Ich bin dann mal kurz da

11:26 Uhr – Es ist wie verhext. Letzte Samstag habe ich mir endlich mal wieder einen bösen Virus eingefangen, der meinen Internetzugang blockiert hat – darum konnte ich die ganze Woche natürlich kein Wort zum Tag schreiben. Zum Monatsende habe ich außerdem mein Internet gekündigt, weil mich der Surfstick nervt. Allerdings hatte ich jetzt, weil ja das Internet nicht ging, keine Gelegenheit, mir neues zu besorgen. Mal schauen, wie lange das jetzt dauert, bis ich in meiner Wohnung wieder sinnlos rumsurfen kann. Heute werde ich auf jeden Fall zu nichts kommen, denn heute wird geheiratet. Gerade eben habe ich noch schnell Anzug, Hemd und Socken probiert – und – oh Wunder – es passt alles einigermaßen. Sonst wäre dieser Vormittag eventuell etwas stressiger geworden und es hätte wieder kein Wort zum Tag gegeben. Jetzt sitz ich in meinem Pro-Hochzeits-Western-Outfit mit Jeans und Lederjacke auf dem Sofa und schaue dabei zu, wie das Wetter draußen schlecht wird. Vielleicht nehm ich doch nen quietschebunten Regenponjo mit, wenn ich gleich nach draußen geh. Da ich spießigerweise nach der Hochzeitsfeier ein Hotelzimmer beziehe, kann ich so wie so eine schier unendliche Auswahl an Festtags-Kostümen mitführen. Ich denke so sieben bis acht Mal werde ich mein Outfit heute schon wechseln. Ich freu mich.

Ja, heut war Kinderfest, bei uns in Leutkirch

20:46 Uhr – Nach geschätzten fünf Jahren Abstinenz habe ich mir in den letzten Tagen auf dem Leutkircher Kinderfest  wieder mal meine längst überfällige Ladung Heimat abgeholt: Biermaßen, Kriegerdenkmäler, Blaskapellen, Bierzelte und Fressstände. Der Akku ist auf jeden Fall wieder aufgeladen. Und nach dem Kinderfest ist ja bekanntlich vor dem Kinderfest.

Jetzt bin ich wieder zurück in Kempten. Zurück bei der Arbeit. Zurück auf meinem Balkon. Zurück auf meinem Kuhfellsofa. Für die Postkartengalerie muss ich mir wohl eine kleinere Wand aussuchen. Bisher hat die böse deutsche Post wohl ziemlich viele von euren Einsendungen verschlampt. Nun gut. In wenigen Wochen gibt es ja auch hier in Kempten Biermaßen, Blaskapellen, Bierzelte und Fressstände. Aber ich habe da ja noch sehr große Zweifel, ob die Allgäuer Festwoche mit dem Kinderfest mithalten kann.

And the Winner is…

11:41 Uhr – Mit einer gehörigen Portion Stolz darf ich heute den Gewinner der dieswöchigen Postkartenaktion verkünden. Gewonnen hat Herr Hendrik S. aus F. im B. Herzlichen Glückwunschen & vielen Dank!

Einer musste der Erste sein – so läuft das eben. Alle anderen sollen sich davon aber nicht abschrecken lassen und mir trotzdem Postkarten schicken.

Hey Servus

22:07 Uhr – Draußen ist es dunkel und es regnet. Im Fernsehen kommt erst ab halb elf wieder eine Assi-Serie, die meinem Niveau gerecht wird, und lesen kann ich nicht, weil ich Strom spare. Deshalb habe ich mir jetzt eine total verrückt crazy Sache ausgedacht. Und die hat folgenden Hintergrund: In meiner Wohnung sieht’s eigentlich schon ganz dufte aus. Ich hab ein paar Möbel, Kuhfleckenvorhänge und Kissen. Nur am Wandschmuck fehlt’s noch ein bisschen. Also klar, ich hab mein Andy-Möller-Megaposter aus der Bravo Sport Mai 1997 aufgehängt, die große Kinder-Deutschlandkarte (ohne rechtsoben) und alle meine Diddl-Poster. Aber irgendwie fehlt noch der letzte Schliff. Die kleinen Lückenfüller für das große Ganze. Die Krönung. Und darum nun folgender teuflische Plan: Ihr schreibt mir alle, also ihr beide, eine Postkarte. Erst eine von da, wo ihr grad wohnt, und später dann eine von Mallorca, wo ihr grad Urlaub macht. Gute Idee, na? Und damit’s keine billigen Ausreden gibt wie „ich hatte deine Adresse nicht“ – hier meine Adresse: Brodkorbweg 19 ½ in 87437 Kempten. Ich freu mich schon wie Bolle. Weil normal bekomm ich nie Post und fühle mich darum in meinem Sozialleben unbestätigt. Und als kleines Schmankerl: Die erste Postkarte, die hier ankommt, wird an dieser Stelle veröffentlicht. Oder ungelesen und handsigniert zurück geschickt. Je nach dem. Bei mir aufgehängt werden auf jeden Fall alle (außer die, die handsigniert und ungelesen zurückgeschickt wurden – logisch). Also: Ran an die Buletten.

Antipastiteller 04

20:42 Uhr – Also gut, dann halt wieder Spanien. Man nimmt es ja, wie es kommt. Der ganz große Überraschungseuropameister ist das jetzt ja nicht, auch wenn das Ergebnis im Finale vielleicht dann doch etwas überraschend war. Gegen die Italiener, die gar keine richtigen Italiener mehr sind. So macht das doch auch keinen Spaß. Über was soll man sich denn da noch aufregen, wenn nicht ein Mal mehr die Italiener ab der dritten Minute nur noch mauern und ab der 30 Minute versuchen durch vorgetäuschtes Sterben das 0:0 ins Ziel zu tragen. Wenn das die neue Entwicklung des Fußball ist: Pfui. Bei Deutschland ist wenigstens alles beim Alten: Ordentlich gekickt, aber wieder kein internationaler Titel. Zum Glück gewinnt die deutsche Meisterschaft jedes Jahr eine deutsche Mannschaft. Welch galante Überleitung: In knapp acht Wochen ist wieder Bundesliga!

Mein lieber Schieber

13:08 Uhr – So, heute ist ja nach einem Tag Pause endlich mal wieder Fußball. Mit dem Viertelfinale beginnen jetzt zwar die hoffentlich spannenden KO-Spiele, aber ein bisschen schade ist es natürlich schon, dass der Großteil der EM-Partien bereits gespielt ist. Nun gut, die Holländer sind immerhin schon mal raus. Jetzt müssen nur noch Engländer, Portugiesen, Franzosen und Italiener vorzeitig heimfahren, dann passt das soweit schon mal ganz gut. Und natürlich ‚Kalinichtda‘ Griechenland!

So weit zu diesem Thema und weiter mit einem ebenfalls erfreulichen Punkt: Wer heute in einem Spreadshop bestellt und den Gutscheincode „T-DAY2012“ angibt, zahlt keine Versandkosten. Wer also noch ein T-Shirt für den Sommer braucht, könnte das kurzfristig ausnutzen. Klappt in allen Spreadshops, also auch in meinem kleinen Kaufladen, den ihr hier auf der Seite findet.

Zur weniger schönen Nachricht: Während mein kaputter linker Fuß eigentlich auf einem ganz guten Weg ist, zickt jetzt der rechte rum: Wahrscheinlich wegen der momentanen Fehlbelastung hat sich das Fußgelenk entzündet und raubt mir jetzt Schlaf und Mobilität. Also kühlen, kühlen, kühlen – und am Abend kühlen und Fußball schauen. Na priml.

wir werden #europameister!!! …

15:18 Uhr – Ja. Gezwitscher. Das kennt man natürlich. Wenn man im Morgengrauen nach Hause geht, nachdem man das ein oder andere Zwetschgenwasser gezwitschert hat, und die ersten Vögel zwitschern. Und ja, ich muss zugeben: Zwitschern ist mir auch im Zusammenhang mit diesem ominösen Twitter ein Begriff. Das hat mich aber bisher weiter nicht interessiert. Ab und an lese ich in der Boulevardpresse, welcher Möchtegernpromi irgendwas über Twitter mitgeteilt hat. Ist mir aber egal. Ich verstehe den Sinn von diesem Twitter nämlich nicht. Aber gestern am späten Abend ist etwas passiert, was mich doch über Twitter nachdenken lässt: Olli Kahn hat seinen ersten Tweed verfasst. Ohnehin gehört das ZDF-Duo aus Kahn und Katrin Müller-Hohenstein nicht gerade zu meinen Unterhaltungs-Favoriten. Aber dieser neu eingeführte Internet-New-Media-Tante, die dann immer noch vorstellen darf, was gerade im Web so los ist, setzt dem ganzen ja wohl noch die Krone auf. Hallo ZDF?! Also habe ich mich heute daran gemacht, mich über Twitter schlau zu machen. Es kann ja schließlich nicht sein, dass ich etwas nicht begreife, was für offensichtlich mittelmäßig begabte ZDF-Mitarbeiter (und Zuschauer…) ein Alltagsding ist. Jetzt die schlechte Nachricht: Ich versteh es immer noch nicht. Woraus man auch nicht sehr viel mehr über Twitter erfährt, ist ein heute auf Focus online erschienener Artikel von Oliver Völkl. Aber wenigstens erfährt man da, dass sich das ZDF mit dieser dämlich Der-Titan-Twittert-Aktion ordentlich blamiert hat. Ich hab das natürlich nicht mehr mitbekommen. Die Internet-Tante beim ZDF ist für mich nämlich das, was Waldis-EM-Club in der ARD ist: Ein Grund fürs #Abschalten.

Der Käs ist gegessen

16:04 Uhr – Hiermit melde ich mich mal wieder aus meinem persönlichen EM-Quartier auf der Couch im Fehr’schen Wohnzimmer. Auf dem Mittagstisch stand mit Butter durchtränktem paniertem Schnitzel eine optimale Sportlernahrung. Jetzt regenerier ich wieder mit den Beinen auf meinem super-medizinischen Keilkissen und beim Glas Traubensaftschorle. Wie jeden Tag bin ich schon zwei Stunden vor dem ersten Gruppenspiel einsatzbereit. Dass Deutschland heute Holland heimschickt und fürs Viertelfinale buchen kann, ist für mich keine Frage. Da bin ich ganz entspannt.

Weniger entspannt bin ich mit Blick auf die beiden nächsten großen Fußballturniere. 2014 Weltmeisterschaft in Brasilien. Dank meiner Ruhigstellung bin ich ja derzeit sehr flexibel, was die Anstoßzeiten angeht. Aber wie mag das 2014 aussehen. Bei einem schönen Abendturnier in Zentraleuropa wäre das vermutlich kein Problem. Aber Brasilien hat ja eine ganz andere Zeit also wir – das Land ist uns fünf Stunden hinterher. Sprich: Das erste Spiel ins Rio wird zum Beispiel um 18 Uhr Landeszeit angepfiffen – dann ist bei uns 23 Uhr. Das ließe sich ja noch einrichten. Das spätere Spiel fängt um 20:45 Uhr an – da wäre dann bei uns schon 25:45 Uhr (kleiner Spaß meinerseits) – Spielende nach Verlängerung, Elfmeterschießen und Interviews:  4:30 Uhr. Da lohnt sich Schlafen gehen dann auch nicht mehr. Darum hoffe ich doch schwer, dass sich die Europäischen Sponsoren da durchsetzen und die Spiele in Brasilien so stattfinden, dass ich sie wie gewohnt zur genehmen (europäischen!) Zeit verfolgen kann. Und kommt mir dann nicht mit so einer Ausrede, dass es mittags am Zuckerhut zu heiß sei: Alles nur Training für 2022. Zur Not könnte ich natürlich auch nach Südamerika reisen im Frühsommer 2014. Ich glaube, ich hätte da grad Zeit.

Zwei Jahre nach Brasilien gibt es mit der Zeitverschiebung überhaupt keine Probleme. Die nächste Europameisterschaft steigt nämlich bei unseren guten Freunden in Frankreich. Hier sehe ich eher ein qualitatives Problem: Das Turnier wird von jetzt 16 auf dann 24 Teilnehmer aufgestockt. Von den 16 Teams, die jetzt in Polen und der Ukraine dabei sind, zählen die meisten wirklich zur Weltspitze und dadurch wird der Wettbewerb wohl zum sportlich ausgeglichensten und hochwertigsten überhaupt. Jetzt kommen aber noch acht Mannschaften dazu. Ich weiß nicht, ob das der Europameisterschaft gut tut. Man denke nur an Österreich.

Mit Baby-Popo zum EM-Titel

Jürgen Klopp ist toll. Und sicherlich werden viele deutsche Männer seinem – zugegebener Maßen nicht besonders innovativen – Aufruf folgen, und sich während dem EM-Turnier den Bart wachsen lassen. Eine Idee, die verschiedene Sportler, ich erinnere nur an zuletzt Christoph Metzelder, zu Turnierzeiten immer wieder haben. Ist ja auch ganz nett. Dass allerdings ein großer Rasierer-Hersteller mit einem Fernsehwerbespott dazu aufruft, wird mir langsam ein bisschen zu viel. Zumal drei Wochen nicht rasieren für mich jetzt keine besondere Herausforderung ist. Darum dreh ich den Spieß dieses Jahr mal um: Bis Deutschland Europameister ist (oder halt nicht mehr im Turnier) setze ich jeden Tag den Nassrasierer an. Pünktlich zum EM-Start heute habe ich das blutige Vorhaben in die Tat umgesetzt. Und weil ich am 1. Juli nicht als einziger Baby-Popo unter lauter Vollbärten feiern will, rufe ich hiermit zum Mitmachen auf und freue mich auf eine große Beteiligung. Bis dahin: Messer wetzen und Koko Koko Euro Spoko!