11 Jahre Pinkelpause

21:00 Uhr – Dies ist ne Geschichte, die das Leben schrieb: Geht ein 60-Jähriger auf dem Weg zum Klo im Stadion verloren und bleibt dann einfach 11 Jahre in Mailand. War schön da. Quelle: Focus.

Schweizer Fan geht in Fußballstadion und kehrt elf Jahre später wieder zurück

Im Stadion ist es voll, man verliert sich auch einmal. Dass man sich aber nicht mehr wieder findet, sollte man nicht glauben. Genau das ist einem Schweizer Fußball-Fan vor elf Jahren passiert – mit unglaublichen Folgen.

Eigentlich sollte es ein normaler Fußball-Ausflug werden. Eine Gruppe des Wohn- und Werkheims aus der Nähe von Basel reiste im August 2004 zur Champions-League-Quali nach Mailand. Unter ihnen auch Rolf Bantle. Für ihn hatte dieser Abstecher verheerende Folgen. Kurz vor Spielende geht er auf die Stadiontoilette – und verläuft sich. „Ich war plötzlich in einem ganz anderen Sektor“, schildert Bantle im Gespräch mit der Zeitung „Schweiz am Sonntag“.

Der Mann verlor die Orientierung. Die Suche nach seinen Freunden war vergeblich. Sein Auto fand Bantle auf dem Parkplatz nicht mehr, ein Handy besaß er damals nicht und die Nummer seines Heims wusste er nicht auswendig. So blieb dem Schweizer nur eine Option: Er blieb in Mailand zurück. Mit 20 Euro und 15 Franken in der Tasche.

Damit bemühte sich Bantle allerdings nicht um ein Ticket in seine Heimat. Sondern blieb in Mailand – und das für ganze elf Jahre. „Es gab für mich schnell keinen Grund mehr heimzukehren“, sagt er jetzt. Binnen kurzer Zeit fühlte sich der heute 71-Jährige heimisch auf den Mailänder Straßen und freundete sich dort mit Studenten an. Auf Betteln war Bantle nicht angewiesen, denn neue Freunde sorgten für ihren „Rudi“. So wurde er in seinem Stadtviertel genannt.

In seiner Heimat wurde er wenige Wochen nach seinem Verschwinden als vermisst gemeldet und im September 2011 schließlich als verschollen erklärt.

Bantle war als Kind in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und versuchte sich als Hilfsarbeiter. Ein Alkoholproblem zwang ihn dazu, in verschiedenen Heimen zu leben. Dort habe er sich aber nie wirklich wohl gefühlt. Mailand war da eine gute Alternative für ihn. Er sagt: „In den Heimen fühlte ich mich eingeengt. Die plötzliche Freiheit gefiel mir.“ Heimweh hatte „Rudi“ nie, auch wenn die ersten beiden Winter schwierig waren und er mit Kälte zu kämpfen hatte. „Doch dann schenkte mir ein Student einen Schlafsack. Das war die Rettung“, erzählt er.

Ein Unfall brachte ihn im April 2015 zurück in seine Heimat. Auf einem Gehweg rutschte der 71-Jährige aus und brach sich den Oberschenkelknochen. Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass er nicht versichert war. Darauf wurde Bantle durch das Schweizer Konsulat in ein Baseler Krankenhaus verlegt. Zurück in Basel kommt er zu einem überraschenden Fazit: „Zehn Jahre in Mailand sind genug, und hier geht es mir ja jetzt gut.“

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