Soleya Saison

18:57 Uhr – Ich musste zugegebenermaßen selbst etwas überlegen und nachschlagen, ob ich schon mal ein Bier des Bierstiles Saison getrunken haben. Aber ja, hab ich: Vor über zwei Jahren ein Mercury Saison von der Schweizer Blackwell Brewery. Es ist also heute keine Premiere, aber offenbar doch eher Ausnahme als Regel. Was ist eigentlich ein Saison? Das Saison (manchmal auch Farmhouse Ale genannt) ist ein traditioneller, belgischer Bierstil, der von den Wallonen stammt, die entlang der Grenze zu Frankreich leben. Es wurde früher nur in den Wintermonaten gebraut, wenn die Farmarbeiter, die „Saisoniers“, weniger Arbeit in den Felden zu erledigen hatten. Das fertige Bier war ein helles Blondes mit einer pfeffrigen Schärfe und einem ausnehmend trockenen Körper. Die modernen Interpretationen dieses alten Bierstils zeigen eine Tendenz dazu, deutlich alkoholischer zu sein und US-Brauer peppen Saisons oft und gern auch mit Gewürzen auf. Besonders Ingwer kommt gut, um das charakteristischen Hefeprofil noch besser zur Geltung zu bringen. (Quelle: Hopfenhelden)

Im vor mir stehenden Soleya Saison von Braufactum wurde aber auf Gewürze verzichtet, es sind nur die üblichen verdächtigen Brauzutaten in das Drittelliterfläschchen gelangt. Das ist mit einem schwarz-weißen Etikett beklebt, auf dem schwach die Zeichnung einer historischen landwirtschaftlichen Szenerie zu sehen ist. Im Glas gefällt das Soleya mit einem festen, schneeweißen Schaum über einem klaren, dunkelgelben Bier mit auffallend lebhafter Kohlensäure.

Der Geruch ist säuerlich bis fruchtig, an Bier erinnert er nicht direkt. Eher an leichten Most oder Cidre. Neben sehr reifen Birnen kann ich auch unreife Bananen und würzige Kräuter erkennen. Der erste Schluck ist überraschend vollmundig, gut, das Saison hat auch 6,5 Prozent Alkohol. Die fruchtigen Aromen sind weiter da, aber es handelt sich doch sehr deutlich um überreife, vergorene Früchten, denn die Süße fehlt. Im Gegenteil, es legt sich vielmehr eine träge Säure auf die Zunge, die an edlen Fruchtessig erinnert. Im Abgang zeigen sich Kräuter, die ich leider nicht näher benennen kann. Diese geben dem Bier eine schöne Würze und nehmen die zuerst geschmeckte Säure wieder komplett raus. Irgendwie erinnert es mich auch ganz, ganz leicht an ziemlich trockenen Weißwein.

Ein interessanter Stil, die leichte Säure und die Würzigkeit sind spannend und auf keinen Fall schlecht. Besonders süffig ist dieses Saison aber nicht: Eines reicht erst mal.

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