Vancouver Mule

17:38 Uhr – Mit Gurkenlikör habe ich schon vor vielen Jahren experimentiert – und das Ergebnis der Mischung aus Gurken, Kirschwasser und viel Zucker war zwar außergewöhnlich, aber gar nicht so übel. Cocktails und Limonaden mit Gurken sind inzwischen auch längst kein Geheimtipp mehr. Aber Gurkenbier? Klingt jetzt zunächst nicht unbedingt verlockend, was die Steam Works Brauerei aus dem kanadischen Vancouver da so produziert.

Killer Cucumber Ale heißt das Bier. Auf dem transparenten Etikett ist einiges in Grün und Orange zu sehen: Aus einer undefinierbaren Apparatur springt ein riesiges, grünes Geschöpf, halb Gurke halb Orca. Aus seinem Rücken wachsen in orangener Farbe Bestandteile einer historischen Brauerei, aus denen zum Teil weißer Dampf aufsteigt. Unter dem Walfisch schweben Gurkenscheiben, aus deren Zentrum Bierflaschen herausragen. Das reinste Wimmelbild.

Im Glas, das ich heute mit einer Gurkenscheibe dekoriert habe, sieht es schon aus wie Bier: Sehr klar in hellem Goldgelb, mit feiner Perlung und schönem Schaum – ganz ohne Grün. Es ist natürlich einfach, da jetzt Gurke raus zu riechen, denn man weiß ja, dass es nach Gurke schmecken soll. Aber in der Tat würde ich behaupten, dass man zwischen einem dünnen, herben Biergeruch auch einen Hauch von Gurke erkennen kann.

Der Geschmack ist erstaunlich herb, im Nachgang wird das Killer Cucumber Ale sogar ziemlich bitter. Besonders angenehm ist das im ersten Eindruck leider nicht, vielleicht kommt das – aber das ist nur meine Theorie – tatsächlich von den Gurkenschalen. Mit der Zeit gewöhnt sich der Gaumen das das 4,7 Prozent starke Bier und andere Aromen treten hervor. Das kanadische Gebräu erinnert jetzt an ein gewöhnliches Lagerbier, das trotz seiner hellen Farbe relativ schwer daher kommt. Ein süßlicher Gurkengeschmack ist wirklich, wenn auch nur sehr dezent, erkennbar. Lobend anerkennen muss man also, dass es gelungen ist, den Gurkengeschmack in ein Bier zu bringen, dass trotzdem noch hauptsächlich nach Bier schmeckt. Eine interessante Idee und ein gelungenes Experiment also. Man kann es gut trinken und so ein Gurkenbier will natürlich auch probiert sein. Auf Dauer geht es aber auch locker ohne Gemüse.

Der Domian unter den Bieren

22:12 Uhr – Nerven wie Stahlseile braucht man manchmal als Internetseitenbetreiber. Zum Beispiel wenn die Internetseite von einem auf den anderen Moment einfach nur noch weiß ist. Grundlos weiß. Da kommt dann schon mal eine kurze Panik auf, was wohl mit all den schönen Daten passiert sein mag und ob die albanischen Hacker wieder ihre Finger im Spiel haben.

Lobend muss ich aber sagen: Ich habe beim kostenlosen Support des Anbieters angerufen, innerhalb von 10 Minuten war alles wieder gut. Dieser Fall tritt angeblich bei einer von 10.000 Installationen auf. Ist ja auch egal. Einen nachträglichen Seelsorger habe ich mir allemal verdient.

Zum Beispiel das Seelsorger-Bier von Neuzeller Kloster-Bräu. Das ist laut Beschreibung das Pils für die göttlichen Momente im Leben. Auf dem Etikett kniet ein deutlich angeschwipster, fülliger Glatzkopf in weißer Kutte, er umklammert ein Fläschchen Bier, während über seinem Haupt ein Heiligenschein leuchtet. Vielleicht soll die schuhlose Comicgestalt ja Gott sein. Mindestens genau so hübsch ist das Pils selbst, nämlich so, wie ein Pils sein soll: Klar und goldgelb mit prächtiger Schaumkrone und lebhaft aufsteigender Kohlensäure.

Der bierige Geruch lässt eine gewisse Herbe erahnen, auch flache Malztöne steigen in die Nase und die Hoffnung auf eine leichte Fruchtigkeit. Der Geschmack ist in der Tat angenehm herb, aber durch die leichte Malzigkeit auch recht vollmundig. Die viele Kohlensäure macht das Seelsorger-Bier sehr spritzig, es schmeckt mir ziemlich gut (auch auf den Schrecken mit dem Ausfall der Seite hier). Der Nachgang ist ebenfalls leicht herb und etwas trocken – gut, dass noch ein bisschen was im Glas ist.

Du Pfandflaschensammler

20:20 Uhr – Eines meiner nächsten Brauerzeugnisse möchte ich gerne in Drittelliter Euroflaschen abfüllen. Leider habe ich von diesen längst noch nicht genügend gesammelt. Zum einen, weil es gar nicht so viel Bier in diesen Flaschen zu kaufen gibt, zum anderen, weil man das Bier, das es in diesen Flaschen gibt, dann doch meistens gleich aus der Halbliterflasche trinkt. Aber wir wollten ja im neuen Jahr ohnehin alle ein bisschen weniger trinken, oder?

Deshalb bitte ich höflichst um eure Mithilfe: Ich freue mich sehr über eure an mich gespendeten 0,3 Liter Euroflaschen! Vielleicht habt ihr ja eh noch welche rumstehen – oder ihr denkt beim nächsten Getränkekauf an mich. Das wäre ganz toll. So sehen, die Flaschen übrigens aus:

So füllt zum Beispiel die Brauerei Härle alles mögliche in diese Fläschchen ab, aber auch das Allgäuer Hell gibt es in dieser Form. Und vermutlich findet ihr in eurem Getränkemarkt noch andere hervorragende Angebote.

Prima wäre es, wenn ihr die Flaschen nach dem Genuss kurz mit Wasser ausspülen würdet, damit unten keine Bierreste reinschimmeln. Um alles weitere kümmere ich mich dann. Besten Dank!

Retrobier von der Insel

21:33 Uhr – Irgendwann im Sommer habe ich mich auf dem Weg von Langenargen nach Ravensburg irgendwie etwas verfranzt. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, ein paar Kilometer Umweg über Landstraßen durchs Hopfenanbaugebiet bei Sonnenschein – das kann man sogar freiwillig machen. Kritisch war allerdings die Füllhöhe meines Tanks. Darum habe ich irgendwann beschlossen, nun doch lieber der Beschilderung zu dem Ort zu folgen, der zwar in der falschen Richtung liegt, dafür aber sicher eine Tankstelle hat: Lindau am Bodensee. Mit den letzten Tropfen Benzin habe ich dann tatsächlich noch eine Zapfsäule kurz nach dem westlichen Ortseingang gefunden. Erleichtert wollte ich mir im dazugehörigen Tankstellenladen was gönnen und habe mir deshalb  eine Flasche Lindauer Hell gegriffen.

Auf der 0,5 Liter Euroflasche klebt ein wirklich schönes Etikett: Leuchtend grün umrahmt ist dort eine historische Bleistiftzeichnung der Lindauer Hafeneinfahrt mit Leuchtturm und Löwe zu sehen. Darüber steht in großen Buchstaben der Name des Bieres, ganz oben findet sich das Logo der Inselbrauerei Lindau, irgendein komischer Baum mit wenig Blattwerk. Was mir gut gefällt sind die bayerischen Rauten, die im Hintergrund nach unten hin immer schwächer werden. Zur Brauerei muss man sagen, dass es die gar nicht mehr gibt. Die Inselbrauerei Lindau hat nämlich 1972 den Braubetrieb eingestellt. Das Lindauer Hell wird nun zwar wieder unter diesem Label vertrieben, gebraut wird es aber im Allgäu, von der Aktienbrauerei Simmerberg. Da wohl beide Brauereien schon seit 1932 zusammengearbeitet haben, lasse ich das mal gerade noch durchgehen.

Das Lindauer Hell ist matt goldgelb, klar und wirklich ein bisschen dünn. Die lebendige Kohlensäure sorgt dafür, dass der wenige Schaum die Oberfläche dann doch recht lange bedeckt hält. Das Retrobier hat einen ganz klassischen, leicht süßlichen Biergeruch, aber man muss die Nase schon weit ins Glas halten, um diesen überhaupt zu erfassen. Geschmacklich überrascht es ziemlich wenig, weder nach oben noch nach unten. Das Lindauer Hell scheint mir ein durchschnittliches Helles zu sein, dass man gut trinken kann. Mit seinen 4,8 Prozent Alkohol ist es leicht und süffig, es ist eine runde Sache, die nicht aneckt und geschmacklich in keine Richtung großartig ausschlägt. Wenn man es in die Hände kriegt, kann man seinen Bierdurst damit auf jeden Fall stillen. Extra aus dem Bayerischen importieren muss man es aber nicht.

Rauferei mit Geknatter

21:01 Uhr – Schwarzbier macht mir ja nach wie vor noch ein bisschen Angst. Und wenn es dann noch aus dem Osten kommt. Ohje. Aber hilft ja nichts. Heute steht auf dem Speiseplan ein Kyritzer Mord und Totschlag von Neuzeller Kloster-Bräu. Dieses Bier wurde wohl schon im 17. Jahrhundert in Kyritz an der Knatter* gebraut, warum es so einen komischen Namen hat, bleibt unklar. Die Halbliter Longneck-Flasche ziert ein Etikett, auf dem sich aber dann doch tatsächlich zwei bärtige Herren mit haarigen Unterarmen auf einem Bierfass raufen. Schwer zu sagen, wer gewinnen wird, aber der im roten Hemd hat auf jeden Fall einen Bierkrug als Schlagwaffe in der einen Hand, die andere Hand hat er am Hals seines Kontrahenten im blauweißen Ringelhemd. Beide tragen sehr schöne schwarze Stiefel.

Das Mord und Totschlag ist nur eine Nuance unter Pechschwarz – und sehr lebendig. Der recht feine und ziemlich weiße Schaum hält sich ewig, es steigen immer neue Bläschen auf. Meine Nase erreichen nussige Röstaromen, eine leichte Rauchigkeit, auch ein bisschen feuchte Erde.

Der Geschmack ist natürlich geprägt von den Röstaromen, dazu ist das Schwarzbier aber mit einer erstaunlichen Herbe gesegnet. Im Mund macht sich der malzige Nachgeschmack von kaltem Kaffee breit, ganz vorne an den Lippen und an der Zungenspitze schmeckt man ganz kurz die Süße von Orangen. Außerdem fühlt sich das Bier irgendwie leicht cremig-weich an.

Ganz interessant und auf keinen Fall ein Grund, in Zukunft noch größere Angst vor Schwarzbier zu haben. Wie so oft bei dunklem, schweren Bier gilt für mich aber: Der halbe Liter ist viel zu viel.

* Nicht einem Fluss, wie oft irrtümlich angenommen, verdankt der Ort den Beinamen „an der Knatter“, sondern „knatternden Mühlen“. In Kyritz gab es die Vierradenmühle, die Hahnenwinkelmühle, die Rüdower Mühle, die Stolper Mühle und die Walkmühle am Königsfließ. Und es wird natürlich noch heute fleißig geknattert.

Neues Jahr, neues Festbier

19:18 Uhr – Neues Jahr, neues Bier. Nach zehn unbewussten Fastentagen starte ich in die Biersaison 2019. Los geht es mit einem Geschenk meiner lieben Kollegin Eva, die mir ein Festmärzen aus Ihrer Heimat überreicht hat. Das Bier hat die Kißlegger Kellerbräu gebraut, es versteckt sich in einer Halbliter-Bügelflasche mit hauptsächlich gelbem Etikett, darauf ist das Brauereilogo zu sehen.

Im Glas liegt es sehr schön in einem dunklen Gold bis Bernstein mit schöner, grobporiger Schaumkrone. Es riecht angenehm nach vollem Bier, leicht süßlich aber nicht übertrieben malzig. Für ein Festbier schmeckt es auch erfreulich wenig nach Malz mit einer leichten Herbe. Dazu ist es sehr vollmundig und leicht trocken. Auf jeden Fall etwas süffiges, ohne dabei wässrig oder leicht zu sein. Seine 5,8 Prozent Alkohol merkt man ihm da schon an. Im Abgang ist es leicht brotig, auch hier aber ganz ohne Süße, und es bleibt eine angenehme Bitterkeit. Das ist ein sehr gefälliger Start ins neue Jahr, der mein heutiges Vesper aus geräucherter Forelle, grobem Vollkornbrot und verschiedenen Hartkäsesorten optimal abrundet.

Milchkaffee aus Colorado

21:13 Uhr – Ich habe ein bisschen Angst vor meinem heutigen Bier. Weil ich aber auch neugierig bin, habe ich mir dieses Fläschchen mit dem lila Etikett vor einiger Zeit gekauft. Es handelt sich um ein Bittersweet Nitro von Left Hand Brewing aus Londmont, Colorado. Dabei vereint dieses Bier so ziemlich alles, was ich an Bier eigentlich nicht schätze: Es ist ein Imperial Coffee Milk Stout. Es ist also stark (8,9 Prozent), vermutlich ziemlich malzig bis röstig und dunkel. Außerdem wird es wohl irgendwie nach Kaffee schmecken, da eben auch Kaffee drin ist. Das Spannende ist, dass es mit Laktose vergoren ist – und das wollte ich unbedingt mal testen.

Mein Bierglas sieht wirklich beinahe so aus, als ob es mit schwarzem Kaffee gefüllt wäre, der sogar ein bisschen Crema hat. Nur die lebendige Kohlensäure verrät, dass das nicht der Fall ist. Und für Cola ist das Nitro fast zu schwarz. Es riecht natürlich nach Kaffee, auch etwas nach Karamell und Lakritze. Zumindest malzig-süß ist es in der Nase nicht.

Der erste geschmackliche Eindruck: Auch hier nicht die befürchtete Malzbombe, sondern ganz im Gegensatz hat das Stout sogar eine ziemlich markante Bitternote. Es würde sich auf jeden Fall gut mit einem Stückchen Bitterschokolade ergänzen, denn auch daran erinnert es leicht. An der Zungenspitze schmeckt es stark nach Alkohol, der Nachgeschmack bleibt von ungesüßtem Espresso. Vielleicht ist es Einbildung, aber ich habe sofort das Gefühl, dass es den Magen wärmt.

Ich bin mal wieder sehr, sehr positiv überrascht von einem dunklen Bier. Vielleicht werde ich ja doch mal irgendwann ein Freund davon. Das Nitro darf ohnehin nicht zu kalt sein, darum macht es nichts aus, wenn man es langsam genießt. Die 355 Milliliter sind mir aber – obwohl es so gut ist – fast zu viel. So ein Fläschchen wäre fast ein Genuss für zwei. Mehrere davon hintereinander zu trinken, kann ich mir nicht vorstellen.

Nøgne Goreng

20:09 Uhr – Mitten in diese vorweihnachtliche Woche passt doch hervorragend etwas Fernöstliches. Zum Beispiel ein Bier mit Zitronengras. Ein kleiner Haken am Asien Pale Ale aus dem Hause Nøgne ø ist, dass die Brauerei in Norwegen zuhause ist. Aber da wollen wir mal ein Auge zudrücken, zumal ich wahrscheinlich auch noch nie ein norwegisches Bier probiert habe. Das Bier kommt in einer schwarzen Dose mit neongelber Schrift, groß zu sehen ist ein zweimal geöffneter Kreis. Ich könnte mir vorstellen, dass das das ø darstellen soll. Es ist neben Hefe, Hopfen und Gerstenmalz auch mit Weizen und Roggen gebraut, außerdem mit Orangenschalen, Blätter der Bergamotte und natürlich mit Zitronengras. Laut Angaben auf der Dose soll es recht trocken und mehr fruchtig als bitter sein. Wir werden sehen und schmecken.

Das Pale Ale ist sehr dunkelgold bist fast orangefarben, durch seine Trübe sieht es fast ein bisschen wie naturtrüber Apfelsaft aus. Dazu trägt auch bei, dass sich der wenige Schaum sofort verflüchtigt hat. In der Nase wirkt es extrem fruchtig-süß, natürlich nach Zitrusfrüchten. Im Geschmack ist dann von dieser ganzen Süße und Fruchtigkeit nichts mehr zu finden. Das norwegische Gebräu ist eher etwas dünn und leblos, tatsächlich hat es aber den Geschmack von getrocknetem Zitronengras aus dem Asia-Laden. Genau das gibt dem Bier auch diesen trockenen Touch. Beim Schlucken lässt sich ganz hinten auf der Zunge eine leichte Bitterkeit feststellen, die aber mehr von den Orangenschalen als vom Hopfen kommen dürfte.

Ein interessantes Bier, das man auf jeden Fall mal probieren kann. Es ist absolut nichts schlechtes, aber auch nichts, das ich schon bald vermissen werde.

Runde Jungfrau

19:23 Uhr – So ein schönes Viertele Bier. Heute muss das kleinste Fläschchen aus meinem Bierkeller dran glauben. Ich musste tatsächlich ein bisschen recherchieren, um rauszufinden, dass die Brauerei La Virgen heißt und in Madrid sitzt. Das Bier ist ein Pale Ale und heißt 360°. Das braune, bauchige Fläschchen sieht wirklich aus wie eine Miniatur für einen Kinderkaufladen. Das Etikett ist cremefarben, sehr dunkelgrün und ein bisschen rot. Zu sehen ist sehr groß das Logo der Brauerei, aus dem einen junge, dunkelhaarige Frau mit großen Ohrringen heraus flirtet.  Daneben ranken sich grüne Hopfenpflanzen um die rote Zahl 360. Das sieht wirklich gut aus. Spektakulär ist auch der Kronkorken: Der ist rot, drauf ist ein schwarzes Herz mit goldenem Rand, über dem eine goldene Schärpe liegt. Auf dieser steht AMOR geschrieben. Klar, das Bier ist ja auch mit Liebe gebraut.

Das 360° liegt Goldgelb im Glas, es ist ganz leicht getrübt und von einer feinen Schaumkrone bedeckt, die fast wie Milchschaum aussieht. Es riecht leicht säuerlich, vielleicht auch etwas nach älterem Obst. Der erste geschmackliche Eindruck ist sehr trocken. Danach legt sich eine bittere Herbe in den Mund. Links und rechts davon ist leider nicht sehr viel zu bemerken. Es bleibt also ein recht erfrischendes, spritziges Pale Ale mit ordentlicher, aber angenehmer Herbe. Mit Liebe gebraut und in ein nettes Fläschchen gefüllt. Von dieser Brauerei würde ich gern bald das nächste Bier probieren.

 

Englische Mische

19:08 Uhr – Ich habe in meinem Leben noch nicht viele englische Biere getrunken, obwohl die ja eigentlich auch berühmt sind. Heute ist eines fällig. An diesem Bier fällt schon etwas Interessantes auf, bevor man die Flasche geöffnet hat: Es handelt sich um ein in England eher untypisches untergäriges Bier, das eine Mischung aus den Stilen „Hell“ und „Pils“ sein soll – was auch den Namen „Hells“ erklärt. Gebraut wird es von der Camden Town Brewery im gleichnamigen Stadtteil Londons. Dort, wo ich mir einst als Neuntklässler bei der Studienfahrt einen Che Guevara-Pin gekauft habe. Das rote Etikett ist aufs Wesentliche reduziert, dort steht in Weiß und Schwarz nur der Namen des Bieres, der Stil und klein der Name der Brauerei. Fertig.

Im Glas sieht es tatsächlich wie ein Pils aus, recht hell, sehr klar, etwas dünn und mit kleiner aber feiner Schaumkrone.  Es riecht auch wie ein klassisches Pils, etwas nach Hopfen, etwas nach Getreide und ziemlich frisch. Geschmacklich ist es zunächst doch relativ dünn, dann macht sich im Mund eine recht angenehme Herbe breit. Man könnte einen Hauch von Zitronenschalen hineininterpretieren, das Camden Hells als fruchtig zu bezeichnen, wäre aber stark übertrieben. In Nachklang spürt man am Gaumen ganz klar eine trockene Bitterkeit. Kein schlechtes Bier, für mich aber deutlich mehr ein Pils als ein Helles. Und wer Pils trinken will, muss deswegen nicht bis nach England schauen.