Hipp Hipp Hurra

18:50 Uhr – Nach einem langen und terminreichen Arbeitstag bin ich heute zur Wohnungstür rein, kurz am Kühlschrank vorbei und direkt durch die Balkontür wieder raus. In der Abendsonne habe ich in meiner Hand ein eiskaltes und äußerst hübsches Fläschlein Bier gefunden: Ein Berg Jubel Bier. Das Etikett der braunen 0,5-Liter NRW-Flasche ist sehr dezent gehalten; blaue, geschwungene Schrift auf vergilbtem Ökoweiß. Das Logo zeigt einen blauen Adler, der über einem Kirchturm davonfliegt. Sehr ansprechend.

Das naturtrübe Bier aus der Berg Brauerei Ulrich Zimmermann aus Ehingen überzeugt dann direkt mit sehr vollem, aber angenehm mildem Geschmack. Ich trau mich das jetzt kaum zu schreiben, aber ich meine sogar, eine leichte Nussnote bemerkt zu haben. Dazu ist das Jubel Bier leicht hopfig herb. Bis zum allerletzten Tropfen bleibt dieses Bier ein Genuss. Ich bin begeistert, echt.

Was mich noch neugierig gemacht hat, ist die Tatsache, dass dieses wunderbare Gebräu hopfengestopft ist. Das hört sich interessant an. Und zwar funktioniert das so: „Am Ende der langsamen Zwei-Tank-Reifung wird Tettnanger Aromahopfen in den Reifetank gestopft“. Verstanden? Ich auch nicht, ist aber lecker!

Der Bierpaul

20:49 Uhr – Freitag vor einer Woche hatte ich Besuch von Bernd, und als sehr ehrenwerte Reparationszahlung für all die deutschen Biere, die er aus meinen Kühlschrank gezaubert hat, hat er mir eine feine Auswahl an Schweizer Bieren mitgebracht. Besten Dank!

Heute – ihr ahnt es schon – war ein guter Moment gekommen, um dem ersten Fläschchen die Ehre zu erweisen. Bei den guten Wetteraussichten habe ich bereits heute Morgen ein angebliches „Sommerbier“ in den Kühlschrank gestellt und mich den ganzen Tag darauf gefreut. Schon alleine die Optik des Bierpaul 04 Sommerbier naturtrüb ist nämlich verlockend: Eine dickbauchige, braune 0,33-Literflasche mit endlos erscheinendem, schlanken Hals, der kurz vor dem Bauch noch einen eleganten Ring trägt. Dazu das ganz klar in blau, gelb und rot gehaltene Etikett mit der großen gelben „04“.

Nach Feierabend bei untergehender Sonne habe ich das 4,3 Prozent leichte Getränk aus Villmergen bei Zürich dann endlich probieren können. Es ist in der Tat ein Sommerbier! Es ist sehr mild und, wie gesagt, leicht, sodass man bei den ersten Schlücken fast ein bisschen nach dem Geschmack suchen muss, weil eigentlich jede typische Biernote fehlt. Erst nach und nach macht sich eine fruchtige Süße im Mund breit, die dann auch für das erst vermisste Geschmackserlebnis sorgt. Es erinnert dann sogar schon fast an ein Radler, was für ein erfrischendes Sommerbier ja nicht verboten ist. Es war also ein überaus erfreulicher Einstieg in die Züricher Bierwelt der auch neugierig auf andere Nummern aus dem Hause Erusbuacher & Paul und mich fast ein bisschen traurig macht, weil ich kein Bierpaul 04 mehr da habe.

Propeller Propeller

21:35 Uhr – Es war das letzte Bier, das noch von meinen Geburtstagsgeschenken übrig war und das seit Wochen in meinem Kühlschrank vor sich hin fror. Jetzt war der passende Anlass gekommen, um es zu öffnen, denn es passt so schön zu meinem am Montag anstehenden Allgäu-Rundflug: Das „Aufwind“ aus dem Hause „Propeller“. Hört sich gar nicht so nach Bier an, ist aber eines. Untertitel auf dem klar gehaltenen Etikett mit Propellerschraube und roter Schärpe sind übrigens „Die reine Wahrheit“ und „Ein belebender Impuls“. Na dann.

Das Aufwind ist ein Double India Pale, es hat ordentliche 6,5% Alkohol und kommt in der 0,33-Literflasche aus Bad Laasphe (nein, das ist nicht im Osten). Bei IPA bin ich generell eher skeptisch, darum habe ich erst mal an der geöffneten Flasche gerochen: ein ziemlich angenehmer, fruchtiger Zitrusduft stieg mir da in die Nase. Interessant.

Dann der erste Schluck. Das Indian Pale liegt – wenig überraschend – ziemlich schwer auf der Zunge und schmeckt sehr stark, aber nicht unangenehm. Der Abgang schließt dann an den Geruch an, sehr herb aber auch mit starker Zitrusnote. Auch danach bleibt im Mund ein angenehmer Geschmack hängen (könnte auch an meinen knoblauchlastigen Meeresfrüchtespaghetti vom Abendessen liegen).

Ich weiß jetzt nicht, ob ich das Aufwind unbedingt als uneingeschränkten Genuss bezeichnen würde. Geschmeckt hat es aber auf jeden Fall, es ist einfach etwas anderes. Sofortige Lust auf eine zweite Flasche macht es nicht unbedingt, aber hin und wieder eine Flasche ist kann ich mir schon vorstellen. Und die kann man dann langsam und intensiv trinken. Sagen wir so: Wenn der Rundflug am Montag so wird, wie die Verköstigung heute, dann wird’s prima!

Kein Heimatbier

22:00 Uhr – Ich werde einfach nicht warm mit Bier aus dem Schussental. Im Schein der bunten Lampignons auf meinem Balkon dachte ich darüber nach, dass es ja daheim doch ganz schön ist und wollte dieses Heimatgefühl durch ein Ravensburger Bier festigen. Meine Wahl fiel auf das Leibinger Edel Spezial in der Halbliterflasche mit silberrotem Etikett. Das Gebräu vom Ravensburger Friedhofsbuckel schmeckt eher wie ein Pils, recht herb und hopfig. Vor allem aber auch ein bisschen wässrig, die 5,5 Prozent Alkohol schmeckt man definitiv nicht raus. Wahrlich nicht überzeugend. Vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl in Sachen „Heimat“.

FK Santa Beer Haugesund

21:34 Uhr – Halbzeitpause in der Champions League Qualifikation zwischen Hoffenheim und Liverpool. Aus irgendeinem mir nicht weiter bekannten Grund habe ich beschlossen, dass man da ja mal rein schalten könnte. Und die erste Halbzeit hat richtig Spaß gemacht, sodass ich wohl dranbleiben werde. Normalerweise sind solche endlosen Qualifikationen für den Europapokal während der eigentlichen Sommerpause ja eher ein zähes Ding. Erfreuen kann ich mich allerdings Jahr für Jahr an Teilnehmern aus diversen Ländern. Nicht, weil sie sich zwei Packungen abholen und dann wieder in den Niederungen der zweiten andorranischen Liga verschwinden, sondern weil die Mannschaften teilweise einfach überragende Namen haben. Das sind meine liebsten Zehn aus der aktuellen Runde:

  1. FK Qäbälä (Aserbaidschan)
  2. Cork City (Irland)
  3. Vikingur Göta (Färöer)
  4. FC Santa Coloma (Andorra)
  5. Progres Niederkorn (Luxemburg)
  6. Videoton FC Szekesfehervar (Ungarn)
  7. FC Sheriff Tiraspol (Moldawien)
  8. Europa FC (Gibraltar)
  9. Hapoel Beer Sheva (Israel)
  10. FK Haugesund (Norwegen)

Und während ich das so aufschreibe, kommen mir zwei hervorragende Ideen. Man sollte a) jede dieser Mannschaften einmal bei einem nationalen Heimspiel besuchen. In vielen der Länder war ich noch nie, in den Städten sowieso nicht. Und b) sollte man mit all diesen und vielleicht noch ein paar anderen Teams mit Supernamen (FC Super Power/Thailand, FC Flyeralarm Admira Wacker/Österreich, FC Kiffen 08/Finnland, VV Venlo/Niederlande) ein großes internationales Turnier an den Start bringen. Vielleicht auf dem Ebnat. Mitreisende oder Sponsoren dürfen sich gerne melden.

Und jetzt wäre eben schon fast das 0:2 gefallen – ich muss mich also wieder aufs Spiel konzentrieren!

Frohe Ostern

20:39 Uhr – Die 40 Minuten, die mein Schlemmerfilet Bordelaise (ob das aus Bordeaux kommen soll?) vor sich hin schmachtet, wollten bei den letzten Sonnenstrahlen eines herrlichen Sommertages sinnvoll genutzt werden. Also habe ich mir ein Bier für entspannte Minuten im Liegestuhl geöffnet.

Ich muss zugeben: Ich hatte ein bisschen Angst. Das Oster-Festbier aus dem sehr passenden Hause Hasen-Bräu Augsburg steht schon ziemlich lange in meinem Kühlschrank. So ungefähr seit Ostern nämlich. Ich habe im März im Discounter, ich glaube es war Netto, einen Sixpack davon gekauft. Drei Flaschen wurden auf meiner Geburtstagsfeier geleert, von wem auch immer. Zwei Flaschen habe ich vor einigen Wochen mit ins Freibad genommen und auch eine davon selbst getrunken. Aber die war natürlich brühwarm und ein faires Urteil deshalb schwierig. Schon allein, weil warmes Festbier mit 6 Prozent Alkohol einfach nicht so gut zum Freibadfeeling passt. Wegen dieser nicht ganz so tollen Erfahrung habe ich den erneuten Versuch jetzt eine ganze Weile vor mir hergeschoben. Vielleicht auch, weil der Hase auf dem Etikett echt hässlich ist: Er ist weiß, geht aufrecht, hat in seinen äußerst menschlichen Händen ein riesiges, eiswaffelförmiges Bierglas und trägt einen Lendenschutz aus Hopfenblättern, aus dem nur sein kleines, steil nach oben ragendes Schwänzchen heraus spitzelt (also hinten hohoho). Meine Taktik war zuletzt, dass ich kein anderes Bier mehr kalt gestellt habe. Es gab also schlichtweg keine Alternativen.

Und ich flippe aus vor Freude: Gut gekühlt ist das Oster-Festbier absolut lecker. Man merkt ihm eine gewisse Schwere an, aber es ist total süffig und bis zum letzten Schluck ein wahrer, milder Genuss. Wenn Ostern wieder vor der Tür steht, decke ich mich damit ein!

Auch sonst macht die Augsburger Brauerei einen interessanten Eindruckt. Da scheint es noch das ein oder andere Leckerli zu geben, auch abseits von Ostern. All meine Augsburger Leser und Freunde sind hiermit herzlich eingeladen, mir demnächst eine kleine Auswahl aus dem Hause Hasen-Bräu zu überlassen. Basten Dank!

Fun-Fakt des Tages: Auf dem Etikett ist eine falsche Internetadresse abgedruckt. Die Domain www.hasenbraeu.de führt nämlich ins Nirvana. Richtig wäre gewesen: www.hasen-braeu.de. Kann ja mal passieren.

Reverse Product-Placement

21:48 Uhr – Es klingt zwar traurig und langweilig, aber das darf auch mal sein: Den Freitagabend nach einer durchwachsenen Arbeitswoche schön bei einer 5-Käse-Aufback-Pizza (4-Käse-Aufback-Pizza mit extra Käse) und einer eiskalten Dose Bier genießen. Und da ist mir heute beim Lidl eine knallrote Dose in den Einkaufswagen gefallen, die mir für diesen Anlass optimal erschien: The Legendary Duff Beer. Vorneweg: Es war perfekt. Ein süffiges Lagerbier für den kleinen Geldbeutel mit 4,9 Prozent. Das geht bei der richtigen Temperatur sehr gut. Vielleicht muss ich demnächst eine Palette holen.

Das eigentlich spannende an dem Bier ist aber, dass es ja offensichtlich das Bier der Simpsons sein soll. Das ist lustig, dass sogar ich das weiß, denn ich hab in meinem Leben noch keine einzige Folge der Simpsons gesehen. Dass die Dose auch rot ist und das Logo zumindest Ähnlichkeiten mit dem Bierlogo aus der Serie hat, wird wohl kein riesengroßer Zufall sein.

Da das Duff aber so gar nicht nach Ami-Plörre schmeckt, habe ich mich mal ein bisschen auf Spurensuche begeben. Das Duff Beer kommt aus dem Hause Duff beverage GmbH aus der Burgstraße 12 in München. Und natürlich ist es nach dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Ansonsten kann man noch raus finden, dass es bei Duff zwei Geschäftsführer, einen Vertriebler und einen Marketing-Sepp gibt, aber wohl keinen Braumeister. Es gibt in Deutschland sogar noch ein zweites Duff Bier, das kommt aus Hessen. Diese Tatsache qualifiziert es jetzt nicht unbedingt dazu, das bessere der beiden zu sein. In Australien dagegen gab es nur ein Jahr lang Duff-Bier, dann verlor die Brauerei einen Rechtsstreit geben Twentieth Century Fox. Interessant.

Zum Schluss lernen wir heute noch einen Begriff aus dem Marketing: Reverse Product-Placement:

Es ist ein Produkt, das es zunächst nur in der fiktionalen Fernsehwelt gibt und das erst später als realer Artikel in den Regalen der Getränkemärkte auftaucht.

Die ehrliche Alternative

21:37 Uhr – Am Wochenende habe ich mal wieder Großputz gemacht, mit meinem neuen Wundermittel, dem Saubermax Power Reiniger. Das ist ein richtig scharfes Zeug, das bei der richtigen (= viel) Dossierung jeden Schmutz  packt. Der unangenehme Nebeneffekt ist, dass der Saubermax einen ziemlich beißenden Geruch hinterlässt, der einem vor allem in geschlossenen, kleinen Räumen den Atem nimmt. Und auf jeden Fall einen trockenen Mund hinterlässt. Höchste Zeit also für ein schönes Feierabendbier im Liegestuhl auf dem bereits dunklen Balkon. Mit Blick in den Kühlschrank gibt es bei der Auswahl keine Zweifel: Was würde nach einem durchputzten Tag besser passen als ein schönes Dosenbier aus dem Hause 5,0 Original?

Klar, ich habe in den vergangenen Jahren zahlreiche Dosen 5,0 getrunken. Sei es nun das Rote (Export), das Schwarze (Pils) oder in Ausnahmefällen auch das Grüne (Radler). Allerdings kommt das Bier oft unter Extrembedingungen und meist mit einer Trinktemperatur jenseits der 20 Grad zum Einsatz, zum Beispiel bei Festivals oder Ausflügen. Tatsächlich ist es erst knapp zwei Wochen her, dass ich mir zwei schwarze Dosen im Rewe gekauft habe, weil es meine liebsten Biermarken nicht gab und ich außerdem keine Lust hatte, schwere Glasflaschen den Berg hinauf zu schleppen. Da ich eine der Dosen sogar wieder runter getragen habe, war dieser Kauf sogar noch effektiver. Und diese Dose habe ich heute aus meinem Kühlschrank gefischt. Das gedankenlose Festivalbier in der knallharten, gemütlichen Genussverkostung. Mal schauen.

Und Zisch, und Klick, und weg. Nun gut, auch eiskalt ist das 5,0 Original Pils zugegebenermaßen keine geschmackliche Offenbarung. Aber es kommt sehr ehrlich um die Ecke, schnörkellos wie die Dose ist auch der Geschmack. Da ist nichts, was nicht hingehört, nichts, was stört. Die herbe Note triftet schon eher ins Bittere ab, ist aber gerade noch erträglich. Und ansonsten passt es für ein günstiges Dosenbier, das keine höheren Ansprüche anmeldet, einfach. Ich werde mir nicht den Keller mit Paletten für lauschige Sommerabende füllen. Aber als schnelle Bieralternative in allen Lebenslagen in der praktischen Halbliterdose überzeug es allemal. Vor allem, weil man die leere Dose so wunderschön in die Ecke pfeffern kann.

Am Ende des Tunnels

21:43 Uhr – Irgendwann in unserer Kindheit wurde uns gesagt: „Wenn wir einen Tunnel geradeaus nach unten graben, kommen wir in Australien raus.“ Und diese Information wurde zumindest von mir nie wieder hinterfragt und als richtig abgespeichert.

Aber jetzt habe ich diese absolute grandiose Internetseite entdeckt: https://www.antipodesmap.com/

Man kann jeden beliebigen Ort eingeben und bekommt – schwups – angezeigt, wo der besagte Tunnel tatsächlich rauskommen würde. In meinem aktuellen Fall also irgendwo im Südpazifik, so tausend Kilometer östlich von Neuseeland. Und dort will man ja wohl auf keinen Fall rauskommen, schon alleine, weil der ganze schöne Tunnel mit Salzwasser volllaufen würde.

Schneller Pirat

20:44 Uhr – Wenn man jetzt in der Abendsonne zum Beispiel Lust hatte, ein kühles Bier zu trinken, danach aber gar nicht so viele Ambitionen hat, zu dem Bier besonders viel aufzuschreiben, dann ist es gut, wenn das Bier nicht allzu viel zu bieten hat. Wie mein Souvenir aus dem Rügenurlaub, das Baltik-Lager aus der Störtebeker Brauerei. Gut gekühlt und bei den ersten Schlücken hat das naturtrübe Bier eine gerade noch angenehme, süßliche Malznote. Mit jedem Grad, um das das Getränk wärmer und mit jeder Minute, in der mehr Kohlensäure entweicht, wird das 5,5 Prozentige leider weniger lecker. Es wird immer malziger, süßer und stärker. Der letzte Schluck war hart. Das sind zumindest alles Argumente, ein Bier möglichst schnell zu trinken. Aber im Liegestuhl möchte man sich ja auch gerne mal Zeit lassen.