Hallo Kartoffel

22:22 Uhr – Das ist sie dann wohl heute, die erste laue Sommernacht 2017. Also bei Einbruch der Dämmerung den Liegestuhl zurechtgerückt, Kerze an- und Bierchen aufgemacht. Auch jetzt wäre es noch äußerst angenehm auf meinem Balkon. Aber ich habe mich jetzt an den Schreibtisch gesetzt, um ein paar Zeilen über mein heutiges Bier zu schreiben. Das ist nämlich wirklich etwas besonders: Das Kartoffel Bier von Neuzeller Kloster-Bräu, oder wie man auch sagt: Das Bodenständige unter den Natur-Bieren. Als ich dieses langhalsige Halbliterfläschchen im Real entdeckt habe, kam ich natürlich nicht dran vorbei. Kartoffel Bier! Und es ist tatsächlich quasi ein Biermischgetränk aus Pils und Kartoffelsaft mit immer noch 4,5 Prozent (viel Kartoffelsaft kann also nicht drin sein).

Es schmeckt dann auch tatsächlich wie ein sehr herbes, fast schon bitteres Pils – und ist damit sehr nach meinem Geschmack. Wirklich ein sehr gutes Bier. Nach Kartoffeln schmeckt es übrigens glücklicherweise nicht. Was mich auch überzeugt hat: Auch die letzten Schlücke sind noch frisch und geschmackvoll, die sind bei 0,5-Liter Pils ja auch gerne mal abgestanden und fast ungenießbar. Gut also, dass ich dieses Bier probiert habe. Kartoffel Bier wäre nämlich theoretisch natürlich auch – rein vom Namen her – ein geeigneter Kandidat fürs Ekelbierwichteln gewesen.

Aber damit sind noch gar nicht alle Höhepunkte aufgezählt, die dieses Bier aus dem brandenburgischen Neuzelle zu bieten hat. Das Etikett ist nämlich auch sehr schön: Auf golden glänzendem Hintergrund fährt ein schwarzer Traktor mit  Anhänger über einen Acker, vorne liegen vier wunderschöne Kartoffeln. Und das Etikett auf dem Flaschenrücken erst, das bewirbt nämlich die Brauerei-App mit dem Slogan „Ein Blick. Ein Klick. Ein Schluck“. Großartig. Die Internetseite der Brauerei verspricht dann auch weitere Schmackhaftigkeiten wie Kirsch Bier, Apfel Bier, Ginger Bier, Anti Aging Bier, Allgäuer Heubier (aus Brandenburg – interessant), sportliches Marathon Bier oder – Obacht Harndrang – Spargel Bier. Das schöne ist: All diese und noch viel mehr Spezialitäten können online gekauft werden. Also installiert bitte alle die App, geht in den Onlineshop, kauft reichlich und trinkt in der nächsten lauen Sommernacht ein schönes Kartoffel Bier.

Süffig neutral

21:22 Uhr – Nach zwei strengen Seminartagen war heute der Gang zum gekühlten Feierabendbier unumgänglich. Ein „Original süffig frisch“ aus dem Hause Dinkelacker-Schwaben Bräu aus Stuttgart sollte es sein. Das kommt daher mit einem klassischen, grünen, runden Etikett, aus dessen Mitte ein Herr mit Schlafmütze, Bierkrug und Pfeife grüßt (ein Schwabe, so nehme ich an). Verpackt ist es in einer niedlichen 0,3 Liter Bügelflasche aus braunem Glas. Mit drin sind auch 5,1 Prozent Alkohol – und relativ wenig Geschmack. Es ist also tatsächlich sehr süffig, denn es gibt nichts, was nicht schmecken könnte (zumindest, wenn das Bier recht kalt ist). Allerdings gibt es auch nichts, was irgendwie Charakter hätte oder geschmacklich in Erinnerung bliebe. Daher: Kann man schon trinken, muss man aber nicht.

Nicht zum Kozeln

22:10 Uhr – Sechzigste Minute, 2:1 für Bayern. Da kann ein Bierchen in der Dortmunder Hosenfarbe auf gar keinen Fall schaden. Um Fortuna auf die Sprünge zu helfen, darf es dann auch ein besonderer Schatz sein: Die Dose Kozel Cerny, die ich letzten Oktober in Prag gekauft und seitdem gehütet und gepflegt habe.

TOR für Dortmund. Das ging ja schnell mit Kozel. Danke Kozel.

Gut, zugegebenermaßen habe ich das Kozel schon hauptsächlich des Namens wegen und auch ein bisschen wegen des hässlichen Dosendesigns (brauner, biertrinkender Geißbock auf braunem Grund) gekauft. Die Brauerei aus Pilsen heißt übrigens VELKOPOPOVICKY und ruft mir direkt meinen Lieblingswitz über einen Tschechen beim Augenarzt in Erinnerung. Velko Popo Vicky.

Das Bier, wie gesagt, pechschwarz. Sehr ungewöhnlich dabei ist, dass es nur 3,8 Prozent Alkohol hat. Dementsprechend leicht schmeckt es auch – und damit für ein Schwarzbier ungewöhnlich gut.

TOR für Dortmund. Das Kozel ist ja echt ein Wundergesöff. Sehr schön.

Von seinen Glücksbringerqualitäten mal ganz abgesehen: Es schmeckt ganz gut. Wenn ich das nächste Mal nach Tschechien komme, werde ich bestimmt wieder eines trinken.

Und jetzt schauen wir mal, wie das Spiel weitergeht. Ich habe das Glas schließlich erst halb leer.

Rotes Kehlchen

20:24 Uhr – Es ist ein gerne zitiertes Klischee aus den Hobbyküchen der Welt: Weil in das Sößchen ein Schuss Wein gehört, wird eine große Falsche geöffnet und während des Kochens schön ein Gläschen Rotwein nach dem anderen gekippt. Mag mancherorts so sein. Aber in Wirklichkeit geht natürlich nichts über einen kühles Koch-Bier.

Kartoffeln, Auberginen und Karotten schnippeln, die Marinade aus Knoblauch, Rosmarin und Olivenöl vorbereiten – und dabei ein kühles Rotkehlchen der Marke Berliner Bürgerbräu genießen. Berliner Bürgerbräu gibt’s wohl gar nicht mehr, aber die Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei vertreibt weiter Bier unter diesem Label, und zwar eines mit 5,3 Prozent in der Longneck-Flasche. Ob die Farbe des Getränks so rubinrot ist wie angekündigt, kann ich leider nicht sagen: Ich habe aus der Flasche getrunken. Bei richtiger Trinktemperatur und großem Durst durchaus eine Möglichkeit. Obwohl man das Rotkehlchen sogar bei Amazon kaufen kann, würde ich einen Neuerwerb nicht zwangsläufig empfehlen.

Das Rosmaringemüse ist übrigens sehr lecker geworden.

Schlummertrunk

22:44 Uhr – Zur Schlussphase des Schalkespiels und kurz vor dem Schlafengehen noch ein Schlummertrunk: BRLO Craft Beer Porter von der Braukunst Berlin GmbH. Starke 7,0% verbergen sich in der kleinen 0,3 Literflasche mit einfachem aber sauberem Etikettendesign. Und jede Menge Geschmack hat es auch. Wobei der Geschmack von dunklem Bier normal nicht so mein Ding ist. Nach dem ersten Schluck habe ich auch tatsächlich gezweifelt, ob ich das ganze Fläschchen schaffe. Aber man muss sich drauf einlassen, dann kann man dem malzigen Geschmack schon was abgewinnen. Als Hochgenuss würde ich es jetzt dennoch nicht direkt bezeichnen – aber als Schlummertrunk ist das letztendlich gar nicht so übel.

Und noch eine Schlaumaierinformation: Brlo ist der altslawische Ursprung des Namens Berlin. Na dann: NSTRVJ!

Das unabhängige Hauptstadthelle

21:38 Uhr – Das heutige Feierabendbier: „Berliner Helles – Das unabhängige Hauptstadthelle“, ein Mitbringsel für mich selbst aus Berlin aus dem Hause „Berliner Bären Bräu“. Die braune Halbliterflasche überzeugt durch ein schönes Etikett mit antikem Brandenburger Tor unter blauem Himmel, Bären-Wappen und markantem Schriftzug. Der Inhalt wartet mit 4,8 Prozent und einer Malz- (Pilsener Malz, Münchner Malz) und Hopfenmischung (Herkules, Perle, Tradition) auf. Gut gekühlt war es durchaus genießbar, für ein Helles recht herb und schon beinahe mit Pilsgeschmack. Nach einer Flasche war es dann aber auch gut, Lust auf ein zweites hat das Hauptstadthelle nicht unbedingt gemacht.

Lust auf Grape

21:48 Uhr – Zu meinem Geburtstag habe ich einige ganz außergewöhnliche und hoffentlich sehr schmackhafte Biere geschenkt bekommen. Vielleicht deshalb ist nach und nach der Gedanke in mir gereift, dass man eigentlich viel mehr Bier trinken sollte. Jetzt nicht unbedingt jeden Freitagabend zwanzig Stück. Nein, viel lieber jeden Tag eines – und das mit viel Genuss. Als eine Art Entspannungsübung. Zum Abschalten und nur auf den Geschmack konzentrieren. Statt Schokolade, Gummibärchen oder Zigaretten. Da ich eben einige tolle Biere geschenkt bekommen habe und außerdem in Berlin auch auf ein paar Sonderlichkeiten gestoßen bin, werde ich das in den nächsten Tagen und Wochen mal ausprobieren. Zurück zum guten alten Feierabendbier. Weil es heute auf meinem Balkon noch herrlich sonnig war, habe ich begonnen mit:

Lust auf Grape. Der fruchtige Biermix“, Privatbrauerei Hoepfner, Karlsruhe, 2,5%. Gut gekühlt ein sehr erfrischendes Biermischgetränk aus Vollbier und Grapefruiterfrischungsgetränk mit säuerlicher Zitrusnote, eine echt süffige Alternative zum herkömmlichen Radler. Hat mir sehr geschmeckt! (Und ich hab noch eins davon hihi)