Privat-Viewing II

20:41 Uhr – So. Bei mir gibt es heute mal wieder ein klassisches Privat-Viewing. Dieser Plan hat sich den Tag über schon abgezeichnet. Spätestens als ich zwei Stunden vor Anpfiff noch zum Edeka gelaufen bin, um Zutaten für meinen Adieu-Obstsalat zu besorgen, war ich mir dann sicher. Was da so alles schon an „Volk“ in bester Fußballlaune rumgepilgert ist, war beeindruckend. Viele junge Leute, bei denen das Spiel mit Sicherheit heute Abend im Vordergrund steht. Aber ich freue mich mit denen, wenn sie heute Abend eine richtig große Party feiern können. Echt. Ich kann gönnen. Und bei so einem Public Viewing kann ja auch einiges passieren, man kann nette Menschen kennenlernen und sich verlieben.

Ich freue mich aber auch, dass ich nicht dabei sein muss.

Ich schaue daheim. Alleine. Auf meinem Sofa. In bunten Badehosen und schwarzen Badelatschen. Mit Traubensaftschorle aus meinem Coca-Cola-EM-Becher vom Achtelfinalspiel in Paris. Möge der Bessere gewinnen. Möge Deutschland der Bessere sein. Auf geht’s!

Verlustreiche Schlachten

20160703_13092220:31 Uhr – 5 Tage EM-Urlaub in Frankreich mit zwei Achtelfinalspielen in Saint Etienne und Paris. Da ist es auch zu verkraften, dass erst meine Sonnenbrille zu Bruch gegangen ist und sich später auch noch meine Schuhe aufgelöst haben. Die Reperatur mit Isolierband hat mich zwar zum Österreich/Schweiz/Polen-Fan gemacht, war sonst aber top.

Außerdem haben wir nachts in der Euphorie nach dem Deutschland-Sieg leider einen Iren in der Pariser Metro verloren. Sorry! Ich hoffe, er hat seinen Kumpel irgendwann wieder gefunden. Stand up for the boys in Green. Zum irischen Trost: Wir selbst haben uns dann vorsichtshalber auch noch verloren.

Inzwischen sind ja auch schon fast alle Viertelfinals gespielt. Es nimmt so langsam Form an. Und noch kann man auf ein Finale zwischen Wales gegen Island spekulieren. Zur Not nehmen wir aber auch Deutschland gegen Portugal.

 

Ryan Giggs is on Fire

10:22 Uhr – Die unsägliche Vorrunde mit 24 Mannschaften, von denen fast alle weiterkommen, ist also geschafft. Viele Höhepunkte waren jetzt vielleicht nicht dabei, aber im Großen und Ganzen kann man zufrieden sein. Und das Wetter wird ja auch gut.

Nun, wen haben wir lieb gewonnen?

  • Die Insel-Äffchen aus Wales, Irland und Nordirland (vor allem die Fans)
  • Will Grigg
  • Packing
  • Die Insel-Eisbären aus Island
  • Die Gulasch-Kanonen aus Ungarn (Andi Möller Fußballgott)
  • Joshua Kimmich

Wer hat mal wieder ordentlich versagt?

  • Titelfavorit Ö-Ö-Streichelzoo aka. „mehr Punkte auf dem Ö als auf dem Konto“
  • England
  • Russlands staatliches Boxteam
  • Portugal (wobei man leider sagen muss, dass es ohne Ronaldo noch schlimmer wär)

Jetzt freue ich mich auf die Reise nach Frankreich, die heute Abend losgeht. Ja, ich freue mich wirklich. Die EM hat es nun doch geschafft, Terrorangst, Streiks und Rumänien, Albanien und das schlechte Wetter zu besiegen. In St. Etienne erwartet uns die Partie Schweiz gegen Polen. Hört sich jetzt nicht riesig an, aber wer weiß, könnte ja ganz nett werden. Zum Beispiel ein 1:0 nach Elfmeterschießen. Nach 18 Schützen. Das Spiel hätte natürlich auch Schweiz gegen Deutschland heißen können. Aber nein, der doofe Gomez muss ja plötzlich ein Tor schießen.

Von St. Etienne geht es weiter nach Paris. Und da wartet ein echter Kracher auf uns. Spanien gegen Italien. Wobei ich natürlich klar gegen Italien bin. Die Verlängerung von 2006 und Balotelli 2012 schmerzen einfach noch zu sehr. Und außerdem spielt Pirlo nicht mehr mit.

Pünktlich zum Viertelfinale bin ich dann zurück auf dem heimischen Sofa und versorge euch wieder mit heißem Scheiß.

17,50 Euro

8:43 Uhr – Wozu bezahle ich eigentlich den Rundfunkbeitrag, wenn ARD und ZDF immer nur die 0:0s übertragen?

Na für Mehmet vermutlich. Und für Stani. Und Olli. Und für den Urs. Und den Lutz. Und für Delle vor dem hässlichen Teamhotel.

Herr Gert-suh

18:48 – Hodge-ah, Shay-hee, A-yeti, Ali-yi, Hoo-sigh, Mur-gim Mav-rai, Midgen, Lo-reek Tsa-na, Erg-oos Kat-che, Boo-rim Ku-ke-lih, Ermir Len-ya-nih, Led-yan Me-moo-shay, Odi-seh Ro-shee, Taoo-lant Dza-ka, Ba-lay, Sokol Chi-ka-lesh-ee, Shkul-zen

Erkannt?

Das sind die Spieler der albanischen Nationalmannschaft. In UEFA-Aussprache. Die UEFA hat nämlich dankenswerterweise die Namen vieler Spiele in englische Lautschrift übertragen, damit man sich mit dem Aussprechen leichter tut.

Allerdings ist unklar, wie weit man in Albanien mit diesem Vokabular kommen würde. Dreht man das Ganze nämlich um und schaut sich die UEFA-Aussprache der deutschen Spieler an, kann man sich schon fragen, wer hierzulande den Herrn Gert-suh kennt. Ich nicht.

Allerdings muss ich auch loben: Bei Roo-Digger überleg ich mir, ob ich mir das auf ein Trikot flocken lasse. Das hört sich mal richtig Gangster an. Digger.

Zurück zu Albanien: Wisst ihr eigentlich, wie der Teamarzt von Albanien heißt? -> Lösung <-

 

Anstoss

20:16 Uhr – Terrorgefahr, Streiks, mäßige Leistungen der deutschen Mannschaft, nasses Frühsommerwetter: Irgendwie bin ich bisher noch nicht so richtig in EM-Stimmung gekommen. Und das, obwohl ich in diesem Sommer sogar zwei Achtelfinalspiele im Stadion anschauen werde (falls es Terroristen und streikende Franzosen zulassen).

Es wird aber höchste Zeit, in EM-Form zu kommen. Schließlich ist in drei Tagen das Eröffnungsspiel.

Bei der letzten Weltmeisterschaft war ich spätestens nach der Analyse der WM-Songs heißt. Ich bin mir allerdings im Moment nicht sicher, ob ich eine solche Rechercheleistung psychisch nochmal stemmen kann. Außerdem fehlt auch etwas die Motivation, da ich zu diesem Großturnier ausnahmsweise weder verletzt noch arbeitslos bin. Sprich: Ich werde nicht alle Spiele verfolgen können, weil ich auch noch ab und an zur Arbeit muss. Es wird also auch nach Turnierstart schwer, da richtig reinzukommen.

Auf jeden Fall habe ich mir fest vorgenommen, noch heute mit dem Studium der Mannschaften zu beginnen. Das ist ja auch für diverse Tippspiele elementar wichtig. Denn auf wen soll man da momentan schon tippen?

  • Deutschland? Vive la Mannschaft? Schön wär’s, aber der ganz große Glaube daran fehlt mir. Hoffentlich sind wir wie immer eine Turniermannschaft.
  • Frankreich? Wird überall hoch gelobt und hat vielleicht den Heimvorteil. Aber so richtig stark sehe ich die Mannschaft auch nicht.
  • England? Ja klar. England ist wie immer stark. Kennt man ja, wie das dann ausgeht.
  • Spanien? Die goldenen Zeiten scheinen vorbei, der dritte EM-Titel in Folge wäre ja auch übertrieben. Aber wer weiß, vielleicht ist da auch was ganz ordentliches nachgekommen.
  • Italien? Bitte nicht.
  • Belgien? Seit Jahren immer der Geheimfavorit. Wird bestimmt wieder so eine goldene Generation ohne Titel.
  • Holland? Achso. Sind ja gar nicht dabei. Hups. Mir fällt grad auf, dass ich doch schon ein bisschen Lust auf die EM hab.
  • Die Schweiz? Belgien 2 – aber für den ganz großen Wurf reicht‘s wohl nicht.
  • Russland? Ich frag mich ja immer, wie ein Land mit so viel Kohle und so vielen Sportlern (inklusive Neustädter) so schlecht sein kann. Wird aber bestimmt auch dieses Mal so sein.
  • Schweden? Ibrahimovic alleine wird halt auch nicht reichen.
  • Österreich? Träumt weiter.

Auch schwer zu sagen, wer so zu einem Herzensteam werden könnte. Es fehlen halt die netten Mittelamerikaner in Europa. Island hat sicher Potenzial. Oder die Waliser. Auch die Ukraine, schon alleine wegen Shevchenko als Co-Trainer. Die Mannschaften aus Rumänien, Albanien, Kroatien oder der Türkei müssen meine Sympathien erst noch gewinnen. Mal schauen.

Tja, Therapie geglückt: Nach diesen Zeilen hab ich jetzt doch ein bisschen Bock auf die Euro 2016.