Tag 7: Frutarier

Dass ich mal ein veganes Rezept downgraden muss, um es für mich essbar zu machen, hätte ich vor Kurzem auch noch nicht für möglich gehalten. So gab es heute Quinoa-Buletten ohne Zwiebeln, Petersilie, Senf, Pfeffer und ohne Dipp aus Sojajoghurt und Agavendicksaft. Nur Quinoa, Salz, Johannisbrotkernmehl, Chili und Olivenöl waren noch übrig. Dazu ein schöner Salat aus roter Paprika und Gurke.

Quinoa habe ich glaub noch nie gegessen. Auf jeden Fall aber noch nie selbst zubereitet. Gekocht hat er mir ganz gut geschmeckt. Nachdem ich die Buletten in Olivenöl angebraten haben, haben sie aber stark nach Sojasauce geschmeckt. Es war zwar genießbar, aber irgendwie nicht mehr so toll. Vielleicht lag es am zu heißen Olivenöl, ich kenn mich da nicht aus. Ich würde es beim nächsten Mal vielleicht mit einem anderen Öl probieren. Und in meiner baldigen veganen Phase dürften dann auch Zwiebel und Co rein.

Damit ist auch schon eine Woche geschafft. Ohne wissentlichen Regelbruch. Ich bin aber nur ein kleines bisschen stolz, weil ich mir die Herausforderung eigentlich größer vorgestellt hätte. Mal sehen, ob die zweite Woche anstrengender wird. Zumindest bis zum Wochenende mache ich auch mal noch ohne Getreide weiter. Dann schaue ich mal, ob ich mir ein bisschen Vollkornbrot zum Frühstück oder ein Bierchen am Feierabend gönne.

Zwei Dinge fallen mir bisher als Frutarier am meisten auf: Ich bin viel schneller beim Einkaufen, weil ich eigentlich nur noch das Obst- und Gemüseregal ansteuere, und entsprechend macht einkaufen auch deutlich weniger Spaß, obwohl es natürlich auch viel entspannter ist. Einige Dinge habe ich im Biomarkt geholt (Quinoa, Johannisbrotkernmehl, gutes Obst), das schlägt sich dann schon auch ein bisschen auf dem Kassenzettel nieder. Außerdem produziere ich viel weniger Müll. So gut wie nur noch Biomüll eigentlich. Der wandert zu Teilen in meine Wurmkiste und zu Teilen in die Biotonne. Nur die Tetrapacks von Milchalternative und Saft fallen noch an.

Tag 6: Frutarier

Das erste Fasten-Wochenende habe ich erfolgreich geschafft. Da ich meine Eltern besucht habe, die überhaupt keine Lust auf meine Ernähungssperenzchen haben, hatte ich davor etwas Sorgen. Aber ich muss sagen, ich habe mit meinem Paprika-Tomaten-Salat am Tisch mit der riesigen Schüssel duftender Kässpätzle und meiner pikanten Tomatensuppe als Alternative zu Gyros mit Pommes, weniger gelitten als befürchtet. Das ging sogar richtig gut. Zum Sonntagsfrühstück habe ich mir eine ganze Kokosnuss gegönnt. Die Kokosmilch war ein Traum, der Rest der Nuss auf jeden Fall so aufwendig zu schlachten und zu essen, dass es nicht langweilig wurde. Sogar das abendliche Funkenfeuer habe ich ohne Grillwurst und Bier, sondern nur mit Orangensaft, überstanden.

Zum Wochenstart habe ich mir heute eine Kürbissuppe mit Kokosmilch gekocht, mit einem Schuss Orangensaft, Salz und Chili. Ein frutarisches Gericht, dass ich schon öfter gekocht habe und das auch immer wieder gut schmeckt.

Was sich so langsam einschleicht, ist wirklich eine kleine Obstmüdigkeit. Mein Mango- und Bananenhaushalt scheint gesättigt zu sein – und in Shakes fehlt mir doch sehr die Milch. Für den Abendsnack habe ich mir darum einen Liter Mandelmilch gekauft.

Fühlt sich dünn an und für die fettige, ölige Komponente – aber wenn man die Mandelmilch jetzt nicht mit tierischer Milch vergleicht, schmeckt sie gar nicht so schlecht. Etwas nussig-süßlich mit einem Hauch von Vanille hinten raus. Als Grundlage für Bananenmilch funktioniert die Mandelmilch ausgezeichnet!

20 Jahre Wort zum Tag

9:51 Uhr – Kaum zu glauben, aber garantiert wahr: Heute vor genau 20 Jahren, am 20.02.2001, habe ich im zarten Alter von 13 Jahren mein erstes Wort zum Tag geschrieben. In Zeiten, in denen die Menschheit noch gar nicht wusste, was ein Weblog bzw. Blog ist. Als ein Online-Tagebuch noch was richtig verrücktes war. Und eben auch in Zeiten, in denen 13-Jährige angefangen haben, ihre Computer mit Kabeln zu verbinden, um Ballerspiele zu zocken, aber sich eher nicht mit Webdesign beschäftigt haben.

Ich finde, dass es damals eine gute Idee war. Nicht wegen den vielen geistreichen Einträgen, die seitdem entstanden sind. Vielmehr wegen der Möglichkeit, so viele Dinge in Sachen Text, Design und Programmierung ausprobieren zu können. Während die allerersten Versuche noch auf irgendwelchen Plattformen stattfanden, die absolut nicht für private Internetseiten gedacht waren, bin ich bald auf Microsoft FrontPage umgestiegen, einen HTML-Editor. Über HTML bin ich auch zu Adobe Flash, SQL-Datenbanken und PHP gekommen (ohne in irgendwas davon über Einsteigerlevel hinausgekommen zu sein). Irgendwann hat mich der Markt überholt, es entstanden Lösungen, die immer weniger Kenntnisse vom Nutzer verlangt haben.

Vor guten 10 Jahren bin ich auf WordPress umgestiegen und dem System seitdem treu geblieben. Hier sind seitdem 650 Einträge entstanden. 2010 war ich in den letzten Zügen meines Studium, in die Phase der hier auffindbaren Texte fällt also de facto mein komplettes Berufs- und Erwachsenenleben. Neben meinem Leben an sich habe ich mich dem Fußball gewidmet und den Turnieren in Brasilien 2014 und Frankreich 2016 eigenen Themenblöcke geschenkt. Insgesamt habe ich auch 67 Gedichte in Sonett-Form über die Fußball-Bundesliga geschrieben. In den letzten Jahren ist das Thema Bier mehr und mehr in der Vordergrund gerückt, bevor ich es vor einem knappen Jahr auf eine eigene Internetseite beim Allgäuer Bärenjäger ausgelagert habe.

Auch zum 10-Jährigen habe ich mir übrigens schon selbst gratuliert. Wegen meines aktuellen Fastenprojektes wird es heute allerdings weder ein Stück Kuchen noch ein Schlückchen Sekt geben.

Ein Ziel in den nächsten Wochen und Monaten ist es, möglichst viele Beitrag von 2001 bis 2010 wieder zu finden. Ich werde mal alte Festplatten durchstöbern. Wer noch Schätze bei sich gespeichert hat, darf sich gerne melden. Da sind sicher ein paar Perlen dabei. Außerdem arbeite ich momentan an einer weiteren Sachen, für die es wohl auch wieder einen Internetauftritt mit kleinem Blog geben wird. Das Wort zum Tag an dieser Stelle soll aber erhalten bleiben, vielleicht kriege ich ja die nächsten 10 Jahre auch noch voll. Bis dahin, haltet die Augen steif und lest immer fleißig!

Tag 2: Frutarier

  • 1 Liter Orangensaft
  • 1 Banane
  • 1 Apfel
  • 1 Mango
  • ca. 2 Hand voll Cashewkerne
  • 2 große Zucchini
  • ca. 1 Hand voll schwarze Oliven
  • 1 Dose gehackte Tomaten
  • 1 Chilischote

Das ist meine heutige Nahrungsbilanz. Vermutlich würde ich auch ausschließlich mit Obst und Saft über ein paar Tage kommen, Das schöne daran ist ja, dass man nichts zubereiten muss und viel Zeit und Geschirr spart.

Da zu viel Fruchtzucker vielleicht auch nicht so gut ist, habe ich mich dann doch für ein kleines frutarisches Abendessen entschieden. Aus den Zucchini habe ich dünne Streifen geschnitten, die ich in Olivenöl scharf angebraten habe. Da ich Zucchini echt nicht mag, ist das für mich (neben völligem Verkochen) die einzig mögliche Zubereitungsart. Aus den Tomaten, ein paar Oliven, einer Chilischote, Salz und den Schnittresten der Zucchini habe ich eine Soße dazu gemacht.

Es hat gar nicht mal so übel geschmeckt, nur die Konsistenz ist schon etwas schlimm. Überraschend fand ich, wie wenig von den zwei riesigen Zucchini am Ende noch übrig blieb. Also für den großen Hunger reicht das nicht.

Tag 1: Frutarier

Heute morgen habe ich eine Banane gefrühstückt, das war überhaupt kein Problem. Am frühen Nachmittag habe ich aber so langsam richtig großen Hunger bekommen – und die Lust auf meine eingeplante Mango schwand immer mehr. Obwohl Mango auf jeden Fall mein Lieblingsobst ist und ich als kleinen Cheat – wie angekündigt – noch ein kleines Restchen Käse hatte: So ungefähr 20 Gramm Ziegenweichkäse. Viel lieber hätte ich mir aber natürlich stark gewürzte, deftige Kohlenhydrate mit fettigem Käse überbacken. Nach einem kurzen Aufschub habe ich mir dann die Mango aufgeschnitten und mit dem Käse gegessen. Das war fein und schnell gemacht. Jetzt habe ich nur noch ein verbotenes Stück Gorgonzola im Kühlschrank, aber das lasse ich einfach die vier Wochen reifen, bis ich es als Vegetarier wieder anfassen darf.

Zunächst stehen aber erstmal die zwei Wochen als Frutarier an. Die Idee in aller Kürze ist ja, dass nur das gegessen wird, was die Natur (und mit Natur sind nur Pflanzen gemeint) freiwillig hergibt. Wer mit verschärften Regeln spielt, isst auch nur tatsächlich das, was nicht mehr an der Pflanze hängt, sondern von dieser abgeworfen wurde. Das ist für mich natürlich nicht umsetzbar. Es gehen also Früchte und Gemüse, das in Früchteform wächst (Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini), sowie Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte. Was nicht geht, weil dadurch die Pflanze beschädigt oder gar getötet wird, sind Blätter, Knollen oder Wurzeln.

Das stellt mich direkt auch vor ein paar Herausforderungen, die ich so nicht einkalkuliert hatte: Mit Gewürzen und auch mit Tee wird es jetzt erstmal schwierig. Da in Ravensburg das Trinkwasser recht beschissen schmeckt, hatte ich bisher einen ziemlich hohen Teeverbraucht. Ich werde mir was einfallen lassen.

Etwas strittig ist, ob Getreide erlaubt ist. Denn wenn das Getreide an der Pflanze ausgereift ist, ist die Pflanze ohnehin abgestorben – und das Entfernen des Getreides macht dann auch nichts mehr. Ich habe mir aber überlegt, zumindest mal die erste Woche ohne Getreideprodukte zu überstehen. Denn sonst könnte man sich ja die ganze Zeit von Nudeln mit Tomatensoße ernähren, und das ist mir ein bisschen einfach. Nach sieben Tagen schaue ich dann mal, wie es mir damit so geht.

Die erste Shoppingtour meines Projekts hat leider überhaupt keinen Spaß gemacht. Etwas demotiviert kam ich mit zwei Äpfeln und einem Tetrapack Grapefruitsaft zurück. Eigentlich wollte ich auf jeden Fall auch etwas Gemüse kaufen, aber das Reiz-Preisverhältnis war unter aller Kanone. Als Zwischensnack gab es also eine Hand voll Cashewnüsse, die ich noch hatte, als Abendessen wird es irgendeine Komposition von Apfel und Banane geben.

Fastenzeit 2021

17:39 Uhr – Schon vor einigen Jahren habe ich mal das Buch „Anständig essen“ von Karen Duve gelesen. Es ist wirklich schon lange her, darum kann ich keine tolle Rezension bieten, aber tatsächlich faszinierte mich die Grundidee des Buches sehr und ist mir über die Jahre im Kopf geblieben: Die Autorin hat im Jahr 2009 über 10 Monate hinweg für jeweils zwei Monate verschiedene Ernährungsformen für sich ausprobiert. Angefangen hat sie mit einer reinen Bio-Ernährung, sie wurde zur Vegetarierin und zur Veganerin – und schließlich sogar zur Frutarierin.

Während vegetarische und vegane Ernährung ja durchaus bekannt und häufig sind, hat es mir vor allem der Frutarismus angetan. Bei dieser Ernährungsform isst man nur das, was Pflanzen freiwillig hergeben, also in der Regel Früchte, Samen oder Kerne, aber eben keine Blätter, Blüten oder Wurzeln. Die Idee dahinter ist, dass nicht nur keine Tiere zu Schaden kommen, sondern auch keine Pflanzen. Wie gesagt, seit Jahren geistert das in meinem Kopf rum.

Und jetzt habe ich mir relativ spontan gedacht: Wann nicht jetzt, wann dann? Vermutlich gab es nie einen besseren Zeitpunkt für ausgefallene Ernährungsexperimente. Restaurants sind geschlossen und soziale Kontakte weitestgehend auf Eis. Damit fällt das große Problem, dass man mit dem Schutz von Tier und Pflanze möglichst auch keinen Menschen auf den Keks gehen will, weg. Die christliche Fastenzeit scheint mir auch ohne theologischen Hintergedanken eine gute Zeit zu sein. Zum einen fängt sie übermorgen an, zum anderen sind 40 Tage eine nicht zu kurze, aber auch absehbare Zeit. Und am Ende der Fastenzeit kommt mein Geburtstag. Da es sonst ja wenig Gründe gibt, sich auf den Tag des Älterwerdens zu freuen, wenn man ihn nicht mal mit Freunden feiern darf, kann ich mich wenigstens auf ein uneingeschränktes Festmahl freuen.

Es ist wirklich alles recht undurchdacht, aber ungefähr habe ich mir das folgendermaßen überlegt. Und wer jetzt dachte, dass ich 40 Tage lang zum Frutarier werden, den muss ich leider enttäuschen.

  • Ich starte am Aschermittwoch, dem 17. Februar 2021 und beende die Aktion schon kurz vor Ostern, nämlich am 31. März 2021.
  • Den Zeitraum teile ich, wie im Buch, in verschiedene Ernährungsmodelle ein, allerdings drehe ich die Reihenfolge um. Ich fange mit dem härtesten an und gönne mir dann nach und nach wieder mehr Dinge. Ich glaube, dass es so rum für mich leichter ist, das durchzuhalten. Heißt:
    • 17.2. – 2.3.: Frutarier
    • 3.3.-16.3.: Veganer
    • 17.3.-31.3.: Vegetarier
  • Die Sache mit der Bio-Ernährung lasse ich weg. Das erscheint mir, 12 Jahre nach dem ursprünglichen Selbstversuch von Frau Duve und in Zeiten von Biosupermärkten und Biobereichen sogar bei Discountern, nicht mehr besonders herausfordernd zu sein.
  • Im Zweifel gegen das Lebensmittel. Wenn ich mir also nicht sicher bin, ob das Lebensmittel für die jeweilige Ernährungsform erlaubt ist, wird es nicht gegessen. Das gibt sonst zu viel Spielraum für faule Kompromisse.
  • Es geht nur um Essen und Trinken. Ich werde in den Wochen trotzdem meine Lederschuhe tragen und ich werde mir auch weiter die Zähne mit Minzzahnpasta putzen. Bei Neuanschaffungen achte ich auf die aktuelle Phase, wobei Neuanschaffungen zur Zeit ja eh eher schwierig sind.
  • Ich gehe die Sache ohne bestimmte Ziele an (abgesehen vom Ziel, es zu schaffen). Es geht mir nicht um Gewichtsreduzierung, Müllvermeidung, Missionierung, Saisonalität oder Klimaschutz. Das sind gerne gesehene Nebeneffekte, aber ich werde mich nicht drauf konzentrieren. Ich habe ja schließlich nebenher auch noch was zu tun.
  • Ich berichte an dieser Stelle. Und ich freue mich auf eure Kommentare, Tipps und Hilfestellungen.

Mit Blick in meinen Kühlschrank möchte ich zum Start eine kleine Ausnahme machen: Es wird nichts weggeworfen und ich habe am Mittwoch noch die Chance, geöffnete Milchprodukte aufzuessen. Die Dinge jetzt wegzuwerfen wäre ja auch nicht im Sinne der Sache.

Mund-Nasen-Schutz-Marketing

11:30 Uhr – So ein Mund-Nasen-Schutz ist natürlich ein unglaublich gutes Marketing-Instrument. Man kann dort als Unternehmen seine Botschaft, sein Look & Feel, sein Logo oder seinen Slogan draufdrucken. Man kann seine Corporate Identity durch die Masken in die Welt tragen, seinen Mitarbeitern ein einheitliches, ordentliches Element verpassen. Und die kleinen Stücke Stoff sind ja wirklich optimal, denn in diesen Zeiten braucht tatsächlich jeder diese Teile, nicht nur das, jeder muss sie sogar an einer werbewirksamsten Stelle tragen: Mitten im Gesicht.

Klar, dass Unternehmen diese Chance nutzen. Auch ich habe gleich zum Beginn der Maskenpflicht eigenen Masken mit dem Bärenjäger-Logo machen lassen.

Das kann aber auch gefährlich sein. Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein lokales Taxiunternehmen, nennen wir es Taxi Donner, lässt schwarze Masken mit dem gelben Logo des Unternehmens drucken und verteilt diese. An einem Montagmorgen fällt nun in einem Discounter ein in seinem speckigen Flanell-Holzfällerhemd etwas ungepflegt wirkender Herr vor allem dadurch auf, dass er eben diesen Mund-Nasen-Schutz von Taxi Donner als Kinnschutz auf Höhe der Unterlippe trägt.

Er trägt einen Haufen Süßigkeiten, Tiefkühlfertigprodukte und eine Palette vom Discount-Dosenbier zur Kasse, wo er in bar bezahlt. Erleichtert, vor dem Supermarkt endlich wieder gänzlich ungefilterte Parkplatzluft atmen zu können, gönnt sich der Herr um halb elf vormittags erstmal direkt an den Einkaufswägen eines seiner erworbenen Biere.

Ohne zu wissen, ob der Mann Taxifahrer bei Taxi Donner ist, vielleicht Kunde bei Taxi Donner oder gar der Chef, oder ob er auf einem anderen Wege an diese Maske gekommen ist, verbindet der aufmerksame und nachtragende Zeitgenosse jetzt diese unrühmliche Erscheinung mit dem Unternehmen. Und erinnert sich vielleicht beim nächsten Mal daran, wenn er ein Taxi rufen möchte.

Alte Vorsätze

14:22 Uhr – Für das erste richtige Wochenende im neuen Jahr hatte ich mir vorgenommen, zumindest mal ein paar seit Jahren unberührte Schubladen und Fächer rund um meinen Schreibtisch auszumisten. Nun sitze ich hier mit einem großen, gefüllten Müllsack und einigen vergessen geglaubten Schätzen.

Da wäre dieser Leim-Fliegenfänger. So ein ekelhaftes, braunes, klebriges Ding, das spiralförmig von der Decke hängt und neben Staub und Haupthaar im Idealfall auch lästige Insekten fängt. Vier Stück davon habe ich gefunden. Es ist zwar keine Fruchtfliegensaison, meine Zimmerpflanzen sind aber dennoch immer beliebte Brutstätten. Vor ich dieses Schächtelchen für die nächsten Jahre wieder in der Schublade verschwinden lasse, habe ich also einen Fänger aufgehängt. Sieht schlimm aus, aber vielleicht bringt es ja was. Außerdem habe ich auch noch ein paar Gelbsticker gefunden, die ich zum gleichen Zweck an Kakteen, Aloe Vera und so gut wie toter Habanero-Chili befestigt habe. Die sind jetzt zumindest aufgebraucht.

In der gleichen Box habe ich so Strahler-Glühbirnen gefunden, drei Stück, und mich gefragt, warum ich die besitze. Dann ist mir eingefallen, dass die an mein Bad-Licht passen könnten. An das Bad-Licht, an dem ungelogen seit Jahren eine Birne kaputt ist, was die Rasur unnötig erschwert. Und siehe da: Passt. Und ich musste nicht mal einen neue Glühbirne kaufen. Ganz schön hell jetzt da. Müsste man fast mal wieder putzen, jetzt, wo man alles so genau sieht.

Ein unbenutzter Wasserfarbenkasten, ein Zeichenblock und ein verpacktes Pinselset erinnern mich daran, dass ich vor langer Zeit wieder kreativer werden wollte. Mit Pinsel auf Papier und so. Kurz darauf habe ich mich aber wohl erinnert, dass ich in der Hinsicht fatal talentfrei bin und darum gar nie damit angefangen. Ich werde es trotzdem nicht übers Herz bringen, das jetzt wegzuwerfen und die Künstlerutensilien darum weiter einlagern.

Dann der gute alte Füller, den ich immer wieder finde und mir dann vornehme, wieder mehr mit Füller zu schreiben. Und dann trocknet er doch wieder ein. Auf meinem Einkaufszettel stehen auf jeden Fall Tintenpatronen. Ich schreibe ja tatsächlich ganz gerne Postkarten (gelegentlich) und Briefe (nie), und so ein Füller hat schon Stil. Leider ist mir dieser Stil irgendwann noch zu Schulzeiten abhanden gekommen, Kugelschreiber zogen sich durch Oberstufe, Studium und Arbeitsleben. Bewerbt euch gerne um eine mit Füller geschriebene Postkarte von mir.

Buchtipp: I saw a Man

21:08 Uhr – Die letzten Abende und Nächte habe ich mal wieder ein richtig gutes Buch gelesen: I saw a Man von Owen Sheers. Am Anfang war es etwas schwer, in das unglaublich langsame Erzähltempo reinzukommen. Unfassbar detailreich und geheimnisvoll erzählt das Buch, wie die Hauptperson Michael durch eine offene Hintertür in das offenbar leere Haus seiner Nachbarn geht, weil er einen verliehenen Schraubenzieher zurückholen möchte. Der Autor arbeitet mit großen zeitlichen und örtlichen Sprüngen, sodass nach und nach drei verschiedene Geschichten über drei verschiedene Leben und Beziehungen entstehen, die doch irgendwie miteinander verknüpft sind. Im Verlauf der Geschichten gibt es zwei Tote – und die eindrückliche Frage nach Schuld und Unschuld, Zufall und Absicht, Verlust und Trauer. Nach der Spannung der Geschichte trägt vor allem die Verarbeitung der persönlichen Schuld, die gesellschaftlich vielleicht gar keine ist, noch weit über die letzte Seite hinaus. Leseempfehlung!

Mit Schwung zurück

13:00 Uhr – Wow, ist ja schon ganz schön lang her, dass ich hier das letzte Mal was geschrieben habe. Ich hoffe, ihr habt mich wenigstens vermisst. Ganz schreibfaul war ich allerdings nicht: Der ein oder andere hat vielleicht bemerkt, dass die Bier-Geschichten ausgezogen sind. Die sind jetzt unter www.allgäuer-bärenjäger.de zu finden. Schaut gerne Mal rein!

Jetzt sitze ich an meinem ersten Urlaubstag auf meinem Balkon in Ravensburg, im Schatten, nur die Füße an der Sonne. Gestern noch habe ich die Chili-Pflanzen umpositioniert, weil sie so groß geworden sind. Heute geht ein Sturm über sie hinweg, der schon Opfer gefordert hat: Eine ziemlich große Spitzchili und ein Jalapeno wurden leider in noch grünem Zustand gewaltsam von ihrer Pflanze getrennt. Das tut weh. Reif ernten durfte ich immerhin eine kleine aber feine rote Chili. Ich werde mir fürs Abendessen was dafür einfallen lassen.

Vielleicht schaffe ich es ja, den Wind in Schwung umzuwandeln und auch hier wieder öfter ein paar Zeilen reinzuschreiben. Bis bald!