Mensch Ilija, mach hinne!

21:32 Uhr – Ich habe seit Tagen überhaupt keine Lust mehr ins Bett zu gehen. Daran ist nicht mein Bett schuld, und müde bin ich im Normalfall eigentlich auch. Der Grund ist meine Gute-Nacht-Lektüre. Seit Wochen kämpfe ich mich durch „Der Weltensammler“ von Ilija Trojanow. Dass ich für ein Buch so lange brauche, ist schon außergewöhnlich, gerade, wenn es in einer Sprache verfasst ist, in der ich fließend lesen kann. Gut, „Der Weltensammler“ hat auch über 500 Seiten, aber das ist es nicht. Das Buch macht mich einfach fertig. Der Klappentext hört sich eigentlich ganz spannend an:

Der britische Offizier Sir Richard Burton ist einer der seltsamsten Menschen des an exzentrischen Figuren reichen 19. Jahrhunderts: Anstatt in den Kolonien die englischen Lebensgewohnheiten fortzuführen und jede Anstrengung zu vermeiden, lernt er wie besessen die Sprachen des Landes, vertieft sich in die fremden Religionen und reist zum Schrecken der einheimischen Behörden anonym in diesen Ländern herum. So betritt er, in Indien zum Islam konvertiert, als einer der ersten Europäer unerkannt die heiligen Stätten von Mekka und Medina; und er reist zu den Quellen des Nils eine seelische und körperliche Zerreißprobe, die zum Zusammenbruch führt. Iljia Trojanow hat einen farbigen Abenteuerroman geschrieben, der durch genaue Sachkenntnis begeistert. Er ist Burton durch drei Kontinente hinterhergereist, um der Faszination, die Hinduismus, Islam und afrikanischen Naturreligionen auf ihn ausübten, aufzuspüren.

Das Problem: Die Geschichte ist trotzdem scheißlangweilig. Man mag es bei dieser Ankündigung eigentlich kaum glauben, aber es passiert rein Garnichts. Jetzt könnte man das Buch natürlich einfach weglegen. Das widerspricht aber erstens meinen Prinzipien und zweitens bin ich jetzt eh schon auf Seite 333. Außerdem ist da noch was anderes: Das Buch hat eine absolut verrückte Erzählweise. Im ersten Teil wechselt die Perspektive zwischen der tatsächlichen Handlung und den Erzählung eines Bediensteten des Weltensammlers, der die Geschichte von einem Schreiber aufschreiben lässt. Im nächsten Teil wechselt sich die tatsächliche Handlung dann mit im Dialog geschriebenen Befragungen verschiedener Weggefährten des Weltensammlers ab. Das macht mich auch fertig. Vor allem, weil ich mir fast sicher bin, dass auch noch eine dritte Erzählweise ins Spiel kommt, die noch dann vielleicht noch verrückter ist. Ich kann jetzt also unmöglich einfach aufhören zu lesen. Und die Hoffnung stirbt ja schließlich zuletzt, dass die Handlung doch noch besser wird. Oder zumindest der Weltensammler zuletzt stirbt.

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