Eine Hommage an Opa Herbert II.

19:46 Uhr – Am Samstag habe ich eine kleine Ausfahrt ins Oberallgäu gemacht und auch im Brauerei-Markt der Brauerei Zötler in Rettenberg rein geschaut und mir das ein oder andere zum Probieren mitgenommen. Auch zwei Fläschchen aus der Braukunst-Serie, in der die ganz besonderen Biere aus dem Hause Zötler erscheinen. Heute möchte ich das Herzsolo testen.

Herzsolo ist dem Opa des momentanen Brauereichefs gewidmet. Und weil der wohl ein leidenschaftlicher Schafkopfer war, zieht sich das Kartenspielmotiv optisch über das kunstvolle Etikett. Auf der Zeichnung sind drei Kartenspieler mit Bierkrügen zu sehen, im Zentrum einer mit Filzhut, Vollbart und Pfeife, der mit der linken Faust auf den mit einem rotkarierten Tischtuch bedeckten Tisch haut. Karten und Münzen fliegen durch die Wirtschaft. Ob das der Opa Herbert ist? Im Vordergrund hat man Blick auf die Karten des vierten Spielers. Da ich leider nicht Schafkopfen kann, kann ich nicht sagen, ob das ein gutes Blatt ist. Ein Herz-Ass ist auf jeden Fall dabei.

Im Glas ist das Bier viel heller, als ich es erwartet hätte: Helles Goldgelb mit einer ganz, ganz leichten Trübe und relativ grobporigem Schaum. Optisch fast schon zu filigran für so eine raue Partie am Stammtisch. Der Geruch ist wahnsinnig intensiv, eine klare Biernote aber vor allem ein deutlicher und frischer Duft von säuerlichen Beeren steigt mir in die Nase, vielleicht auch ein bisschen Apfel. Das macht auf jeden Fall neugierig.

Das Herzsolo schmeckt gut. Es hat was ganz besonders, eigenes an sich und hebt sich deutlich von anderen Bieren ab. Es ist nicht so fruchtig, wie es riecht, aber immer noch sehr erfrischend und gleichzeitig doch vollmundig und gehaltvoll. Ganz leicht machen sich Hefe und das Malz bemerkbar, dann kommt aber sofort eine sehr angenehme, kräftig-fruchtige Herbe, die es wohl den fünf (!) verwendeten Hopfensorten und der Kalthopfung verdankt.

Jetzt kannte ich Großvater Zötler nicht. Meinem Opa, seines Zeichens passionierter und erfolgreicher Zwanzigab-, Sechsundsechzig- und Rommé-Spieler, würde dieses 5,2 Prozent starke Bier wohl eher nicht schmecken. Und in ein dunkles Gasthaus passt es für mich irgendwie auch nicht so richtig, in steinerne Krüge mit Zinndeckel schon gleich gar nicht. Für mich ist das eher ein überragendes Sommerbier, das ich aus einem zarten Glas trinken will, während ich die Nase in die Sonne und die Zehen in einen kalten Bergbach halte.

Vielleicht muss der Geschmack ja auch gar nicht zwangsläufig zum Motiv passen. Es ist auf jeden Fall eine schöne Idee, der vorletzten Generation der Familienbrauerei ein solch feines Andenken zu schaffen. Für die Oma gibt’s übrigens auch ein Bier. Das werde ich demnächst aufmachen.

SteinbäckerTimischlSchiffkowitz

21:19 Uhr – Heute lugen wir kulinarisch mal wieder gemeinsam zu unseren Freunden nach Österreich. Eingekauft habe ich dieses Fläschchen zwar in Tirol, ursprünglich stammt es aber aus dem Dörfchen Göss in der Steiermark. Die besonders Kombinationsfreudigen unter euch dürften jetzt schon erahnen, dass es sich um ein Gösser handelt. Ja genau, das ist die Biermarke, zu der hippe Berliner greifen, wenn sie ein Radler zischen wollen. Ich dagegen zische heute ein Stifts-Zwickl hell. Das ist eine der Sorten aus der Reihe „Brauschätze“, die von Gösser in Halbliter-Bügelflaschen gefüllt werden. Zur klassischen Flaschenform gesellt sich ein klassisches, in grün gehaltenes Etikett im gewohnten Gösser-Look.

Im Glas ist das Bier nicht so hell, wie man nach Studium des Etiketts vermutet hätte. Es geht schon in eine helle Bernsteinfärbung über – mit spritzigem, weißem Schaum. Das sieht optisch A1 aus. Es riecht leicht süßlich, ohne übertriebene Malznote und ordentlich nach Bier. Der Antrunk ist unspektakulär, schnell macht sich aber eine gewisse Gediegenheit im Mund breit, die aber überhaupt nicht schwer ist (auch nicht wässrig). Auf den Gaumen legt sich eine interessante Mischung aus leichter Süße und leichter Herbe, im Nachgeschmack bleibt eher die angenehme Herbe zurück. Das naturtrübe Zwickl hat seinen eigenen, gefälligen Geschmack, ohne zu große Experimente zu wagen und sich zu weit vom klassischen Bier zu entfernen. Insgesamt ist es eher mild und ein ganz guter, aber geschmackvoller Durstlöscher. Prima!

Die Sonne über Texas

14:38 Uhr – Sonntagnachmittag ist Zeit für Kaffee und Kuchen? Vielleicht. Die ersten richtigen Sonnenstrahlen im Jahr 2018, die ich direkt in meinem Liegestuhl eingesammelt habe, haben bei mir aber für einen Kreativitätsschub und Lust auf kühles Bier gesorgt. Warum also nicht, findet sich in meinem Kühlschrank doch mit Sicherheit auch etwas, was einem sonnigen Sonntag angemessen ist.

Das Northeast Texas IPA von Hop&String Brewing ist ein weiteres Mitbringsel für mich selbst aus Texas. Die Dose ist in sehr dunklem Blau, vor allem aber in verschiedenen Gelb- und Orangetönen gehalten. In einem großen, gelben Herz steht der Name des Bieres, links und rechts sind vertikal die Skylines von zwei Städten zu sehen. Eine davon ist Dallas, das erkenne ich. Die andere ist mir unbekannt. Das Städtchen Farmers Branch, dort sitzt die Brauerei, ist es aber wohl eher nicht. Auf jeden Fall ein sehr cooles, amerikanisches Design.

Das IPA („easy to love“) ist goldfarben bis schon beinahe leicht bernsteinfarben und hat einen schönen, grobporigen, weißen Schaum. Es riecht stark und sehr, sehr lecker nach Zitrusfrüchten, vor allem nach Grapefruit. Die Fruchtigkeit ist im Geschmack nur noch dezent und leicht verändert (Melone?) zu finden, dafür eine deftige Hopfenherbe, die zwar überrascht, aber keineswegs unangenehm ist. Dazu kommt eine leichte Säuere, die wieder eher in Richtung Zitrone geht und die sich nach mehreren Schlücken bemerkbar macht.

Sobald man sich an den bitteren Geschmack gewöhnt, ist das Northeast Texas ein empfehlenswertes IPA, sehr erfrischend und somit trotz seiner 6,9 Prozent Alkohol ideal für den ersten Frühlingstag in Oberschwaben und die Erinnerungen an einen texanischen Wintertag bei 25 Grad.

Man muss dem lieben Gott für alles danken.

21:26 Uhr – Nein, rein optisch ist die Flasche nicht gerade einladend: Dunkle Bügelflasche mit schwarzen Etiketten, auf denen ein paar goldene Gerstenhalme zu sehen sind und in weißen, geschwungenen Buchstaben „Landbier“ steht. Aktien Landbier aus der Bayreuther Bierbrauerei befindet sich darin.

Das Landbier ist, wenig überraschend, handelt es sich doch um ein „Fränkisch Dunkel“, sehr dunkelbraun, ganz knapp vor schwarz. Der grobporige Schaum ist leicht beige und passt wunderbar. Es riecht leicht süßlich-malzig mit Röstaromen. So schmeckt es auch: Malzig, etwas zu süß und mit einem Hauch von Lakritze. Im Abgang wird es kurz ein bisschen herb, aber das verfliegt schnell. So eiskalt, wie ich es gerade trinke, entfalten sich die genannten Geschmäcker nicht zu stark. Und das ist vermutlich auch gut so. So ist es nämlich einigermaßen gut trinkbar, allerdings nichts, was mich besonders anspricht. Es ist aber bei weitem nicht so schlimm, wie ich mir ein dunkles, fränkisches Landbier vorgestellt hätte. Der ganzen Sache fehlt es gehörig an Spritzigkeit, aber eine Flasche am Abend kann man schon mal trinken.

Ohne Filter, mit Vollbart

22:34 Uhr – Bierspezialitäten meiner Haus- und Hof-Brauerei Härle aus Leutkirch (die mit dem bekömmlichen Bier) habe ich bisher noch nie bewertet oder hier beschrieben. Probiert habe ich sie natürlich schon alle und schon oft. Irgendwie hatte ich immer ein bisschen Angst, dass vielleicht ein vernichtendes Urteil dabei rauskommt. Und das darf natürlich nicht sein.

Nun, lange Jahre habe ich fast ausschließlich Härle Pils getrunken. Das Härle Gold hat mir noch nie so richtig gut geschmeckt und Weizen trink ich sowieso quasi nie. Mit dem Landzüngle kam dann eine echte Leckerei für den gemütlichen und ausgedehnten Wirtshausaufenthalt, die mir den ein oder anderen Abend im Lamm versüßt hat. Daneben gibt es schon seit jeher einige Spezialitätenbiere wie das Clemens ohne Filter, das Fidelio oder das Clemens Spezial. Die sind alle gut trinkbar und schon alleine optisch was für besondere Tage. An einem ganz normalen Abend würde ich aber wohl eher nicht zu diesen Sorten greifen, schon allein wegen des Preis-Leistungs-Verhältnises. Seit vielleicht zwei Jahren ist das Lager Hell auf dem Markt – und es hat sich zu meinem Favoriten aus dem Hause Härle gemausert. Ab und an darf es natürlich auch ein kühles Pils oder ein frisch gezapftes Landzüngle sein. Aber oft greife ich eben auch zum Lager Hell. Auch weil die Gläser so hübsch sind.

In meinem Kühlschrank liegt allerdings ein Clemens ohne Filter, seit mein guter Freund Markus mich vor einigen Wochen besucht hat. Bei diesen Fläschchen ist schon die Optik eine Wucht, wohnen sie doch normalerweise in einer wunderschönen Holzkiste. Die Flasche ist eine 0,33-Liter Bügelflasche mit tiefem Bauch und langem, leicht bauchigem Hals. Auch sehr fesch. Den Hals ziert ein Etikett, auf dem der junge Clemens Härle mit prächtigem Vollbart zu sehen ist. Den Bauch schmückt ein historisches Bild des Brauereigebäudes, umrahmt von Hopfen und Gerste sowie dem geschwungenen Schriftzug „Clemens“.

Nun aber zum Inhalt. Der ist im Glas dunkelbernstein bis braun mit leichtem Rotschimmer. Der feine Schaum hält sich erfreulich lange. Der Geruch ist insgesamt nicht allzu stark, leicht malzig vielleicht. Auch der Geschmack ist etwas malzig, aber ohne übertrieben unangenehm zu sein. Ich bin mir sicher, dass irgendwer Karamellgeschmack rein interpretieren wird, aber für mich ist da nur eine leichte Süße. Und vielleicht sogar eine leichte Rauchnote. Besonders dominant erscheint mir kein Geschmack. Schlecht ist es nicht, einen besonderen Geschmack hat es auch, abseits von altbekannten Bieren. Auf jeden Fall ist es relativ schwer (5,4 Prozent) und nicht besonders spritzig, sodass man das Glas dann auch wieder für eine Weile hinstellt. Ideal also, wenn man über eine längere Zeit an einem Bier trinken und sich immer wieder über den Geschmack erfreuen will. Es sieht im Glas ja auch wirklich hübsch aus.

Das mache ich jetzt auch: Ich schließe diesen Text hier ab, lehne mich zurück und trinke gemütlich dieses Glas voller Bier für besondere Tage leer.

Jagertee light

21:33 Uhr – Es ist eindeutig Winter. In Ravensburg liegt zwar überhaupt kein Schnee, aber es ist eisig kalt. Die vergangenen Tage und Nächte waren wohl die kältesten seit der letzten Eiszeit. Vor der Frühling (hoffentlich morgen) mit voller Wucht kommt, muss ich also noch das Leibinger Winterbier, das nur für kurze Zeit erhältlich ist, testen. Ein Drittel Liter in einer entsprechend großen Flaschen, auf der ein eisblaues Etikett klebt. Darauf schneit es kräftig über schneebedeckten Berggipfeln und goldene und weiße Buchstaben verzieren es. Besonders erwähnenswert ist, dass auf dem geschwungenen „r“ von „Winter“ sogar ein kleiner Skifahrer unterwegs ist. Ein großes Lob für dieses Detail.

Das Winterbier ist ganz leicht trüb und matt, farblich ziemlich goldgelb und im Gesamtpaket mit seinem pulverschneeartigen Schaum hübsch anzuschauen. In der Nase macht sich eine leichte, sehr angenehme Hopfensüße breit. Geschmacklich ist das bei besonders tiefen Temperaturen gereifte Bier angenehm mild, eine ganz leichte Hopfenherbe mischt sich zu der dezent süßlichen – aber keinesfalls malzigen – Note.

Ich muss sagen, dass ich von diesem naturtrüben Leibinger mit 5,6 Prozent Alkohol recht positiv überrascht bin. Es ist vielleicht zu wenig außergewöhnlich, um für ewig im Kopf zu bleiben. Aber es ist solide, süffig und hat einen ordentlichen Geschmack. Falls der Frühling doch noch auf sich warten lässt, muss ich mir vielleicht demnächst einen kleineren Vorrat davon anlegen.

Ein Cobwoby namens Rainer Hopfenmacho

20:10 Uhr – Mein gestriger Eintrag hat vielleicht einen falschen Eindruck hinterlassen: Natürlich habe ich Bier aus dem Urlaub mit nach Deutschland gebracht. Wäre ja gelacht. Schließlich habe ich im texanischen Dallas einen meiner absoluten Lieblingsorte entdeckt: Den Craft Beer Cellar. Das ist ein relativ kleines Geschäft, zu zwei Dritteln vollgestopft mit (Craft-) Bieren aus aller Welt, hauptsächlich aber aus Texas und den USA, das andere Drittel beherbergt eine Bar mit ein paar Stehplätzen an der Theke und genau acht Hockern an einem massiven Holztisch. An der Bar gibt es 15 verschiedene, frisch gezapfte Bierspezialitäten, die sich immer dann ändern, wenn ein Fass (oder der Vorrat einer Sorte?) leer ist. Dort habe ich mich etwas beraten lassen und ein Brettshake IPA aus Fort Worth getrunken – ein sehr hervorragendes Bier. Leider gab es das nicht im Dosen oder Flaschen zu kaufen (wahrscheinlich hätte es an einem anderen Ort ohnehin nicht mehr sooo gut geschmeckt), darum habe ich mich für ein paar andere Produkte entschieden, die ich hauptsächlich nach Optik und der englischen Beschreibung ausgesucht habe.

Starten wir heute mit dem El Chingón von Four Corners Brewing in Dallas. Es ist ein IPA, das in einer weiß-orangenen Dose abgefüllt ist, auf der auf einer Seite ein schwarz-rot-goldener Hahn zu sehen ist, auf der anderen eine riesige, grüne Hopfendolde. Vor allem diese Seite macht schon was her. Platz haben in der Dose 12 FL. OZ. Das sind „Fluid ounce“ und damit Flüßigunzen zu je 29,5735295625 Millilitern – 12 FL. OZ. Entsprechen also  0,3549  Litern. Das Highlight der Dose kommt aber erst beim Öffnen zum Vorschein. Man drückt nämlich nicht nur so eine kleine Öffnung in den Deckel, nein, man zieht den kompletten Deckel von der Dose – wie bei einer Fischkonserve – und hat dann einen schönen Alubecher.

Ich habe den Inhalt trotzdem in ein richtiges Glas umquartiert und darf mich über den Anblick eines klaren, bernsteinfarbenen Getränks mit leichtem Orangestich freuen, auf dem ein fester Schaum thront. Aus dem Glas entweicht ein starker Hopfengeruch, der Lust macht.

Der erste Schluck ist herb. Sehr herb. Fast schon unangenehm bitter. Und das ändert sich auch bei den nächsten Schlücken zunächst nicht. Im Mund bleibt ein trockener, bitterer Geschmack. Erst nach einer Weile gewöhnt man sich an die Bitterkeit, empfindet sie dann als weniger schlimm. Aber es bleibt bitter. Außer bitter ist auch nichts zu schmecken. Um auch etwas Positives hervorzuheben: El Chingón ist dann trotz seiner männlichen 7,8 Prozent Alkohol doch irgendwie erfrischend, und bleibt auch frisch.

Dieses Craftbier aus Texas bietet sich für einen kleinen Exkurs zur Messung von Bitterkeit im Bier. Das wird mit der Maßeinheit IBU (International Bitterness Units) gemacht, die mit Hilfe der Menge des im Hopfen vorhandene Alpha-Säure berechnet wird. Was das genau ist und wie das genau geht, ist an dieser Stelle nicht so wichtig. Aber zum Vergleich: Eine Berliner Weiße hat 0-8 IBU, Weizen 10-15 IBU, Export 20-26 IBU und das in Deutschland als herb geltende Pils maximal 45 IBU. El Chingón hat 72 IBU, was einiges erklärt. Generell halte ich diesen Wert aber für sehr sinnvoll, so kann man vorher wenigstens ungefähr einschätzen, wie Bitter ein Bier wird.

„El Chingón“ heißt aus dem Spanischen Übersetzt übrigens so viel wie „Klugscheißer“ oder „Karrieremensch“ – natürlich im positiven Sinne. Und davon abgesehen hat es noch drölf Drillionen weitere Bedeutungen.

Oberschwabe im Piratengewand

18:12 Uhr – Bergfest in meiner ersten kompletten Arbeitswoche nach dem Urlaub, also allerhöchste Zeit für ein erstes Feierabendbier. Wer in der Ferne war, kann zurück in der Heimat entweder mit importierten Bieren aus dem Urlaubsland in Erinnerungen schwelgen, oder zu einem heimischen Getränk greifen, um wieder anzukommen. Das mache ich heute, meine Auswahl beschert mir ein Leibinger Seegold. Das ist ein Helles, das in der 0,33 Literflasche mit stylischem Seemannsdesign mit Anker und Seegelschiff daherkommt. Es erinnert tatsächlich eher an Piraten oder raue Nordsee, als an den Bodensee. Auch, dass es aus der Ravensburger Leibinger Brauerei stammt, ist weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick direkt zu sehen. Ein Schelm, wer unter diesem kleinen Versteckspiel einen durchdachten Trick vermutet.

„Echte Seemänner genießen dieses Bier eiskalt und fahren danach auch keinesfalls mehr zur See!“, so das Etikett. Eiskalt ist es, zur See wollte ich heute ohnehin nicht mehr fahren. Es kann also los gehen. Im Glas ist das Seegold tatsächlich goldfarben, wenn auch etwas dünn. Der feine, weiße Schaum ist sehr hübsch anzusehen. Riechen tut es zunächst dezent nach Bier, was bei einem Bier ja erst mal gar nicht so verkehrt ist. Im Antrunk stelle ich eine leichte Herbe fest, die schnell verfliegt. Danach schmeckt es eigentlich ganz ordentlich, lässt aber einen unerklärlichen stumpfen Geschmack im Mund zurück. Trotz seiner immerhin 5,2 Prozent Alkohol schmeckt es ziemlich leicht und ist somit eigentlich ideal gegen den spontanen Bierdurst, der sicher auch mit mehreren dieser Fläschchen gestillt werden kann. Endlich mal ein erfreuliches Biererlebnis aus dem Schussental!

Altbier

20:55 Uhr – Schon wieder ein Bierchen aus der Schweiz. Dieses Mal aus dem Hause TurbinenBräu in Zürich. Das Rekord Spezialbier besticht durch sein orange-grünes Retro-Etikett mit gelber Schrift und schwarzem, vierblättrigem Kleeblatt. Sehr außergewöhnlich und irgendwie auch hübsch. Leider muss ich zugeben, dass dieses Schmuckstück nicht nur altbachen aussieht: Es ist bereits im Oktober abgelaufen. Irgendwie muss ich es übersehen haben. Es war zwar einigermaßen artgerecht gelagert, trotzdem bin ich mir natürlich nicht sicher, ob der Geschmack noch so ist, wie er sein soll.

Beim Öffnen des Kronkorkens überschäumt es sofort, keine Chance. Vielleicht ist das schon ein Zeichen des Verfalls? Im Glas ist es aber sehr hübsch anzusehen, farblich ist es zwar recht dunkel, ohne aber in Richtung Schwarzbier zu gehen. Auch wenn es lächerlich klingen mag, für mich ist dieser Farbton ganz klar „Colaweizen“. In der Nase – ich wollte eigentlich nie so hochtrabendes Zeug schreiben, aber diesmal ist es irgendwie echt so – erkenne ich nicht weiter definierte Röstaromen.

Der Geschmack ist erst und kurz überraschend herb, dann wird es schnell recht malzig – für meinen Geschmack schon fast zu malzig. Nach dem Malzschub macht sich eine leicht unangenehme, abgestandene Bittere im Mund breit. Ich hoffe, dass das wirklich am Verfallsdatum liegen kann.

Es ist jetzt nicht generell schlecht – und eine Beurteilung unter den gegebenen Umständen ohnehin unfair – aber ich bräuchte jetzt auf keinen Fall ein zweites Rekord. Schade eigentlich, nachdem optisch sowohl die Flasche als auch das Bier im Glas sehr gefallen hat.

Ice, Ice, Baby

21:43 Uhr – Zum Start in den Januarurlaub darf es doch ein Feierabendbier sein, dass nicht nur kalt ist, sondern auch so heißt: Ein Eisbier aus dem Böhmischen Brauhaus Grossröhrsdorf, das ich im Herbst in Dresden erstanden habe. Eisbier heißt es, weil es laut Etikett lange und eiskalt gereift ist (und nicht weil die Trauben Frost abbekommen haben). Das soll uns wohl auch das kristallklare Blau sagen, dass das sonst klassische Etikett der kleinen Steinieflasche unterlegt.

Das Bier aus Sachsen selbst ist goldgelb, aber relativ dünn und klar, eine ganz klassische Bieroptik. Nach ziemlich klassischem Bier riecht es auch: Herber Biergeruch mit einer malzigen Note. Da darf man gespannt sein.

Es schmeckt dann erst mal, wie es aussieht: Dünn und ein klein wenig wässrig, dann setzt sich kurz eine gewisse Würze durch, die schnell zu einer etwas trockenen Herbe wird. Vom malzigen Geruch kann ich im Mund nichts mehr finden.

Ein Bier, an dem mich nichts stört, das man gut trinken kann und das gut gekühlt aus der kleinen Flasche gut weggeht. Allerdings muss man auch sagen: Geschmackliche Highlights bietet das Eisbier mit seinen 4,9 Prozent leider auch nicht.