17:39 Uhr – Schon vor einigen Jahren habe ich mal das Buch „Anständig essen“ von Karen Duve gelesen. Es ist wirklich schon lange her, darum kann ich keine tolle Rezension bieten, aber tatsächlich faszinierte mich die Grundidee des Buches sehr und ist mir über die Jahre im Kopf geblieben: Die Autorin hat im Jahr 2009 über 10 Monate hinweg für jeweils zwei Monate verschiedene Ernährungsformen für sich ausprobiert. Angefangen hat sie mit einer reinen Bio-Ernährung, sie wurde zur Vegetarierin und zur Veganerin – und schließlich sogar zur Frutarierin.
Während vegetarische und vegane Ernährung ja durchaus bekannt und häufig sind, hat es mir vor allem der Frutarismus angetan. Bei dieser Ernährungsform isst man nur das, was Pflanzen freiwillig hergeben, also in der Regel Früchte, Samen oder Kerne, aber eben keine Blätter, Blüten oder Wurzeln. Die Idee dahinter ist, dass nicht nur keine Tiere zu Schaden kommen, sondern auch keine Pflanzen. Wie gesagt, seit Jahren geistert das in meinem Kopf rum.
Und jetzt habe ich mir relativ spontan gedacht: Wann nicht jetzt, wann dann? Vermutlich gab es nie einen besseren Zeitpunkt für ausgefallene Ernährungsexperimente. Restaurants sind geschlossen und soziale Kontakte weitestgehend auf Eis. Damit fällt das große Problem, dass man mit dem Schutz von Tier und Pflanze möglichst auch keinen Menschen auf den Keks gehen will, weg. Die christliche Fastenzeit scheint mir auch ohne theologischen Hintergedanken eine gute Zeit zu sein. Zum einen fängt sie übermorgen an, zum anderen sind 40 Tage eine nicht zu kurze, aber auch absehbare Zeit. Und am Ende der Fastenzeit kommt mein Geburtstag. Da es sonst ja wenig Gründe gibt, sich auf den Tag des Älterwerdens zu freuen, wenn man ihn nicht mal mit Freunden feiern darf, kann ich mich wenigstens auf ein uneingeschränktes Festmahl freuen.
Es ist wirklich alles recht undurchdacht, aber ungefähr habe ich mir das folgendermaßen überlegt. Und wer jetzt dachte, dass ich 40 Tage lang zum Frutarier werden, den muss ich leider enttäuschen.
- Ich starte am Aschermittwoch, dem 17. Februar 2021 und beende die Aktion schon kurz vor Ostern, nämlich am 31. März 2021.
- Den Zeitraum teile ich, wie im Buch, in verschiedene Ernährungsmodelle ein, allerdings drehe ich die Reihenfolge um. Ich fange mit dem härtesten an und gönne mir dann nach und nach wieder mehr Dinge. Ich glaube, dass es so rum für mich leichter ist, das durchzuhalten. Heißt:
- 17.2. – 2.3.: Frutarier
- 3.3.-16.3.: Veganer
- 17.3.-31.3.: Vegetarier
- Die Sache mit der Bio-Ernährung lasse ich weg. Das erscheint mir, 12 Jahre nach dem ursprünglichen Selbstversuch von Frau Duve und in Zeiten von Biosupermärkten und Biobereichen sogar bei Discountern, nicht mehr besonders herausfordernd zu sein.
- Im Zweifel gegen das Lebensmittel. Wenn ich mir also nicht sicher bin, ob das Lebensmittel für die jeweilige Ernährungsform erlaubt ist, wird es nicht gegessen. Das gibt sonst zu viel Spielraum für faule Kompromisse.
- Es geht nur um Essen und Trinken. Ich werde in den Wochen trotzdem meine Lederschuhe tragen und ich werde mir auch weiter die Zähne mit Minzzahnpasta putzen. Bei Neuanschaffungen achte ich auf die aktuelle Phase, wobei Neuanschaffungen zur Zeit ja eh eher schwierig sind.
- Ich gehe die Sache ohne bestimmte Ziele an (abgesehen vom Ziel, es zu schaffen). Es geht mir nicht um Gewichtsreduzierung, Müllvermeidung, Missionierung, Saisonalität oder Klimaschutz. Das sind gerne gesehene Nebeneffekte, aber ich werde mich nicht drauf konzentrieren. Ich habe ja schließlich nebenher auch noch was zu tun.
- Ich berichte an dieser Stelle. Und ich freue mich auf eure Kommentare, Tipps und Hilfestellungen.
Mit Blick in meinen Kühlschrank möchte ich zum Start eine kleine Ausnahme machen: Es wird nichts weggeworfen und ich habe am Mittwoch noch die Chance, geöffnete Milchprodukte aufzuessen. Die Dinge jetzt wegzuwerfen wäre ja auch nicht im Sinne der Sache.
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