Von Bremsern und Dränglern

20:49 Uhr -Kennt ihr das? Ich fahr bei totaler Dunkelheit und Regen im Auto eine Landstraße entlang. Im Fahrzeug vor mir sitzt ein absoluter Bremser. Ob er Klorolle und Strohhut hinten drin liegen hat, kann ich bei der Dunkelheit leider nicht erkennen. Im Auto hinter mir dagegen sitzt ein penetranter Drängler, der sich sehr für meinen Kofferrauminhalt interessiert. Wohl auch aus diesem Grund leuchtet er mir mit seinen ultramodernen Neonfernlichtern das komplette Gefährt aus – wenigstens kann man in dieser Situation mit einem gedachten oder ausgesprochenen Kraftausdruck den Innenspiegel abblenden. Wegen der Feuchtigkeit (Regen!) im Auto laufen natürlich ständig die Scheiben an, also Temperatur hoch und Blasen ohne Ende. Leider wird dadurch die Luft im Auto sowas von schlecht, dass ich alle paar Kilometer das Fenster aufmachen muss. Ein Teufelskreis. Und dann noch diese Anti-Autofahrer im Gegenverkehr, die nicht abblenden oder zumindest ihre Lichter genau auf meiner Augenhöhe eingestellt haben. Heute kam wenigstens noch Schneematsch dazu.

Aber es gibt auch positives zu berichten. Zum Beispiel, dass mich der Nikolaus gestern großzügig beschenkt hat. Lustig: Er sah aus wie ich, er hatte den gleichen Bart wie ich, er hatte die gleichen Klamotten wie ich, er war gleich groß wie ich. Nur ein bisschen fetter. Gegeben hat’s das Album „Employment“ von den Kaiser Chiefs. Ein ganz großartiges Stück, das sich schon seit Jahren als Sicherungskopie in meinem Plattenregal befindet. Dank des 2 Euro-Angebots in der Elektronikabteilung von Galeria Kaufhof steht jetzt das Original drin. Nanananana….

Davon abgesehen geht’s noch zwei Mal nach Kempten und dann nach Marbella. Ick freu mir!

On Air

19:24 Uhr – Wie schnell es doch manchmal geht! Jetzt, wo der erste Lebkuchen des Jahres gegessen ist, ist es an der Zeit, über die Entwicklungen in der vergangenen Woche zu berichten. Kurz nach dem letzten Wort zum Tag am Dienstagmittag habe ich nämlich einen Anruf aus Kempten bekommen, am Mittwochmorgen habe ich eine Hospitanz bim Allgäuer Radiosender RSA begonnen. Dieser Beschäftigung werde ich auch die nächsten beiden Wochen noch nachgehen, bevor ich mich in Richtung Spanien aus dem Staub mache.

Diese Radiogeschichte ist für mich natürlich ziemliches Neuland, darum lief es an den ersten Tagen noch nicht allzu flüssig und ich bin kaum in der Lage, schon ein Fazit zu ziehen. In zwei Wochen fällt mir das hoffentlich leichter.

Und jetzt gönne ich mir auf den Erfolg des FSV Mainz noch einen Lebkuchen. Tabellenführer!

Zu den Reichen und Schönen

11:33 Uhr – Derzeit passiert nicht sehr viel berichtenswertes, bald könnte sich dies jedoch ändern. Wie der ein oder andere vielleicht mitbekommen hat, werde ich im Dezember dem deutschen Winter entfliehen und ein Praktikum in Marbella absolvieren. Das wird bei der deutschsprachigen Zeitung ‚Costa del Sol Nachrichten‘ stattfinden und ich habe noch nicht so wirklich den großen Überblick, was da so auf mich zukommt an der Sonnenküste. Vorgestern habe ich allerdings meine zukünftige Adresse erhalten – die Unterkunft bekomme ich vom Arbeitgeber gestellt – und seitdem ist meine Vorfreude doch ziemlich angeschwollen. Um auch euch ein bisschen neidisch zu machen, will ich hier gerne ein kleines Bildchen meiner baldigen Wohnlage reinstellen. Sieht nicht so schlecht aus, oder? 200 Meter zum Strand, überall Pools und Parks und auch die nächste stinkende Autobahn ist gleich um die Ecke.

Vor es nach Andalusien geht, geht es morgen aber zunächst nach Biberach. Dort wird der grandiose 5:0-Auswärtssieg von Borussia Dortmund bei Arsenal London auf dem Herbstball der Hochschule gefeiert. Zumindest, wenn ich das bislang alles richtig verstanden hab. Hört sich auf jeden Fall auch ganz gut an.

Urlaubsreif

12:09 Uhr – Nach vier Wochen Arbeit und frühem Aufstehen bin ich absolut urlaubsreif. Rücken und Kniegelenke schmerzen und meine Fingerkuppen und Handballen fangen an, Hornhaut zu bilden. Zudem habe ich zwei zerrissene Jeans, einen Strafzettel über 15 Euro, einen Getriebeschaden und drei geschnittene Kurven zu beklagen. Da trifft es sich gut, dass ich ab sofort wieder frei habe. Trotzdem waren die Arbeitswochen okay. Es gibt schlimmeres als bei herrlichem Herbstwetter mit guter Musik und offenem Fenster durch das Allgäu und durch Oberschwaben zu brausen und den Blättern beim Verfärben zuzuschauen. Und das Konto kann auch erst mal wieder durchatmen.

Nun aber zu meiner Zukunft. An meinem heutigen ersten Urlaubstag habe ich – aus Ermangelung eines Frühstücks – spontan beschlossen, dass ich einen Marmorkuchen backe. Eben habe ich ihn aus der Gugelhupfform gestürzt und ich bin begeistert: Er sieht genial aus. Aufgrund der großzügigen Verwendung von Zucker, Vanillezucker, Butter und Kakao bin ich zudem felsenfest davon überzeug, dass er auch extrem lecker schmeckt. Darum lasst euch gesagt sein, dass alles, was ich in den letzten Tagen über mögliche Zukunftspläne von mir gegeben habe, ad acta gelegt ist. Ich werde nämlich Konditor.

Keine Buchempfehlung

19:09 Uhr – Für alle Freunde von Lesestoff aus dem Allgäu sei an dieser Stelle gesagt: Verschwendet euer Geld nicht für das Buch Sommergarben von Ines Ebert. Das Buch hat keine wirkliche Handlung und schildert lediglich über mehrere Jahrhunderte hinweg den Stammbaum einer Bauernfamilie aus Diepoldshofen. Viel mehr als Geburten, Fehlgeburten, Hochzeiten, Sterbefällen und Hofübergaben passiert leider nicht. Da die Kinder jeder Generation nach irgendwelchen Vorfahren benannt werden (was historisch sicherlich richtig ist), ist es außerdem ziemlich schwierig, den Überblick zu behalten. Darum das Fazit: Wartet mit dem nächsten Allgäu-Bücher-Kauf lieber bis zum hoffentlich bald erscheinenden nächsten Teil der Kluftinger-Reihe (die ich auch allen Nicht-Allgäuern ans Herz lege) oder schaut euch mal was von Joachim Rangnick an.

Brumm Brumm

19:45 Uhr – Wie die Jungfrau zum Kinde bin ich in der vorletzten Woche zu einer Art Ferienjob gekommen. Ich fahre für eine Firma in Ravensburg in Kurrierdienstmanier diverse Pakete aus. Damit verbunden ist ein Dienstbeginn um kurz nach fünf Uhr morgens. Dass ich deswegen um vier Uhr aufstehen muss, geht mir etwas auf den Wecker. Aber das Ende ist absehbar und mein Fahrzeug ein echtes Geschoss, weshalb sich die Arbeit aushalten lässt.

Bei dem stundenlangen Rumfahren überlege ich mir immer, was ich alles in das nächste Wort zum Tag schreiben könnte. Leider bin ich abends immer so müde, dass meine Motivation recht gering ist. Heute gibt es immerhin ein Bildchen von meinem Flitzer zu sehen. Das ist doch auch was.

Die heutige Heimfahrt wurde leider noch dadurch erschwert, dass der Polo (der Privat-Flitzer) nicht mehr weiterfahren wollte und jede Menge Öl verloren hat. Abschleppen und Straße entölen muss ich meinetwegen nicht täglich haben.

Gestern: Tag des schweizer Wurstsalates

11:58 Uhr – Absprachegemäß fand gestern am Tag der deutschen Einheit der Tag des schweizer Wurstsalates statt. Da aufgrund des ersteren in Deutschland die Geschäfte geschlossen blieben, mussten wir ins österreichische Lochau fahren, um dort die Utensilien zu besorgen, um in Deutschland einen schweizer Wurstsalat zubereiten zu können. Nach kurzem Aufenthalt im Stau waren Extrawurst, Schüblinge, rote Zwiebel, Essiggurken, Weinessig, Zungenwurst und ein großes Stück Pfänder-Emmentaler bald erstanden. Anschließend erfolgte die fachgemäße Zubereitung des Wurstsalats unter Hinzunahme von Fleischwurst und Schwarzwurst im Herlazhofener Ortsteil Viehweid. Im Folgenden setzten wir vier uns bei schönstem Panorama-Ausblick und Blasmusik (die Ursprungsbuam: „Achmed Achmed du Sau  diearabier lach ned“) auf die Terrasse um mehrere Kilo Wurstsalat zu verspeisen. Aber steht selbst.

Völlerei

„Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß.“
– Gen 3,6 –

11:16 Uhr – Bis heute werden Frauen für den Sündenfall der Eva im Garten Eden mit den Qualen der Kindsgeburt bestraft. Ich kann nicht beurteilen, wie furchtbar diese sind, aber die Frau hat danach wenigstens etwas. Ganz anders – und weit weniger bekannt – ist die Strafe, mit der der Mann von Gott belegt wurde. Schließlich hat Adam ebenfalls von der Frucht des Baumes der Erkenntnis genascht. Und für diesen Leckerbissen müssen seither die Männer dieser Erde mit sinnlosen Überfressungen kämpfen und leben. Erste Nahrungsaufnahmeexzesse sind aus den frühen Hochkulturen überliefert, im Mittelalter gehörte die Völlerei zum Alltag. In der heutigen Zeit gibt es für solche Vergnügen die „All you can eat“ – Idee. So zum Beispiel in der Nudeloper zu Ravensburg. Nach folgendem Menü am Vorabend fallen mir nach einer unruhigen Nacht schnelle Bewegungen noch immer schwer, zudem bin ich von großem Durst gebeutelt:

1. ) Pizza Serano
2.) Chimichanga Especial
3.) Pizza Gamberi e Verdure
4.) Spaghetti Gamberi e Gorgonzola al forno
5.) Pizza Prosciutto e Funghi

Trotzdem muss ich zugeben, dass es mir einst nach einem Asia-All-You-Can-Eat bedeutend schlechter ging. Der Reiz, immer noch ein Gericht zu bestellen ist einfach weitaus größer als das Sättigungsgefühl, zumal die Fähigkeit viel zu essen auch äußerst männlich wirkt.

Und jetzt geh ich erst mal zur Oma: Mittagessen.

Molto Volentieri

9:54 Uhr – Während andere an diesem Montagvormittag beschwerlichen Aufgaben nachkommen, bleibt mir die erfreuliche Pflicht, den Italien-Urlaub revue passieren zu lassen. So war ich also mit sieben weiteren Vernügungswütigen in Ligurien, weit oben auf einem Berg aber unweit des Mittelmeers. Was wir so getrieben haben lässt sich in Kürze aufzählen: Essen, Trinken, Schlafen, Siedler & Bohnanza spielen, im knietiefen Meer rumsitzen und nächtliche Exkursionen zu ettlichen berühmtberüchtigten Felsen abhalten.

Jetzt brauch ich erst mal eine Woche Urlaub. Oder zumindest bis Donnerstag.

Mélage à trois du veau

12:05 Uhr – Die Rufe nach einer neuen Kreation aus der Fehr’schen Küche wurden laut. Deshalb will ich mit einem neuen Koch-Erfahrungsbericht mit angegliedertem Rezept nicht länger hinter dem Berg halten. Gestern gab es eine „Mélage à trois du veau“ –- eine Dreiecksbeziehung vom Kalb.

Zutaten (für drei Teller):

  • 3 große, dünne Kalbsschnitzel
  • 3 kleine, dünne Kalbsschnitzel
  • 200g Kalbshack
  • 3 kleine rote Paprika
  • 1 Scheibe altes Brot
  • ½ Zwiebel
  • 1 Scheibe Speck
  • 3 Liter Gemüsebrühe
  • 1 Packung Tiefkühl Rahmspinat (450g)
  • Olivenöl
  • Alufolie, Frischhaltefolie, Faden
  • Gewürze: Thymian, Majoran, Kerbel, Oregano (jeweils frisch oder getrocknet), Pfeffer, Salz, Paprika

Vorbereitung:

Gefüllte Paprika: Die Paprika waschen und den Deckel abtrennen. Hackfleisch mit eingeweichtem Brot, gehackter Zwiebel und kleingeschnittenem Speck mischen und mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen. Paprika mit der Masse befüllen.

Kalbsrollen: Die drei großen Kalbsschnitzel mit Olivenöl einstreichen. Anschließend deckend mit den gehackten Kräutern (Thymian, Majoran, Kerbel, Oregano) bestreuen. Dann die Schnitzel einrollen und zunächst in Frischhaltefolie, dann in Alufolie einpacken. Die Päckchen mit dem Faden an einen Holzkochlöffel binden, damit diese später frei und der Brühe schwimmen können und nicht auf dem Topf-Boden liegen. Brühe erhitzen, Backofen auf 120°C vorheizen.

Loskochen:

Die Päckchen für 7 Minuten in die siedende Brühe hängen. Derweil die Paprika mit der offenen Seite nach unten in einer hohen Pfanne anbraten. Die Päckchen (eingepackt) in den Backofen legen, anschließend die Paprika umdrehen und die Pfanne mit der Brühe bis oben aufgießen, danach mit einem Deckel schließen und ebenfalls in den Backofen stellen. Beides benötigt nun 25 Minuten im Ofen.

Den Spinat nach Anleitung zubereiten.  Kurz vor Ablauf der 25 Minuten die drei kleinen Schnitzel in etwas Olivenöl sehr kurz von beiden Seiten anbraten, danach mit Salz und Pfeffer leicht würzen. Paprika und Päckchen aus dem Ofen holen, bei letzteren die Folien entfernen. Alles auf ein Teller drapieren – und bon appétit!