es soll sich um ein recht helles, schwach malzig und schwach bitteres, dafür aber einigermaßen hopfiges Getränk handeln. Diese Behauptungen wollen wir doch mal überprüfen.

Weil die Flasche samt Etiketten in Schwarz- und Brauntönen (mit weißer Schrift) gehalten ist, dachte ich eigentlich die ganze Zeit, dass auch ein dunkles Bier darin stecken muss. Aber in der Tat ergießt sich eine schöne, goldgelbe Flüssigkeit mit einem minimalen Rottouch ins Bierglas. Darauf bildet sich blütenweiser Schaum aus kleinen, lebendigen Bläschen. Das Foundation 11 riecht nach schwerer Frucht, auch ein bisschen nach Honig. Die leichte Säure einer Ananas schwingt mit.

Es schmeckt dann auch ganz gut, wobei es mir schwer fällt, etwas Bestimmtes herauszuschmecken. Es ist auf keinen Fall malzig, hat aber auch kein ausgeprägtes Hopfenaroma. Es ist angenehm bitter, zugleich aber auf eine interessante Art auch dezent karamellsüßlich. Insgesamt ist es mit seinem 5,6 Prozent Alkohol äußerst süffig, durchaus ein empfehlenswertes Bier. Für den konservativen Biertrinker mag es eine leichte Veränderung auf den Geschmacksknospen bedeuten, für den probierfreudigen verändert sich die Bierwelt wohl nicht. Macht aber auch nichts – schmecken tut’s ja trotzdem.

Hopfenweisse

17:21 Uhr – Noch eine gute halbe Stunde bis zur Sportschau, ich oben ohne unter der herrlichen Maisonne in meinem orangenen Liegestuhl, um mich herum auf dem Balkon meine Erdbeer-, Chili-, Tomatillo-, Pfefferminz-, Basilikum- und Unkrautpflänzchen. Aus dem Garten der Nachbarn weht ein äußerst angenehmer Grillduft zu mir hoch, ich kann vernehmen, dass soeben die vierte Flasche Wein das Nachmittags geöffnet wird („der ist von 750 vor Christus“ – scheint was zu feiern zu geben).

Warum also nicht auch endlich ein samstägliches Bierchen öffnen? Eine Hopfenweisse aus dem Hause Schneider Weisse aus Kelheim. Da hatte jemand eine ähnliche Idee wie ich mit dem Bärenjäger: Klassisches deutsches Bier, in diesem Falle Weißbier, auf amerikanische Art (kalt) gehopft. Ich freue mich schon den ganzen Tag auf diesen kühlen Drittelliter.

Matt und orange bis goldgelb liegt das naturtrübe Bier mit einer herrlichen Schaumkrone im Glas. Optisch ist es schon mal eine Wucht. Auch alkoholtechnisch, was mir erst nach dem Öffnen aufgefallen ist: Stolze 8,2 Prozent stecken in der Hopfenweisse. Damit ist es auf keinen Fall das richtige Bier für den Liegestuhl, aber jetzt ist es schon auf. Der süße, fruchtige Geruch ist der absolute Wahnsinn: Intensiv nach Mandarine und Mango ist das erste, was ich erkenne. Aber auch tropische Früchte lassen sich erahnen.

Der Geschmack ist malzig-süß und geht sehr in Richtung süßlicher Hefeweizen, hat aber immer noch diese unterschwellige Mangonote. Nach einem Moment spürt mein eine dezente Herbe, die an Orangenschalen erinnert. Fein. Mit dieser Herbe schwingt ein etwas alkoholischer Beigeschmack mit, der zunächst nicht schlimm ist. Leider wird dieser Geschmack mit jedem Schluck dominanter und verdrängt die anderen Aromen mehr und mehr. Das mag bei der Stärke dieses Bieres okay sein, ich trauere aber der anfänglichen Fruchtexplosion nach. So entwickelt es sich vom fruchtig-frischen Weizen zu einem etwas schweren, auch hefelastigen, leicht trockenen Getränk. Beide Ausprägungen sind interessant und nicht schlecht, ich bin aber deutlicher Anhänger des ersten Eindrucks.

Weil ich das Glas auf keinen Fall schnell leer trinken kann, noch ein paar Worte zur Optik: Auf der kleinen, braunen Flasche klebt ein hauptsächlich grünes Etikett mit dickem, goldenem Rand. Darauf dominiert ein großes, blaues Schneider Weisse-Logo und ein roter Balken, auf dem „Limitierte Auflage“ steht. In einer blauen Raute steht noch „Tap 5“. Schlicht, aber ganz hübsch.

Wer auch probieren will: Die Hopfenweisse steht momentan bei Lidl in den Regalen.

 

Old McGargles had a Beer, ia ia oh

22:06 Uhr – Die letzte Nacht war keine besonders erholsame und der morgige Tag wird ein langer und voraussichtlich stressiger. Umso wichtiger also, jetzt noch einen kleinen Schlummertrunk zu sich zu nehmen. Etwas schweres, dunkles schwebte mir vor – und so habe ich mich für ein Stout aus Irland entschieden: Das McGargles Uncle Jim’s Stout von der Rye River Brewing Company in Celbridge.

Das kleine braune Fläschchen ist einem hellen Etikett beklebt, das scheinbar gerissene Kanten hat. Darauf zu sehen ist ein gemalter, betröppelt dreinschauender Mann mit graumeliertem Vollbart und hoher Stirn. Er steht vor einer Bretterwand und trägt ein blaues Hemd und Hosenträger. Es scheint sich um Uncle Jim zu handeln, denn direkt unter ihm steht auf einer Banderole „Uncle Jim’s Stout“.

Das Stout ist, wie es  zu erwarten war, sehr, sehr dunkelbraun bis beinahe schwarz. Auch der wenige, aber stabile Schaum ist gelb-bräunlich und zeigt große Blasen. In der Nase ist es malzig-karamellig, mit Röstaromen und einem Hauch von dunkler Schokolade – oder vielleicht auch kaltem Kaffee. Eigentlich nicht gerade das, was ich von einem Bier erwarte. Ich muss aber zugeben, dass das sehr rund und angenehm riecht.

Der erste Eindruck ist, dass es lang keine solch dunkle Malzbombe ist, wie ich befürchtet habe. Das liegt vielleicht auch an den nur 4,5 Prozent Alkohol. Der erste Schluck ist schon fast frisch, obwohl überhaupt nicht spritzig, mit einer leicht herben Hopfennote und einem Hauch der bereits errochenen dunklen Schokolade. Die richtigen Aromen kommen erst nach ein paar Sekunden zur Geltung: Das Uncle Jim’s Stout zeigt ein ganz leicht malziges Röstaroma, eine Spur vom Karamell am Gaumen. Dann ein eindeutiger, sehr intensiver Nachgeschmack von Kaffee mit leichter Bitternote im Hals. Es ist dann doch mal wieder erstaunlich, welche Geschmäcker Bier so hervorzaubern kann. Zurück bleibt ein recht trockener Mund. Das löst natürlich direkt den Griff zum Glas aus – ein irischer Teufelskreis.

Der Allgäuer Bärenjäger

21:15 Uhr – Da ist es also, mein Zweitlingswerk, der Allgäuer Bärenjäger. Der Plan war, ein recht helles Bier mit einer herben, fruchtigen Hopfennote zu erschaffen. Dazu habe ich das Grundrezept  für ein helles, obergäriges Bier (Pilsner Malz und Wiener Malz) genommen, mich beim Hopfen aber eher in Richtung IPA orientiert. Als Bitterhopfen habe ich Yellow Sub genommen, als Aromahopfen Citra. Mit Citra habe ich dann auch noch zweimal kalt gehopft, um das fruchtige Citrusaroma dieses Hopfens massenhaft in das Bier zu bringen. So viel zur Theorie.

Der Brauvorgang hat ordentlich geklappt, die richtigen Temperaturen beim Einmaischen minuziös zu treffen erscheint mir aber immer noch unmöglich. Das Filtern wird bei der gebrauten Menge von 20 Litern zum Kraftakt. Die Abfüllung in die Flaschen hat Dank neuem Eimer mit Zapfhahn ideal funktioniert. Bei der Flaschengärung hat sich wieder ein gehöriger Bodensatz gebildet, der nicht schlimm ist, aber im Idealfall lieber in der Flasche bleibt als ins Glas zu kommen.

Der Allgäuer Bärenjäger hat auch endlich ein richtiges Etikett bekommen. Sogar ein sehr schönes, wie ich meine. Gestaltet und umgesetzt von meinem Haus- und Hof-Künstler Möckez. Besten Dank! Die Idee für das Etikett hat ein Foto von mir aus einem Souvenirladen in Texas geliefert – und so kam dann auch der Name zustande. Allgäuer Bärenjäger ist ja im Nachhinein auch eine schöne Vermischung der anvisierten Biereigenschaften (bitterer Bär und blumige Allgäuer Wiese) und den genutzten Bierstilen (Allgäuerisch und Amerikanisch). Geklebt haben wir die auf Kopierpapier gedruckten Etiketten übrigens mit echter Allgäuer Heumilch. Hält sagenhaft gut.

Im Glas ist es tatsächlich relativ hell, irgendwas zwischen mattem Gold und schwachem Ocker. Schaum hat es leider so gut wie gar keinen, bestimmt auch, weil ich sehr vorsichtig eingeschenkt habe. Dafür hat es eine recht lebendige und großblasige Kohlensäure, was schon mal erfrischend aussieht. Der Geruch ist definitiv fruchtig, beinahe tropisch. Zitrusfrüchte wie Limette oder Grapefruit sind sicher dabei, vielleicht auch säuerliche Beeren oder ein Hauch Mango. Das freut mich sehr.

Der Geschmack ist wie angedacht ziemlich herb. Dabei allerdings auch etwas unrund, sodass es vielleicht fast eine Spur von unangenehmer Bittere gibt. Definitiv ist es voll im Geschmack und ich kann es mir sogar als erfrischend vorstellen, weil es nicht zu schwer ist. Die Fruchtigkeit aus dem Geruch ist natürlich zum größten Teil verflogen, erahnen lässt sie sich aber noch. Im Nachgeschmack kommt ein leicht malzig-brotiger Geschmack auf die Zunge, der mich aber nicht stört.

Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden mit mir! Das ist ein spritziges, fruchtiges und dennoch ordentlich herbes Bier, wie ich es mag. Mir ist klar, dass es vielen Probanden zu bitter sein wird, aber die Geschmäcker sind zum Glück verschieden. Der nicht vorhandene Schaum ist ein Wehrmutstropfen, denn von der Farbe mit seiner leichten Trübung ist es ein ziemlich hübsches Bier. Ich freue mich wirklich über dieses Ergebnis und hoffe, dass ich es mit vielen von euch teilen darf!

Dame in Rot

21:47 Uhr – Der FC Bayern spielt gerade gegen Real Madrid. Und ich weiß gar nicht, für wen ich sein soll. Madrid find ich eigentlich ganz gut, trotz Ronaldo. Immerhin ist Zidane da Trainer. Auch das ganze Selbstverständnis von Real Madrid finde ich auf seine Art bewundernswert. Dazu kommt, dass ich in Spanien in einer so vom FC Barcelona geprägten Gegend studiert habe, dass es einfach viel schöner war, Real gut zu finden. Bayern mag ich natürlich erst mal nicht. So einfach ist es aber dieses Mal nicht. Zum einen geht es darum, dass eine deutsche Mannschaft in der Champions League gut abschneidet. Zum anderen würde ich es Jupp Heynckes einfach auch gönnen, so im vorbeigehen nochmal das Tripel zu holen.

Was aber viel wichtiger ist: Der FC Bayern spielt in roten Trikots in einer rot beleuchteten Allianz Arena. Und bei Lidl habe ich heute eine Dose Bier entdeckt, in der angeblich „German Red“ drin sein soll – was auch immer das dann ist. Die Dose ist kupferfarben, es steht groß Steam Brew drauf, produziert wird das German Red aber von der Privatbrauerei Eichbaum in Mannheim. Geschmückt wird die Dose von einer rothaarigen Dame im roten Kleid mit Cowboy-Zylinder und Pilotenbrille auf dem Kopf und der rechten Hand an der Hutkrempe. Umrahmt wird diese Lady in Red von einem maschinell anmutenden Sammelsurium von Rohren, Zahnrädern, Kabeln und Messinstrumenten.

Das Bier ist recht dunkel, kastanienfarben mit leichtem Rotstich. Dazu kommt viel schöner, weißer Schaum, der aber schnell verschwindet. Das German Red liegt ziemlich lahm im Glas, von Kohlensäure ist nichts zu sehen. Es riecht nach einer Mischung aus Pils, leicht muffigem Käse und einem Spritzer alkoholhaltigem Reinigungsmittel. Der Geschmack ist zuerst dumpf bitter und etwas malzig, die Bitterkeit lässt aber recht schnell nach, ohne dass ein erkennbarer Geschmack nachrücken würde. Mein erster Eindruck im Mund war auch, dass dieses 7,9 Prozent starke Bier fast eine leicht ölige Konsistenz hat. Im Nachgeschmack lassen sich Röstaromen erkennen. Irgendwie ein interessantes, ziemlich anders und wuchtiges Bier. Sehr schwer, nicht das, was man unbedingt in eine Halbliterdose füllen muss. Kann man mal testen und für sich entscheiden, wie man das findet. Ich bereue den Kauf nicht, werde mir aber vermutlich keine Palette davon holen.

Nicht geschüttelt, nicht gerührt

16:59 Uhr – Was für ein herrliches Sommerbier, dieser Hopfenstopfer Citra Ale der Häffner Bräu GmbH aus Bad Rappenau. Dieses Bier, gebraut mit Gersten- und Weizenmalz und – fast schon ungewöhnlicherweise – mit nur einer Hopfensorte, ist sehr hopfig und zeigt im Antrunk beinahe schon sommerliche Tendenzen in Richtung Heu. Der starke Hopfen führt zu diesem Hopfenaroma (Im Wort „Aroma“ steckt das Wort „Oma“. Zufall?), aber keineswegs zu großer Bitterkeit. Eine angenehme Herbe hat der Hopfenstopfer natürlich trotzdem. Das Pale Ale nach amerikanischer Art wird dann im Nachgeschmack sogar noch fruchtig-beerig, was dem Bier noch einen weiteren positiven Geschmacksschub gibt. Ein Getränk, an dem ich mich sehr erfreuen kann!

Im Glas liegt es goldgelb, leicht bernsteinfarben und recht klar, obwohl es unfiltriert ist. Die Schaumkrone fehlt, eigentlich ist so gut wie gar kein Schaum da. Das 5,1 Prozent starke Bier verströmt einen relativ schweren, süß-säuerlichen Hopfengeruch, wie man es bei dem Namen auch erwarten muss.

Das Etikett auf der braunen Drittelliterflasche sieht zugegebenermaßen eher nach weniger professioneller Bastelei in einem kostenlosen Grafikprogramm aus. Aber das kann ja auch seinen Charme haben. Was mir außerordentlich gut gefällt, sind die drei kleinen Piktogramme, die links auf dem Etikett angebracht sind und die zur richtigen Handhabung des Hopfenstopfers anleiten. Man kennt sowas ja eher als Waschhinweise in Klamotten oder als Verbot des Alkoholgenusses für Schwangere. Hier wird klar gemacht, dass der Bodensatz nicht aufgeschüttelt werden soll, das Bier im Idealfall bei 8°C, aber keineswegs warm genossen werden soll und dass sich das Trinken aus einem Glas empfiehlt. Gute Idee!