Blonde Belgierin

20:18 Uhr – Belgische Biere gelten ja auch als begehrenswert, ich habe allerdings noch nicht so arg viele davon probiert. Heute ist aber eines fällig, auf das ich mich schon eine ganze Weile freue: Das Ename Blond Abdijbier der Brauerei Roman. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, was es mit dem Kloster (gibt’s nicht mehr?), dem Bier (gibt’s ja noch), der Französischen Revolution (gab’s) und dem Fluss Scheldt (gibt’s auch noch) auf sich hat. Der Text auf dem Etikett ist sehr klein. Und auf einer witzigen Phantasiesprache geschrieben. Ansonsten ist das Etikett der 0,33 Liter Steini-Flasche schwarz, weiß und orange und passt damit hervorragend in mein Wohnzimmer. Außerdem ist darauf ein stilisierter Mönch mit weißer Kapuze zu sehen, der seine Nase in einen riesengroßen Bierkelch steckt. Anno 1063 soll das so stattgefunden haben.

Nun aber zum Wesentlichen: Schon beim Einschenken fällt auf, dass das Bier viel Kohlensäure hat und ordentlich schaumt. Zudem steigt einem direkt ein angenehmer Zitrusgeruch in die Nase. Diese Zitrusherbe bestätigt sich auch im Mund, wo das Blonde mild, rund und erfrischend schmeckt. Der Nachgeschmack ist ganz leicht herb und malzig, aber insgesamt sehr schwach. Ein sehr erfrischendes, schmackhaftes Bier, da könnte man fast übersehen, dass das Abdijbier trotz seiner hellen Farbe stolze 6,6 Prozent Alkohol hat. Fein, Oudenaarde scheint eine Reise wert zu sein.

Hu-La-Palu, sexy, alles tanzt, alles lacht.

21:37 Uhr – Weil das Oktoberfest ja bekanntlich hauptsächlich im September stattfindet, habe ich es leider versäumt, rechtzeitig ein Oktoberfestbier zu testen. Das mag auch daran liegen, dass Festbiere im Regelfall nicht so mein Ding sind. Nichtdestotrotz: Oktoberfest ist Oktoberfest und Oktober ist ja noch. Deshalb: Löwenbräu Oktoberfestbier.

Die junge Blonde im schlichten Dirndl streckt mir gleich fünf Maßkrüge voller Oktoberfestbier entgegen. Ihr Dekolleté ist gar nicht so üppig, wie man es erwarten dürfte. Im Hintergrund sieht man eine bayerische Flagge und einen sitzenden Löwen, der ein Bier trinkt. Außerdem weiße Wolken im blauen Himmel über einem Festzelt. So viel zur passend folkloristischen Dosen.

6,1 Prozent hat das Vollbier aus München – und das schmeckt man schon. Es ist ziemlich malzig würzig und – auch wenn das komisch klingt – es hat einen beinahe brotigen Geschmack. Im Abgang ist es recht bitter, was sich meiner bescheidenen Meinung nach etwas mit der malzigen Süße beißt. Kalt serviert – und es steht ausdrücklich auf der Dose, dass das zu tun ist – ist dieses Festbier aber auf jeden Fall trinkbar, bei euphorischer Stimmung gehen sicher auch zwei bis unendlich.

Bemerkenswert ist die sehr helle Farbe des Oktoberfestbieres. Ich hätte mir das irgendwie bernsteinfarbener vorgestellt. Also mehr so Richtung Löwenmähne. Was auch erstaunlich ist: Der halbe Liter ist verdammt schnell weg. Gut, dass die junge Blonde noch ein paar Gläschen übrig hat. Prost!

 

Braunes Fläschchen aus Sachsen

22:00 Uhr – Letzte Woche war ich in Dresden, ganz schön schön dort. Vor Ort habe ich mir ein echtes Dresdner Feldschlösschen genehmigt. Das ist ja nicht auszuhalten. Da kann einem echt die Lust am Biertrinken vergehen. Natürlich habe ich mir aber dennoch ein paar schöne braune sächsische Flaschen (solche aus Glas höhöhö) in den Koffer gepackt. Unter anderem ein Radeberger, bekannt aus Funk und Fernsehen. Und der einzige Grund, aus dem wir die Semperoper besucht haben. Auch ganz schön da.

Aus Gewichtsgründen (beim Koffer, nicht bei mir) habe ich mir für die kleine 0,33 Literflasche Radeberger Pilsner entschieden. Nun, es ist ein herbes, leicht bitteres Bier ohne viel Nebengeschmack – so wie ein ordentliches Pils halt sein soll. Gut gekühlt ist es schon okay. Das fand wohl im Jahre 1905 auch König Friedrich August III. von Sachsen. Er machte nämlich damals das Radeberger Pilsner zum „Tafelgetränk seiner Majestät“. Da mein Tafelgetränk momentan eher Mineralwasser vom Discounter ist, gibt es hier offenbar durchaus noch Ziele, die man sich setzten kann. Ob mein Tafelgetränk dann letztlich Radeberger wird, dran habe ich allerdings noch meine Zweifel.

Radeberg ist übrigens eine große Kreisstadt im Südwesten des Landkreises Bautzen. Und da kommen dann die braunen sächsischen Flaschen her, die nicht aus Glas sind.

Werwolfgehäul

19:47 Uhr – Anfang Oktober, draußen ist es schon dunkel, der Vollmond scheint über Ravensburg und die Wölfe heulen. Der ideale Abend also für ein Vollmond Bier. Gebraut vom Braumeister der Brauerei Locher in Appenzell in der Stille des Kellers in einer vergangenen Vollmondnacht. Man sagt (also das Etikett), dass sich in seinem schimmernden Gold die magische Kraft der Natur spiegelt.

Von Magie zu sprechen, wäre jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben. Das Vollmondbier aus der hübschen Drittelliterflasche ist aber auf jeden Fall ein überdurchschnittliches Geschmackserlebnis. Es findet eine sehr gute Balance zwischen einem Hauch von Malz und einer ganz leichten Bitternote. Diese feine Abstimmung lässt auch darüber hinwegsehen, dass es zunächst fast ein bisschen wässrig-leicht schmeckt.

Auch die Optik des Etiketts ist zu loben: Golden scheint der Vollmond aus einem tiefblauen, klaren Nachthimmel auf ein schwarzes Appenzeller Dorf, umgeben von vielen kleinen Sternen. Das Etikett auf der Rückseite dient außerdem als Mondkalender: Es sind alle Vollmondnächte von 2017 und 2018 vermerkt. Es würde sich durchaus anbieten, in jeder dieser Nächte ein solches Bierchen zu genießen. Zum Beispiel beim Reinfeiern in meinen nächsten Geburtstag.

Apropos genießen: Die Brauerei Locher hat einen ganz schon großen und bunten Strauß im Angebot, zum Teil hört sich das sehr interessant und schmackhaft an. Sogar die Preise im Onlineshop sind für Schweizer Verhältnisse ganz okay. Allerdings verschicken die nur in die Schweiz und nach Liechtenstein (laut der Internetseite der Brauerei heißt das Land allerdings Lichtenstein).

Hoppy

20:46 Uhr – Craft-Beer vom Discounter. Da war ich mal richtig mutig, als ich bei Lidl das Derail Ale der südenglischen Boxstream Brewery in den Einkaufswagen gepackt habe. Ein „hoppy India Pale Ale“ mit 5,2 Prozent Alkohol steckt in der halblitrigen Einwegflasche.

Der erste Schluck: Ein kleiner Schock. Gar nicht lecker. Danach wird es zwar wässrig, aber besser: Der bitterherbe Hopfen ist deutlich zu schmecken, wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es ganz okay. Nach einer halben Flasche muss man sogar fast zu dem Schluss kommen, dass es ganz erfrischend ist.

Ganz in Rot

22:02 Uhr – So, ich wär dann bettfertig. Die Zähne sind geputzt und den Schlafanzug habe ich auch schon an. Und natürlich bin ich frisch geduscht. Schließlich kann man ein frisch bezogenes Bett ja nur richtig genießen, wenn man selbst auch richtig frisch ist. Vor allem, wenn das Bett nicht nur frisch bezogen ist, sondern sogar mit neuer Bettwäsche frisch bezogen ist. Und meine neue Bettwäsche ist der absolute Hammer: Es ist nämlich originale Bildzeitung-Fan-Bettwäsche.

Da habe ich bei Real mal wieder ein super Schnäppchen gemacht. Das läuft meistens so: Ich sehe einen riesengroßen, nutzlosen Scheiß, der aber ganz schön teuer ist. Dann fahre ich Woche für Woche, Monat für Monat wieder zu Real. Und irgendwann liegt der riesengroße, hässliche Scheiß in einem dieser Wühltische, hat einen roten Preisaufkleber und kostet irgendwas zwischen 50 Cent und 5 Euro. Und das ist dann mein großer Moment. Meine Sitzkissen in Holzkohlegrilloptik haben genau die gleiche Geschichte zu erzählen.

Meine Bild-Bettwäsche ist ziemlich rot und ziemlich doof. Auf dem Kissen steht „Pssssst“ und auf der Decke steht „Bitte nicht stören“. Und darunter prangert jeweils das Bild-Logo. Nicht witzig, nicht spektakulär, nicht schön. Genau deshalb ein superguter Kauf – und ich freue mich jesusmäßig aufs ins Bett gehen.

Hipp Hipp Hurra

18:50 Uhr – Nach einem langen und terminreichen Arbeitstag bin ich heute zur Wohnungstür rein, kurz am Kühlschrank vorbei und direkt durch die Balkontür wieder raus. In der Abendsonne habe ich in meiner Hand ein eiskaltes und äußerst hübsches Fläschlein Bier gefunden: Ein Berg Jubel Bier. Das Etikett der braunen 0,5-Liter NRW-Flasche ist sehr dezent gehalten; blaue, geschwungene Schrift auf vergilbtem Ökoweiß. Das Logo zeigt einen blauen Adler, der über einem Kirchturm davonfliegt. Sehr ansprechend.

Das naturtrübe Bier aus der Berg Brauerei Ulrich Zimmermann aus Ehingen überzeugt dann direkt mit sehr vollem, aber angenehm mildem Geschmack. Ich trau mich das jetzt kaum zu schreiben, aber ich meine sogar, eine leichte Nussnote bemerkt zu haben. Dazu ist das Jubel Bier leicht hopfig herb. Bis zum allerletzten Tropfen bleibt dieses Bier ein Genuss. Ich bin begeistert, echt.

Was mich noch neugierig gemacht hat, ist die Tatsache, dass dieses wunderbare Gebräu hopfengestopft ist. Das hört sich interessant an. Und zwar funktioniert das so: „Am Ende der langsamen Zwei-Tank-Reifung wird Tettnanger Aromahopfen in den Reifetank gestopft“. Verstanden? Ich auch nicht, ist aber lecker!

Der Bierpaul

20:49 Uhr – Freitag vor einer Woche hatte ich Besuch von Bernd, und als sehr ehrenwerte Reparationszahlung für all die deutschen Biere, die er aus meinen Kühlschrank gezaubert hat, hat er mir eine feine Auswahl an Schweizer Bieren mitgebracht. Besten Dank!

Heute – ihr ahnt es schon – war ein guter Moment gekommen, um dem ersten Fläschchen die Ehre zu erweisen. Bei den guten Wetteraussichten habe ich bereits heute Morgen ein angebliches „Sommerbier“ in den Kühlschrank gestellt und mich den ganzen Tag darauf gefreut. Schon alleine die Optik des Bierpaul 04 Sommerbier naturtrüb ist nämlich verlockend: Eine dickbauchige, braune 0,33-Literflasche mit endlos erscheinendem, schlanken Hals, der kurz vor dem Bauch noch einen eleganten Ring trägt. Dazu das ganz klar in blau, gelb und rot gehaltene Etikett mit der großen gelben „04“.

Nach Feierabend bei untergehender Sonne habe ich das 4,3 Prozent leichte Getränk aus Villmergen bei Zürich dann endlich probieren können. Es ist in der Tat ein Sommerbier! Es ist sehr mild und, wie gesagt, leicht, sodass man bei den ersten Schlücken fast ein bisschen nach dem Geschmack suchen muss, weil eigentlich jede typische Biernote fehlt. Erst nach und nach macht sich eine fruchtige Süße im Mund breit, die dann auch für das erst vermisste Geschmackserlebnis sorgt. Es erinnert dann sogar schon fast an ein Radler, was für ein erfrischendes Sommerbier ja nicht verboten ist. Es war also ein überaus erfreulicher Einstieg in die Züricher Bierwelt der auch neugierig auf andere Nummern aus dem Hause Erusbuacher & Paul und mich fast ein bisschen traurig macht, weil ich kein Bierpaul 04 mehr da habe.

Propeller Propeller

21:35 Uhr – Es war das letzte Bier, das noch von meinen Geburtstagsgeschenken übrig war und das seit Wochen in meinem Kühlschrank vor sich hin fror. Jetzt war der passende Anlass gekommen, um es zu öffnen, denn es passt so schön zu meinem am Montag anstehenden Allgäu-Rundflug: Das „Aufwind“ aus dem Hause „Propeller“. Hört sich gar nicht so nach Bier an, ist aber eines. Untertitel auf dem klar gehaltenen Etikett mit Propellerschraube und roter Schärpe sind übrigens „Die reine Wahrheit“ und „Ein belebender Impuls“. Na dann.

Das Aufwind ist ein Double India Pale, es hat ordentliche 6,5% Alkohol und kommt in der 0,33-Literflasche aus Bad Laasphe (nein, das ist nicht im Osten). Bei IPA bin ich generell eher skeptisch, darum habe ich erst mal an der geöffneten Flasche gerochen: ein ziemlich angenehmer, fruchtiger Zitrusduft stieg mir da in die Nase. Interessant.

Dann der erste Schluck. Das Indian Pale liegt – wenig überraschend – ziemlich schwer auf der Zunge und schmeckt sehr stark, aber nicht unangenehm. Der Abgang schließt dann an den Geruch an, sehr herb aber auch mit starker Zitrusnote. Auch danach bleibt im Mund ein angenehmer Geschmack hängen (könnte auch an meinen knoblauchlastigen Meeresfrüchtespaghetti vom Abendessen liegen).

Ich weiß jetzt nicht, ob ich das Aufwind unbedingt als uneingeschränkten Genuss bezeichnen würde. Geschmeckt hat es aber auf jeden Fall, es ist einfach etwas anderes. Sofortige Lust auf eine zweite Flasche macht es nicht unbedingt, aber hin und wieder eine Flasche ist kann ich mir schon vorstellen. Und die kann man dann langsam und intensiv trinken. Sagen wir so: Wenn der Rundflug am Montag so wird, wie die Verköstigung heute, dann wird’s prima!

Kein Heimatbier

22:00 Uhr – Ich werde einfach nicht warm mit Bier aus dem Schussental. Im Schein der bunten Lampignons auf meinem Balkon dachte ich darüber nach, dass es ja daheim doch ganz schön ist und wollte dieses Heimatgefühl durch ein Ravensburger Bier festigen. Meine Wahl fiel auf das Leibinger Edel Spezial in der Halbliterflasche mit silberrotem Etikett. Das Gebräu vom Ravensburger Friedhofsbuckel schmeckt eher wie ein Pils, recht herb und hopfig. Vor allem aber auch ein bisschen wässrig, die 5,5 Prozent Alkohol schmeckt man definitiv nicht raus. Wahrlich nicht überzeugend. Vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl in Sachen „Heimat“.