19:15 Uhr – Wir schreiben das Jahr 1842, das Bier im Böhmischen schmeckt abscheulich. Der junge Braumeister Joseph Groll aus Vilshofen in Niederbayern wird nach Österreich-Ungarn gerufen, um das hervorragende bayerische Bier auch dort zu brauen. Am 5. Oktober braut er den ersten Sud ein. Gut einen Monat später, am Martinstag, Freitag dem 11. November, fließt das Gebraute in drei Gasthöfen in der westböhmischen Stadt Pilsen aus dem Hahn. Das goldgelbe Bier kommt bei den Gästen gut an. Mit der Mischung aus würzig-herbem Saazer Aromahopfen, hellem Malz und weichem Wasser aus der Region trifft Groll den Geschmack der Bierfreunde. Das Pilsener Urquell ist geboren. Und weil auch 177 Jahre später selten was gegen ein gutes Pils spricht, ist heute – zum Gedenken an Grolls Sepp aus Vilshofen – eines fällig.
Ein Pilsener Urquell habe ich in meinem Bierkeller leider keines gefunden, aber immerhin ein Pils, das in Niederbayern gebraut wurde. Nämlich das Bantam Pils von Berliner Berg, das in der Hohenthanner Schlossbrauerei gebraut wurde. Ein Berliner-Böhmisch-Bayerisches Kunstwerk also. Die Farben des Etiketts passen in meinen Augen leider nicht zusammen, ein dunkles Grasgrün und ein cremiges Hellorange. Und warum hießt das Pils Bantam Pils? Die Antwort möchte ich gerne aus dem Berliner Berg Onlineshop zitieren: „Bantam ist eine Stadt in Indonesien und von dort stammt eine besonders kleine und leichte Art von Hühnern. Nach dieser Art von Hühnern ist im Boxsport auch eine Gewichtsklasse benannt, das Bantamgewicht. Diese Klasse liegt genau in der Mitte zwischen Federgewicht und Fliegengewicht. Aufgrund des schlanken Charakters und dem Alkoholgehalt von 4,2 % unseres Pilseners haben wir uns für die Bantamklasse als Namensgeber für unser Bier entschieden“. Wäre das auch geklärt.
Im Glas kommt das Batam Pils dank einer leichten Trübung ziemlich nahe an Goldgelb ran, der Schaum zerfällt leider fast augenblicklich. In der Nase ist es äußerst spritzig und frisch, fast ein bisschen limonadig. Im Antrunk ist das Bier ganz gut, gar nicht so leicht, wie die Beschreibung erahnen ließe. Zu einer ausgewogenen Hopfenherbe gesellen sich Aromen von Honig, Gras und etwas Zitrusfrucht. Im Nachgang legt sich eine dezente Bittere auf den Gaumen, wie das bei einem ordentlichen Pils ja auch sehr gerne sein darf. Leider fehlt dem Getränk ein klein wenig die Spritzigkeit, ansonsten aber ein recht gelungenes Pils.
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