Ein Cobwoby namens Rainer Hopfenmacho

20:10 Uhr – Mein gestriger Eintrag hat vielleicht einen falschen Eindruck hinterlassen: Natürlich habe ich Bier aus dem Urlaub mit nach Deutschland gebracht. Wäre ja gelacht. Schließlich habe ich im texanischen Dallas einen meiner absoluten Lieblingsorte entdeckt: Den Craft Beer Cellar. Das ist ein relativ kleines Geschäft, zu zwei Dritteln vollgestopft mit (Craft-) Bieren aus aller Welt, hauptsächlich aber aus Texas und den USA, das andere Drittel beherbergt eine Bar mit ein paar Stehplätzen an der Theke und genau acht Hockern an einem massiven Holztisch. An der Bar gibt es 15 verschiedene, frisch gezapfte Bierspezialitäten, die sich immer dann ändern, wenn ein Fass (oder der Vorrat einer Sorte?) leer ist. Dort habe ich mich etwas beraten lassen und ein Brettshake IPA aus Fort Worth getrunken – ein sehr hervorragendes Bier. Leider gab es das nicht im Dosen oder Flaschen zu kaufen (wahrscheinlich hätte es an einem anderen Ort ohnehin nicht mehr sooo gut geschmeckt), darum habe ich mich für ein paar andere Produkte entschieden, die ich hauptsächlich nach Optik und der englischen Beschreibung ausgesucht habe.

Starten wir heute mit dem El Chingón von Four Corners Brewing in Dallas. Es ist ein IPA, das in einer weiß-orangenen Dose abgefüllt ist, auf der auf einer Seite ein schwarz-rot-goldener Hahn zu sehen ist, auf der anderen eine riesige, grüne Hopfendolde. Vor allem diese Seite macht schon was her. Platz haben in der Dose 12 FL. OZ. Das sind „Fluid ounce“ und damit Flüßigunzen zu je 29,5735295625 Millilitern – 12 FL. OZ. Entsprechen also  0,3549  Litern. Das Highlight der Dose kommt aber erst beim Öffnen zum Vorschein. Man drückt nämlich nicht nur so eine kleine Öffnung in den Deckel, nein, man zieht den kompletten Deckel von der Dose – wie bei einer Fischkonserve – und hat dann einen schönen Alubecher.

Ich habe den Inhalt trotzdem in ein richtiges Glas umquartiert und darf mich über den Anblick eines klaren, bernsteinfarbenen Getränks mit leichtem Orangestich freuen, auf dem ein fester Schaum thront. Aus dem Glas entweicht ein starker Hopfengeruch, der Lust macht.

Der erste Schluck ist herb. Sehr herb. Fast schon unangenehm bitter. Und das ändert sich auch bei den nächsten Schlücken zunächst nicht. Im Mund bleibt ein trockener, bitterer Geschmack. Erst nach einer Weile gewöhnt man sich an die Bitterkeit, empfindet sie dann als weniger schlimm. Aber es bleibt bitter. Außer bitter ist auch nichts zu schmecken. Um auch etwas Positives hervorzuheben: El Chingón ist dann trotz seiner männlichen 7,8 Prozent Alkohol doch irgendwie erfrischend, und bleibt auch frisch.

Dieses Craftbier aus Texas bietet sich für einen kleinen Exkurs zur Messung von Bitterkeit im Bier. Das wird mit der Maßeinheit IBU (International Bitterness Units) gemacht, die mit Hilfe der Menge des im Hopfen vorhandene Alpha-Säure berechnet wird. Was das genau ist und wie das genau geht, ist an dieser Stelle nicht so wichtig. Aber zum Vergleich: Eine Berliner Weiße hat 0-8 IBU, Weizen 10-15 IBU, Export 20-26 IBU und das in Deutschland als herb geltende Pils maximal 45 IBU. El Chingón hat 72 IBU, was einiges erklärt. Generell halte ich diesen Wert aber für sehr sinnvoll, so kann man vorher wenigstens ungefähr einschätzen, wie Bitter ein Bier wird.

„El Chingón“ heißt aus dem Spanischen Übersetzt übrigens so viel wie „Klugscheißer“ oder „Karrieremensch“ – natürlich im positiven Sinne. Und davon abgesehen hat es noch drölf Drillionen weitere Bedeutungen.

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