16:43 Uhr – Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Zum Beispiel so einen kleinen Alltagsrassismus. Stehe ich nämlich letztens so Beim Lidl in der Kassenschlage direkt neben einigen Kartons mit kleinen Bierfläschchen. Tsingtao-Bierfläschchen. Das ist bekanntlich chinesisches Bier – und China spielt nicht bei der WM mit. Aber ich hab mir so gedacht: China, Japan, Korea – die sehen doch eh alle gleich aus. Wird also nichts dabei sein, wenn ich das zum nächsten Koreaspiel trinke.
Was soll ich sagen: Eine Flasche Tsingtao lag auf dem Band, der freundliche junge Herr an der Kasse hat aber sechs plus sechs Mal Pfand eingetippt. Ich hab’s natürlich erst Zuhause bemerkt. Somit sitze ich jetzt vor dem wohl teuersten Tsingtao aller Zeiten und überlege, ob ich deshalb jetzt für Südkorea sein muss. Oder ob ich nur aus reinster Deutschland-Taktiererei für Südkorea sein muss.
Nun gut. Eine kleine grüne Flasche, die ziemlich kompakt bis gestaucht wirkt. Ins Glas ist der Name dies Bieres eingraviert und ein paar chinesische Schriftzeichen. Ich vermute, dass das auch Tsingtao heißt. Könnte aber auch Pekingente heißen. Auf dem grün-roten Etikett ist zwischen zwei goldenen Löwen ein asiatischer Tempel zu sehen. Interessant natürlich: Neben Gerstenmalz ist auch ein kleiner Anteil Reis verbraut.
Das chinesische Bier ist sehr klar und sehr, sehr hell. Es sieht wirklich schon fast wässrig aus. Immerhin hält sich der feinporige Schaum eine ganze Weile. Vielleicht ist das jetzt Einbildung, aber ich finde, dass es ein bisschen nach Reiswaffeln riecht. Der Geschmack überrascht mich durchaus. Das Tsingtao ist ziemlich mild und leicht, dank einer herben Note und genügend Kohlensäure aber sehr erfrischend. Ich muss sagen: Das find ich ganz gut eigentlich! Das kann auf jeden Fall mit vielen Pilsnern mithalten. Zur Beruhigung: Gegründet wurde die Brauerei natürlich von Deutschen in der ehemaligen deutschen Kolonialstadt Tsingtau.
In diesem Sinne: Auf geht’s Korea. Wobei ich die Mexikaner ja schon auch gerne hab.
Veröffentlicht von