Nur Haarabschneider, nicht Halsabschneider

20:04 Uhr – Ich und die Araber – das läuft ja richtig gut in den letzten Tagen. Gestern war ich nämlich beim Frisör. Da ich in fremden Gefilden auch etwas erleben will, bin ich natürlich nicht zu einem der unzähligen Salons im schicken Marbella, sondern zu einem in einer umgebauten Garage umgebauten Ein-Mann-Betrieb. Dort kostet der Herrenschnitt nur sieben Euro und rasiert wird auch noch. Außerdem sieht das von außen schon nach Abenteuer aus.

Wir – der junge arabische Frisör (man kann das wirklich mit „ö“ schreiben, oder? Dann passt die Eselsbrücke von meinem Relilehrer aus der fünften Klasse, Herr Böhnisch, gar nicht mehr: Fris Eur (Iss Eier). Also: Wir – der junge arabische Frisör und ich – haben uns ausgezeichnet verstanden. Nach dem ein oder anderen Scherz und einem kurzen Austausch über das aktuelle Radioprogramm kamen wir zum Wesentlichen: Wie soll die Frisur denn werden. Am Beispiel des vorherigen Kunden haben wir vereinbart, dass ich meine Haare nicht ganz so kurz möchte. Beim Griff zum elektrischen Haarschneider haben wir uns nochmals darauf verständigt, dass eine Einstellung von 1,5 cm für die Seiten ausreicht. Dachte ich zumindest. Nachdem der gute Herr Frisör mit einer Einstellung von ungefähr 2 Millimetern blitzschnell einmal über meinen kompletten Kopf rasiert hat, war es für das Aufklären von eventuellen Missverständnissen so wie so zu spät. Völlig erfreut war ich darüber, dass mir zu diesem günstigen Preis so viele Haare wie noch nie entfernt wurden. Also habe ich auch noch einer Nassrasur zugestimmt und mein Leben quasi in die Hände meines neuen Freundes aus Nahost gelegt. Ich habe es ganz gut überstanden. Man ist da seinem Barbier doch etwas ausgesetzt, wenn der so mit dem Rasiermesser an der Halsschlagader rumhantiert. Und ich glaube nicht unbedingt, dass man in Spanien besonders lange in Lehre gehen muss, um anderen Männern die Barthaare weg zu säbeln.

Ich hoffe auf dem Foto ist euch aufgefallen, dass auf meinem Spiegel ein Papst-Johannes-Paul-II-Kalender steht und unten drin ein Bild von Mutter Teresa steckt. Dafür erwarte ich mir mindestens den Erlass aller meiner Sünden und der Kirchensteuer bis 2015. Herzlichen Dank. Wer sich jetzt auf Grund der schlechten Bildqualität (die Sonne hat so zum Fenster rein geschienen) meine neue Frisur noch nicht so richtig vorstellen kann: Im Kölner Stadtanzeiger gibt es ein Foto von einem vergleichbaren Exemplar.

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